24. Spieltag der Bundesliga: HSV erzwingt wichtigen Sieg gegen Gladbach
In einem wilden Spiel mit vielen Chancen siegen die Hamburger und holen wichtige Punkte im Abstiegskampf.
So richtig trauten sie der Sache noch nicht, nachdem sie sich zweimal zu früh gefreut hatten. Sie guckten auf die Spieler, auf den Schiedsrichter, erst als die Torhymne eingespielt wurde, brach im Hamburger Volksparkstadion noch einmal lauter Jubel aus. Zwei Treffer hatte Schiedsrichter Deniz Aytekin binnen sieben Minuten – zu Recht – nicht gegeben, doch als der Ball eine Minute später zum dritten Mal im Tor von Borussia Mönchengladbach lag, zählte der Treffer. Sie hatten es regelrecht erzwungen.
Dass der Hamburger SV dieses Spiel mit aller Macht gewinnen wollte, das war ihm jederzeit anzumerken. Und auch wenn er bis zehn Minuten vor Schluss warten mussten, ehe Bobby Wood den erlösenden 2:1 (1:1)-Endstand erzielte – der Eifer wurde belohnt. Während die Gladbacher unter ihrem Trainer Dieter Hecking die erste Auswärtsniederlage kassierten, feierte der HSV einen wichtigen Erfolg im Abstiegskampf. „Wir haben eine wahnsinnig gute Mentalität gezeigt“, sagte Mittelfeldspieler Lewis Holtby.
Wie schon beim Pokalspiel beider Mannschaften elf Tage zuvor hatten die Hamburger sehr forsch begonnen. Sie attackierten früh, „wir wollten dem Gegner richtig weh tun“, sagte Trainer Markus Gisdol. Die Gladbacher, die auf Lars Stindl (Hüftprobleme) und Raffael (Grippe) verzichten mussten, versuchten mit langen Bällen die Pressinglinie zu überspielen, fanden aber selten ihr Ziel. Besonders ansehnlich war das Spiel zunächst nicht. Aber das änderte sich Mitte der ersten Hälfte, nachdem die Gladbacher mit ihrer ersten nennenswerten Offensivaktion in Führung gegangen waren.
Nach einem Freistoß von Oscar Wendt kam Innenverteidiger Andreas Christensen im Hamburger Strafraum recht frei zum Kopfball und traf zum 1:0. Aber die Freude schien nur ein paar Minuten zu währen, dann feierte das Stadion Wood für den vermeintlichen Ausgleich. Die Torhymne erklang bereits aus den Lautsprechern, die Spieler jubelten an der Eckfahne, doch auf der gegenüberliegenden Seite beriet sich Aytekin mit seinem Assistenten – und annullierte den Treffer anschließend, weil Albin Ekdal bei der Vorbereitung im Abseits gestanden hatte.
Das Volk tobte, und es wäre fast noch ärger gekommen. Quasi im Gegenzug scheiterte Josip Drmic aus sieben Metern an Torhüter René Adler. Fünf Minuten später zählte ein weiteres Tor des HSV, diesmal von Holtby, nicht; doch noch ehe der Ärger auf den Rängen verflogen war, traf Filip Kostic dann wirklich und tatsächlich zum 1:1. Er setzte sich im Kopfballduell gegen Nico Elvedi durch, und als sollten die Nerven der Hamburger noch ein bisschen strapaziert werden, landete der Ball erst am Innenpfosten, ehe er über die Linie trudelte.
Unmittelbar vor der Pause hatten die Gäste noch eine gute Konterchance durch Patrick Herrmann, der ebenfalls an Adler scheiterte – die vielleicht entscheidende Szene. „Er hat gezeigt, dass wir unbeugsam sind“, sagte Holtby. Nach der Pause zeigten das auch alle anderen Hamburger. Sie waren gieriger in den Zweikämpfen und ließen die Borussen kaum noch aus ihrer Hälfte. Die Gäste, die mit einem Sieg erstmals seit dem fünften Spieltag wieder auf einen Europapokalplatz hätten vorrücken können, waren nur noch auf Sicherung des Unentschiedens bedacht.
Bis zehn Minuten vor Schluss waren sie damit auch erfolgreich: bis Wood mit seinem Tor den Volkspark zum Beben brachte. Das Zustandekommen erzählte alles über das Spiel. Die Situation schien schon geklärt, aber der HSV setzte nach, Wood ließ Jannik Vestergaard ins Leere grätschen und wuchtete den Ball aus fünf Metern ins Netz.