Alexander Zverev in der Krise: Im Kampf mit sich selbst
Der 22 Jahre alte Zverev schleppt momentan viele Probleme mit sich rum. Doch noch hat er Zeit, Großes aus seinem Talent zu machen. Ein Kommentar.
Alexander Zverev ist bei einem Grand-Slam-Turnier wieder einmal früh gescheitert. Der immer noch junge Deutsche hat mit einer Erstrundenniederlage gegen den tschechischen Qualifikanten Jiri Vesely am Montag in Wimbledon all jene bestätigt, die ihm nicht zutrauen, dass er reif für die größten Bühnen in seinem Sport ist.
Tatsächlich enttäuscht Zverev viel zu häufig, wenn es wirklich wichtig wird und sich ein paar mehr Menschen für Tennis interessieren als dies üblicherweise der Fall ist.
Doch diesmal darf er sozusagen mildernde Umstände geltend machen. Denn auch für einen Profisportler gibt es ein Leben neben dem Platz. Und das ist momentan offenbar ein ziemlich hartes für den 22-Jährigen. Der Vater musste im Frühjahr im Krankenhaus behandelt werden, Bruder Mischa kämpft mit Burn-Out-Symptomen. Dazu gab es Berichte über eine vermeintliche Trennung von seiner Freundin und eine Pollenallergie bei Berater Ivan Lendl, der deswegen monatelang nicht an Zverevs Seite stand.
Doch das alles scheint nichts gegen die Auseinandersetzung mit seinem früheren Manager Patricio Apey zu sein. Dass der Chilene mit allen Wassern gewaschen ist, war in der Szene bekannt und dass er sich nicht einfach abservieren lassen würde, hätte Zverevs Team zumindest ahnen können.
Man muss ihn nur lassen
Nun stehen die Zeichen in diesem Duell auf Schlammschlacht, zumindest hinter den Kulissen scheint es zwischen den Parteien ordentlich zur Sache zu gehen. Wer dabei im Recht ist, werden wohl Gerichte entscheiden. Solange muss Zverev das Thema weiter mit sich herumschleppen – und nebenbei noch Tennis spielen und das möglichst erfolgreich.
In Situationen wie dieser wäre jeder normale Mensch überfordert. Dass es sportlich nicht läuft beim deutschen Tennis-Hoffnungsträger, ist deshalb nur zu verständlich. Geduld ist gefragt.
Bei Alexander Zverev und bei allen, die ihn vielleicht ein bisschen vorschnell in eine Schublade stecken wollen. Noch hat er Zeit, Großes aus seinem Talent zu machen. Und er wäre nicht der erste, der aus einer Krise gestärkt hervorgeht. Man muss ihn nur lassen.