zum Hauptinhalt
Spaßvogel mit ernsten Absichten. Iker Romero war zu Spielerzeiten als Stimmungskanone beliebt, konnte aber auch den Finger in die Wunde legen, wenn es drauf ankam. Als Trainer möchte er junge Talente fördern und ihnen mit seiner Erfahrung von 200 Länderspielen bei der Entwicklung helfen.
© picture alliance / dpa

Handball-Bundesliga: Iker Romero: Ein Weltmeister wird Lehrling

Iker Romero wird Co-Trainer bei Hannover-Burgdorf - damit trifft der ehemalige Füchse-Kapitän künftig mindestens zwei Mal pro Saison auf seinen Ex-Klub.

Kurz vor dem Karriereende hat Iker Romero einmal die Geschichte von seinem ersten Angebot aus Deutschland erzählt. Es war Mitte der Nuller Jahre, als sich der TBV Lemgo um die Dienste des Ausnahmehandballers bemühte, der seinerzeit für den FC Barcelona spielte. Also nahm sich Romero eine Deutschlandkarte – und suchte und suchte und suchte. Wo Hamburg liegt, wusste der Spanier beispielsweise, auch Berlin, Köln und München konnte er verorten. Aber Lemgo? Dieses 40 000-Einwohner-Städtchen in Ostwestfalen? „Als ich es gefunden hatte, war klar: Das ist nichts für mich“, erzählte Romero, „nichts für ungut, aber ich habe gewisse Ansprüche. Das Paket muss stimmen.“ So wie beim FC Barcelona, „dem besten Klub der Welt“, wie Romero bis heute sagt. Oder wie später in der nächsten Weltstadt, bei den Füchsen Berlin, die Romero zwei Jahre als Kapitän aufs Feld führte, bevor er seine aktive Karriere schließlich beendete.

Nun hat der 37-Jährige wieder einen Verein gefunden, bei dem das Paket offenbar stimmt. Ab der kommenden Spielzeit wird Romero als Co-Trainer des Bundesligisten TSV Hannover-Burgdorf arbeiten, wie die Niedersachsen kürzlich bekannt gaben. Damit kommt es künftig mindestens zwei Mal pro Saison zum Duell mit seinem ehemaligen Klub aus Berlin, bei dem sich Iker Romero in vier Jahren unsterblich gemacht hat – zum einen als Kapitän jener Mannschaft, die 2014 mit dem DHB-Pokal den ersten Titel der Vereinsgeschichte nach Berlin holte und weitere Erfolge nachlegte, vor allem aber als gut gelaunter, witziger und trotzdem äußerst zielstrebiger Zeitgenosse, der den Rest der Mannschaft stets mitreißen konnte.

Auf seiner ersten Trainerstation steht der ehemalige Rückraumspieler nämlich eher in der zweiten Reihe und darf gewissermaßen bei einem Arrivierten hospitieren: Als Cheftrainer haben die Hannoveraner Carlos Ortega verpflichtet, einen 45-jährigen Spanier und engen Vertrauten Romeros, der zuletzt die japanische Nationalmannschaft verantwortete. „Für mich ist es eine perfekte Mischung: Carlos bringt große Erfahrung mit und weiß, wie es läuft“, sagt Romero, „ich habe als Trainer ja eher weniger Erfahrung.“ Dafür will er mit seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz als mehrfacher Champions-League-Sieger, Weltmeister und 200-facher Nationalspieler helfen.

Nach dem Karriereende in Berlin vor zwei Jahren hatte sich Romero zunächst rar gemacht. Nach drei, vier Monaten Pause auf dem privaten Weingut in seiner Heimatstadt Vitoria im Norden Spaniens widmete er sich seinem Master-Studium und dem notwendigen Trainerlehrgang, den er vor kurzem abgeschlossen hat. „Ich bin jetzt extrem motiviert und freue mich auf die Aufgabe in Hannover“, sagt Romero. Ganz so leicht wird es für den 37-Jährigen und seinen Cheftrainer allerdings nicht: Das Gespann wird zunächst die Geschehnisse der Rückrunde 2016/17 aufarbeiten müssen, in der die TSV Hannover-Burgdorf kein einziges Bundesliga-Spiel gewann. Die Niedersachsen konnten am Ende von Glück reden, dass sie sich zuvor bereits ein solides Punktepolster erarbeitet hatten – sonst wären sie in die zweite Liga abgestiegen.

Romeros Aufgabengebiet umfasst allerdings ausdrücklich nicht nur die Profi-Mannschaft, sondern vor allem die Nachwuchsabteilung des Vereins. „Ich habe schon in Barcelona und bei den Füchsen gemerkt, dass ich gern mit jungen Spielern arbeite. Ich will ihnen mein Wissen weitergeben“, sagt er. Romeros Stärke als Spielmacher bestand vor allem darin, fast ausnahmslos die richtigen Entscheidungen zu treffen: Wann werfe ich aufs Tor? Wann lege ich zum Mitspieler ab? Und gibt es nicht irgendwo einen Kollegen, der noch besser positioniert ist? „Das sind Sachen, die man nicht trainieren kann, weil es ganz oft auch um den richtigen Instinkt in der passenden Situation geht“, hat Paul Drux, das Ausnahmetalent der Füchse Berlin, einmal über die gemeinsame Zeit mit Weltstar Romero erzählt. Mittlerweile ist Drux ein gestandener Profi, der sogar ein paar Spielzüge aus dem Taktikbuch des Iker Romero adaptiert hat. In Hannover hoffen sie nun, dass Romero ähnlich positiven Einfluss auf den dortigen Nachwuchs haben wird.

Zur Startseite