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Velimir Petkovic ist der neue Trainer bei den Füchsen Berlin.
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Exklusiv

Füchse-Trainer Velimir Petkovic: "Ich möchte Deutscher Meister werden"

Der neue Füchse-Trainer Velimir Petkovic hat große Ziele und auch schon erkannt, woran es bei den Berlinern zuletzt krankte.

Herr Petkovic, müssen sich die Mieter Ihrer Berliner Wohnung demnächst etwas Neues suchen?

Wie meinen Sie das?

Es heißt, Sie haben vor fünf Jahren eine Wohnung in Schöneberg gekauft, die mittlerweile vermietet ist. Da könnten Sie ja irgendwann einziehen, wo Sie doch gerade Trainer der Füchse Berlin geworden sind.

Stimmt. Aber wir werden das sicher anders lösen, auch wenn ich gehört habe, dass es schwierig geworden ist, in Berlin Wohnungen zu finden. Im Moment lebe ich erstmal im Hotel, das ist für die ersten Tage okay, aber wenn meine Frau nachkommt, suchen wir uns etwas Eigenes.

Bisher haben Sie an kleineren Standorten als Trainer gearbeitet, in Wetzlar, Göppingen und Eisenach. Was bedeutet der Umzug nach Berlin für Sie persönlich?

Es ist einfach großartig! Meine beiden Söhne haben in Berlin studiert und leben bis heute hier, das wird eine echte Familienzusammenführung, wir freuen uns riesig darauf. Und die sportliche Aufgabe reizt mich natürlich auch: Die Füchse Berlin sind ein etablierter Spitzenverein, eine Topadresse, nicht nur in Deutschland, sondern in Europa.

Die Entlassung von Erlingur Richardsson kam für viele überraschend, einen Tag später standen Sie bereits als sein Nachfolger fest. Wie ging das so schnell?

Ich habe seit langer Zeit gute Kontakte zu Füchse-Manager Bob Hanning, über 20 Jahre schon. Wir haben uns in den letzten Jahren regelmäßig ausgetauscht, auch in der laufenden Saison. Dass er mich dann gefragt hat, konnte ich zuerst gar nicht richtig glauben. Ich musste dann auch nicht lange überlegen.

Sie müssen doch innerlich immer noch vor Freude im Kreis springen. Zuletzt waren Sie Zweitliga-Trainer in Eisenach – nun dürften Sie ein Team aus der Bundesliga-Spitze verantworten.

Moment. Unter meiner Verantwortung ist der ThSV Eisenach nicht aus der Bundesliga abgestiegen, da lege ich großen Wert drauf. Und in Wetzlar und Göppingen haben wir zuvor sehr erfolgreich gearbeitet, das steht, glaube ich, außer Frage. Ich bin ein erfahrener Trainer und traue mir die Aufgabe in Berlin absolut zu. Sonst hätte ich auch nicht zugesagt. Aber es ist schon so, wie Sie sagen: Ich habe, abgesehen von meinem Heimatverein im damaligen Jugoslawien, vielleicht nie so eine starke Mannschaft gehabt wie jetzt die Füchse Berlin.

"Was mir aufgefallen ist: Den Füchsen hat die Konstanz gefehlt"

Was bedeutet diese Gewissheit für Ihre Ziele mit dem Verein?

Ich habe zu Präsident Frank Steffel gesagt, dass ich mit den Füchsen Deutscher Meister werden möchte, aber so etwas braucht Zeit. Jetzt muss es erst einmal darum gehen, dass wir kein Außenseiter mehr sind, egal, in welche Halle wir einlaufen, auch wenn der Gegner Kiel, Flensburg oder Rhein-Neckar Löwen heißt. Außerdem wollen wir im EHF-Pokal das Finalturnier erreichen und in der Bundesliga besagte Mannschaften angreifen, die in der Tabelle vor uns stehen.

Wie haben Sie die Mannschaft der Füchse denn in dieser Saison erlebt?

Ich habe viele Spiele gesehen. Es ist eine richtig gute Mannschaft mit vielen Top-Spielern: Heinevetter, Stochl, Drux, Wiede, Lindberg, Nenadic… ich könnte noch weitermachen. Was mir aber aufgefallen ist: Den Füchsen hat die Konstanz gefehlt, oftmals waren sie nicht souverän, obwohl sie viele Spiele dank ihrer individuellen Klasse noch gewonnen haben. Individuelle Klasse ist auch gut, dagegen werde ich nichts sagen. Aber wir müssen dahinkommen, dass die Mannschaft stabil ist und in Abwehr und Angriff ein klar erkennbares System spielt.

Wo werden Sie zunächst die Schwerpunkte im Training setzen?

Wir müssen viel mehr einfache Tore erzielen, also bei den Tempogegenstößen. Das entlastet die Mannschaft, und die Voraussetzungen im Kader sind dafür gegeben: ein starkes Torhüter-Gespann, erfahrene Abwehrspezialisten und schnelle Außenspieler – damit kann man arbeiten.

Bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag stehen nun drei Pflichtspiele an, im Januar findet die WM in Frankreich statt, für die die Füchse wieder zahlreiche Nationalspieler abstellen. Was können Sie in nächster Zeit überhaupt mit der Mannschaft erarbeiten?

Das erleichtert meine Arbeit sicher nicht, aber wenn man gute Spieler und Nationalspieler im Kader hat, muss man diesen Preis manchmal bezahlen. Schließlich wollen alle für ihr Nationalteam spielen, das ist doch verständlich. Wir schauen jetzt erstmal auf die nächsten drei Bundesliga-Spiele und werden versuchen, dort maximal erfolgreich zu sein.

Auf welche Punkte legen Sie als Trainer besonderen Wert?

Ich bin ein kampfstarker und sehr emotionaler Mann. Jemand, der klare Ansprachen mag, eine klare Linie vorgibt und immer Disziplin einfordert. Wenn die Mannschaft das umsetzt, können wir zusammen erfolgreich sein, davon bin ich überzeugt.

Das Gespräch führte Christoph Dach

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