Zusammenarbeit mit Investor KKR: Ingo Schiller: "Hertha BSC stand mit dem Rücken zur Wand"
Herthas Finanzchef Ingo Schiller verteidigt die Partnerschaft mit KKR. Ohne dessen Einstieg wäre Platz drei nicht möglich geworden, sagt er - und wirbt um neue Investoren.
Das Verhältnis zwischen Hertha BSC und dem FC Augsburg war zuletzt von einigen Spannungen gekennzeichnet. Pal Dardai, der Trainer des Berliner Fußball-Bundesligisten, hat ziemlich ungehalten auf die Aussage seines Augsburger Kollegen Markus Weinzierl reagiert, dass Hertha BSC auch deshalb so erfolgreich spiele, weil Dardai den erfolgreichen Spielstil seiner Augsburger Mannschaft kopiert habe. Andererseits sollen sie in Augsburg zu Saisonbeginn ein wenig vergrätzt gewesen sein, dass sich Vladimir Darida und Niklas Stark für Berlin entschieden haben und gegen den FCA.
Da passt es ganz gut ins Bild, was Klaus Hofmann, der Präsident der Augsburger, am Montagvormittag auf die Ausführung von Herthas Finanzgeschäftsführer Ingo Schiller zur Zusammenarbeit mit dem Finanzinvestor KKR erwidert. Eine Partnerschaft mit einem Private-Equity-Unternehmen? „Wie so was in einem Fußballverein funktionieren kann, ist mir ein Rätsel“, sagt Hofmann. „Aber ist ja Gott sei Dank nicht mein Problem.“
Problem? Welches Problem?, würde Ingo Schiller vermutlich sagen. Herthas Finanzgeschäftsführer hat ja gerade genau das Gegenteil erörtert: wie nämlich sein Klub von der Zusammenarbeit mit KKR profitiert hat. Platz drei in der Bundesliga – um seinen Vortrag beim Sportbusiness-Kongress Spobis in Düsseldorf zusammenzufassen –, wäre ohne den Einstieg des Finanzinvestors vor fast auf den Tag genau zwei Jahren nicht möglich gewesen.
„Der Verein Hertha BSC hätte sich ohne diese Partnerschaft nicht so entwickelt“, sagte Schiller. Platz drei, das hieße am Ende der Saison Champions League – und würde Herthas Finanzsituation noch einmal deutlich verbessern. Allerdings hat sich Schiller „strikt verboten, hinzugucken, welche Einnahmen in der Champions League zu erzielen sind. Das ist von uns noch zu weit entfernt.“
Herthas Geschäftsführer erinnerte noch einmal an die Situation beim Einstieg der KKR. „Wir standen eher mit dem Rücken zur Wand", sagte er. Das ist vermutlich eine recht freundliche Umschreibung des damaligen Zustands. Hertha war nach zwei Abstiegen hoch verschuldet und habe, so Schiller, damals unter einem hohen Druck gestanden, Geschäfte zu tätigen, die künftige Einnahmen betrafen. In der Branche ist es ein offenes Geheimnis, dass die Berliner ohne die Mittel des Finanzinvestors große Schwierigkeiten gehabt hätten, überhaupt noch eine Lizenz für die Bundesliga zu bekommen.
61,2 Millionen Euro hat Hertha im Januar 2014 von der KKR erhalten. Für 18 Millionen Euro erwarb der Investor 9,7 Prozent der Gesellschaftsanteile der Hertha BSC KgaA; zusätzlich besitzt er die Möglichkeit, seine Anteile auf bis zu 33,3 Prozent aufzustocken. Mit dem Rest des Geldes hat Hertha Schulden getilgt und Rechte zurückgekauft, sodass sich die Einnahmeseite deutlich entspannt hat. Auf sieben Jahre ist die Zusammenarbeit zunächst einmal angelegt, mit der beidseitigen Option auf eine dreijährige Verlängerung.
Augsburgs Präsident Klaus Hofmann, der laut eigener Aussage über ausreichend Erfahrung in der Branche verfügt, hält gerade das für etwas weltfremd. Private-Equity-Unternehmen rechneten in anderen, weit kürzeren Zeiträumen. Wenn’s gut laufe, wolle der Investor den Gewinn mitnehmen, und wenn’s schlecht laufe, gebe es Ärger.
Schiller hält dem entgegen, dass KKR vor allem über die Wertsteigerung Herthas auf seine Kosten komme. Das hängt zum einen mit dem aktuellen sportlichen Erfolg der Berliner zusammen, zum anderen mit der allgemeinen Marktentwicklung im Fußball. Als Hertha den eigenen Wert vor zwei Jahren mit 220,6 Millionen Euro veranschlagt hatte, wurde das noch als deutlich überzogen eingeschätzt. „Wir haben längst bewiesen, dass dieser Wertansatz völlig gerechtfertigt ist“, sagte Schiller. Das habe sich im Sommer 2014 gezeigt, als Hertha durch einen Kontakt der KKR einen weiteren Investor an Land gezogen habe. Herthas Wert wurde da bereits mit 300 Millionen Euro beziffert.
Der Klub sei offen für weitere Investoren, sagte Schiller, der diese Aussage als „bewusstes Signal in den Markt“ verstanden sehen will. Die Zusammenarbeit mit KKR sei „der erste richtige und wichtige Schritt“. Auf die Frage, ob es nur dadurch möglich gewesen sei, den von anderen Klubs umworbenen Verteidiger John Anthony Brooks für weitere drei Jahre an Hertha zu binden, antwortet Schiller nur: „Ein klares Ja.“
Folgen Sie der Tagesspiegel-Sportredaktion auf Twitter: