Doping-Skandal: IOC bleibt im Fall Russland misstrauisch
Obwohl Russland im Anti-Doping-Kampf jetzt auf Stabhochsprung-Olympiasiegerin Issinbajewa setzt, ermittelt das IOC weiter wegen des Verdachts auf Staatsdoping.
Das Internationale Olympische Komitee hat Russland wegen des Dopingskandals erneut das Misstrauen ausgesprochen. Bei der Sitzung der IOC-Führung um Präsident Thomas Bach wurden am Mittwoch in Lausanne Maßnahmen verlängert, die die Zusammenarbeit einschränken und die Untersuchung staatlich gedeckter Betrügereien russischer Athleten bei den Winterspielen 2014 in Sotschi vorantreiben. Der Beschluss des IOC fiel vor der Veröffentlichung des zweiten Teils des McLaren-Reports zu möglichem Staatsdoping in Russland an diesem Freitag.
Für den Fall, dass der kanadische Anwalt Richard McLaren weitere erdrückende Beweise vorlegt, war in der IOC-Erklärung von einem möglichen Ausschluss der russischen Mannschaft bei den Winterspielen in Pyeongchang im Februar 2018 aber keine Rede. Das IOC will nach Ende aller, auch eigener Ermittlungen „angemessene Maßnahmen und Strafen“ ergreifen. Internationale Sportverbände, hob das IOC hervor, hätten natürlich das Recht, russische Sportler, Funktionäre und Trainer oder auch einen ganzen Verband auszuschließen.
In Moskau, wo die Regierung jede Verwicklung in Doping scharf zurückweist, präsentierte sich Stabhochsprung-Olympiasiegerin Jelena Issinbajewa als neue Reformkraft im Anti-Doping-Kampf ihres Landes. Die 34-Jährige wurde zur Aufsichtsratsvorsitzenden der umstrittenen Anti-Doping-Agentur Rusada berufen. „Der Kampf gegen Doping ist eine der wichtigsten Herausforderungen im internationalen Sport“, sagte Issinbajewa. Bei den Olympischen Spielen im August in Rio de Janeiro war Issinbajewa - wie fast alle anderen russischen Leichtathleten - wegen jahrelangen systematischen Dopings des Verbandes der Start verweigert worden.
Jelena Issinbajewa wurde zur Aufsichtsratsvorsitzenden der russischen Anti-Doping-Agentur berufen
Das IOC hatte am 19. Juli als Reaktion auf den McLaren-Report der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA einen Maßnahmenkatalog gegen Russland beschlossen, der allerdings in vielen Punkten direkt auf die Rio-Spiele zielte. Das Paket gilt bis Jahresende und wurde nun bis auf Weiteres verlängert.
So wird das IOC beispielsweise weiter keine Sportveranstaltungen in Russland organisieren. Das IOC will die Nachtests aller Dopingproben russischer Athleten bei den Winterspielen 2014 in Sotschi vorantreiben, hieß es in einer Erklärung. In diesem Zusammenhang hatte das IOC die Wintersportverbände aufgefordert, russische Austragungsorte für Weltcups oder Weltmeisterschaften wenn möglich an Veranstalter in anderen Ländern zu vergeben.
Beim IOC arbeiten zwei Kommissionen am Fall Russland. Eine Untersuchungskommission kümmert sich um die Staatsdoping-Vorwürfe bei den Sotschi-Spielen. Eine Disziplinarkommission versucht zu klären, ob und wie Dopingproben russischer Athleten in Sotschi manipuliert wurden.
Das IOC sicherte zu, dass beide Kommissionen eng mit dem WADA-Ermittler McLaren zusammenarbeiten werden. Der kanadische Anwalt hatte am 18. Juli, dreieinhalb Wochen vor den Rio-Spielen die ersten Beweise öffentlich gemacht, aber um mehr Zeit für weitere Ermittlungen gebeten. Jetzt will er am Freitag seine endgültigen Bericht vorstellen. (dpa)