Gladbachs Patrick Herrmann: Immer wertvoller
Auch dank Patrick Herrmann behauptet Borussia Mönchengladbach Platz drei. Mehr als fünf Jahre liegt Herrmanns Bundesligadebüt bereits zurück, seine Veranlagungen sind früh aufgefallen, aber nie spielte er so stabil wie zurzeit.
Es kommt nicht allzu oft vor, dass Lucien Favre sich von seinen Emotionen mitreißen lässt. Der Schweizer Trainer von Borussia Mönchengladbach kokettiert gern mit seiner offensiven Nüchternheit. Doch das, was er am Samstag im Spiel seiner Borussia gegen die aus Dortmund nach einer halben Stunde zu sehen bekam, musste selbst einem derart perfektionistisch veranlagten Menschen wie Favre das Herz erwärmen. Tief in der eigenen Hälfte startete Patrick Herrmann, den Ball eng am Fuß, einen weiten Lauf, vier Dortmunder versuchten sich vergebens als Störer. Am Ende nahm Herrmann (mit Ball) dem Dortmunder Innenverteidiger Neven Subotic (ohne Ball) scheinbar ohne größere Anstrengung die entscheidenden Meter ab, ehe er mit einem überlegten Querpass dem Brasilianer Raffael das Tor zum 2:0-Pausenstand ermöglichte. „Ein fantastisches Tor, Dribbling und Schnelligkeit zusammen – das war ein Konter!“, sagte Favre. Von Nüchternheit ausnahmsweise keine Spur.
Herrmann stand nach dem 3:1-Sieg der Gladbacher in der Interviewzone, als auf den Bildschirmen das Tor noch einmal gezeigt wurde. Er drehte den Kopf und kommentierte seinen Slalomlauf: „Ich habe den Ball immer wieder angestippselt – und ich glaube, ich habe alle auf dem falschen Fuß erwischt.“ Patrick Herrmann aber ist derzeit definitiv auf den richtigen Füßen unterwegs. Der 24-Jährige hat erheblich dazu beigetragen, dass die Gladbacher den dritten Platz in der Fußball-Bundesliga nun schon seit acht Spieltagen gegen die hartnäckigen Leverkusener behaupten. In der Rückrunde hat Herrmann sieben Tore erzielt und zwei vorbereitet. Er war damit fast an der Hälfte aller Gladbacher Treffer (19) beteiligt. „Platz drei war nie unser Ziel“, sagte er. „Aber jetzt stehen wir nun mal da und haben alles selbst in der Hand.“
Mehr als fünf Jahre liegt Herrmanns Bundesligadebüt bereits zurück, seine Veranlagungen sind früh aufgefallen, aber nie spielte er so stabil wie zurzeit. Mit zehn Saisontoren hat er seine persönliche Bestleistung (sechs) bereits deutlich übertroffen. „Patrick macht in dieser Saison eine tolle Entwicklung“, hat Sportdirektor Max Eberl schon vor einigen Wochen gesagt. „Er wird immer mehr ein Mann!“
Herrmann ist auf dem Wege zu einem guten Nachfolger von Marco Reus
Als Marco Reus 2012 von Gladbach zum BVB wechselte, galt Herrmann vielen als dessen legitimer Nachfolger; inzwischen wirkt ein solches Urteil nicht mehr völlig weltfremd. Das 60-Meter-Solo vor dem 2:0 erinnerte in Tempo, Ballführung und Entschlossenheit in der Tat an Reus. Hinzu kommt, dass Herrmann sich im Abschluss deutlich verbessert hat. „Patrick geht in den Strafraum, und wenn du in den Strafraum gehst, schießt du auch Tore“, sagt sein Trainer Lucien Favre.
Die Qualitäten des Offensivmannes sind auch andernorts nicht verborgen geblieben. „Er ist ein außergewöhnlich guter Spieler“, sagte Dortmunds Trainer Jürgen Klopp nach der Niederlage am Wochenende. „Er ist super geradlinig, aber auch geduldig genug für den richtigen Moment. Er hatte nicht so viele Aktionen, aber in den entscheidenden Momenten war er voll da.“ Auch Gladbachs erstes Tor durch Oscar Wendt nach nicht einmal 30 Sekunden hatte Herrmann mit einem entschlossenen Vorstoß in den Dortmunder Strafraum eingeleitet.
Dass auch der BVB, wie bereits kolportiert, schon an Herrmann interessiert war, hat Klopp glaubhaft dementiert. Inzwischen wäre es auch zu spät. Denn anders als Reus haben die Gladbacher Herrmann, der schon in der A-Jugend für den Klub gespielt hat, langfristig an sich binden können. Bis 2019 hat der frühere U-21-Nationalspieler seinen Vertrag gerade verlängert. „Da wird man im Kopf etwas freier, weil man weiß, was die nächsten Jahre bringen“, hat Herrmann gesagt. „Mein Weg in Gladbach ist noch nicht zu Ende.“
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