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Was soll ich denn machen? Nichts mehr! Janos Radoki muss in Fürth gehen.
© dpa

Trainer in der Zweiten Liga: In prekären Arbeitsverhältnissen

Vier Spieltage, vier Trainerentlassungen. In der Zweiten Liga wird mit zittrigen Fingern regiert - weil die Erwartungen fast zwangsläufig enttäuscht werden. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Norbert Meier ist schon einige Jahre als Trainer im Profifußball tätig, er ist auf- und abgestiegen, eingestellt und entlassen worden, und er macht nach außen den Eindruck, dass er den Irrsinn seines Berufs nur bedingt an sich heranlässt. Das ist auch gut so, weil Meier gerade in einem prekären Arbeitsverhältnis beschäftigt ist. Mit dem 1. FC Kaiserslautern liegt er auf Platz 17 der Zweiten Liga, in zehn Tagen muss er mit seiner Mannschaft beim starken Aufsteiger Holstein Kiel antreten. Wenn es also halbwegs normal läuft, ist der FCK anschließend Letzter – und Meier seinen Job los.

Vier Spieltage sind in der Zweiten Liga vorüber, vier Mannschaften waren bisher Tabellenletzter. Drei von ihnen haben anschließend ihren Trainer gefeuert: Erzgebirge Aue, der FC Ingolstadt und nun die Spielvereinigung Greuther Fürth. Nimmt man noch den Bochumer Gertjan Verbeek hinzu, der in der Vorbereitung entlassen wurde, haben bereits vier Zweitligisten andere Trainer als am 1. Juli. Wenn das in diesem Tempo weitergeht, wird am Saisonende jeder Zweitligist statistisch 1,88 Mal den Trainer gewechselt haben.

Der deutsche Fußball hat sich in der jüngeren Vergangenheit einiges auf seine Erfolge und seine systematische Arbeit zugute gehalten; Kontinuität ist das Lieblingswort aller Bundesligamanager. An der Zweiten Liga aber geht diese Entwicklung nahezu komplett vorbei. Die Zweite Liga ist der nervöse und leicht zittrige Bruder der Bundesliga. Janos Radoki war in Fürth knapp zehn Monate im Amt, Maik Walpurgis in Ingolstadt neun und Thomas Letsch in Aue nicht mal zwei.

Es ist kein Zufall, dass die Klubs, die bisher ihre Trainer gewechselt haben, sich an den Rändern der Liga bewegen. Fürth, Ingolstadt und Bochum waren vor nicht langer Zeit noch erstklassig; Aue ist erst vor einem Jahr aus der Dritten Liga aufgestiegen. Die Zweite Liga ist eine Transitliga: Die einen wollen so schnell wie möglich wieder nach oben, die anderen auf keinen Fall zurück nach unten. Da sind enttäuschte Erwartungen fast zwangsläufig und Veränderungen auf der Trainerposition nur eine Folgeerscheinung.

Insofern kann Norbert Meier froh sein, dass er nicht schon nach dem ersten Spieltag entlassen worden ist. Da war er mit Kaiserslautern Tabellenletzter.

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