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Das Zaubertor des Zlatan Ibrahimovic
© Witters

Das Zaubertor des Zlatan Ibrahimovic: "Ibracadabra": Ein Fallrückzieher verzückt die Fußball-Welt

Die Fans verzaubert, den Gegner verblüfft, die Fachwelt erstaunt: Mit seinem Zaubertor hat Zlatan Ibrahimovic für viele Fußball-Geschichte geschrieben. Nun wird er verglichen mit Maradona und van Basten. In einer entscheidenden Angelegenheit kam Ibrahimovic aber ein paar Stunden zu spät.

„Ibracadabra. Was war denn das für ein Tor?!“ Nach dem einzigartigen Treffer von Zlatan Ibrahimovic sprach die Zeitung „Tuttosport“ den verblüfften Fußball-Fans aus der Seele. Mit seinem Wahnsinns- Fallrückzieher beim 4:2 (1:2)-Sieg über England vom Mittwochabend hatte der Schwede rund um den Globus für Verzückung gesorgt.

Ibrahimovic' halsbrecherische Luftnummer lief in allen TV-Sportsendungen rauf und runter, Millionen klickten sie bei Youtube an, in den Sozialen Netzwerken fragten sich Fans, Experten und Profis: War dies das schönste Tor aller Zeiten? „Manchmal muss man sich vor so einer Leistung einfach verbeugen“, betonte Steven Gerrard. Der englische Routinier darf damit prahlen, bei dem „großen Moment der Fußballgeschichte“ („lefigaro.fr“) live dabei gewesen zu sein. „Das war das beste Tor, das ich je gesehen habe“, lobte der Liverpool-Profi nach seinem 100. Länderspiel. Für das Jubiläum interessierte sich an dem Abend freilich niemand mehr.

Es war die magische Nacht des Zlatan Ibrahimovic, der selbst beim Stand von 3:2 in der 90. Minute - nach dreien seiner Tore, versteht sich - noch einen draufsetzte: Als Englands Torhüter Joe Hart einen Ball außerhalb des Strafraums mit dem Kopf klärte, war Ibrahimovic zur Stelle und beförderte die Kugel trotz seiner 1,92 Meter Körpergröße akrobatisch aus rund 25 Metern ins Tor.

„Es hat Spaß gemacht, den Zuschauern etwas zu bieten, aber es ist schwer zu beschreiben, was ich dabei gefühlt habe. Es hat einfach Spaß gemacht“, sagte der Star-Torjäger von Paris St. Germain, dessen Treffer viele künftig in einem Atemzug mit den Toren Maradonas bei der WM 1986 oder Marco van Bastens bei der EM 1988 nennen werden.

Dass der „historische Ibra“ („Gazzetta dello Sport“) nach seinem „Tor des Jahrzehnts“ („lemonde.fr“) aber nicht mit dem FIFA-Preis für den schönsten Treffer 2012 geehrt werden dürfte, liegt an der jüngst abgelaufenen Kandidaten-Deadline. Wenige Stunden vor dem Spiel der Schweden im neuen Stockholmer Nationalstadion „Friends Arena“ hatte der Weltverband die Liste mit den zehn Anwärtern auf den Puskás-Preis vorgestellt. „Ich habe gesehen, dass ich nicht dabei war, und das Problem musste ich lösen“, witzelte Ibrahimovic nach seiner Gala. „Wenn in Deutschland das Tor des Jahres gewählt wird, sollte dieses Tor unbedingt dabei sein“, forderte Nürnberg-Trainer Dieter Hecking und fand: „Das war ein außergewöhnlicher Moment des Sports.“

Die schwedisches Boulevardzeitung „Aftonbladet“ sprach vom „Sieg des Künstlers über die Schwerkraft“. Das „Svenska Dagbladet“ fragte sich, ob Ibrahimovic von einem anderen Stern stammt. Er spiele auf einem Level, das kein Schwede erreicht habe, auch nicht die Legenden Gunnar Nordahl, Gunnar Gren, Niels Liedholm oder Thomas Brolin. Im fernen Amsterdam registrierte manch ein Deutscher mit Genugtuung, dass die Schweden wie schon beim 4:4 in Berlin erneut einen Rückstand mit vier Treffern wettmachten. „Vier Tore. Da sieht man, das passiert auch anderen“, meinte Verteidiger Per Mertesacker. Bundestrainer Joachim Löw sagte: „Wenn die Schweden alles oder nichts spielen, haben sie gute Leute vorne.“ Wobei: „Gut“ ist ein Adjektiv, das Zlatan Ibrahimovic an dem Mittwoch nicht annähernd gerecht wird.

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