zum Hauptinhalt
Spaß an der Freude. André Hofschneider steht bei Union vor einer anspruchsvollen Aufgabe.
© Maurizio Gambarini/dpa

Trainerwechsel beim 1. FC Union Berlin: Hofschneider trainiert – und alle reden über Keller

Beim 1. FC Union wird auch am ersten Arbeitstag des neuen Chefs über den Wechsel diskutiert. "Wir hätten gerne mit Jens Keller weitergearbeitet“, sagt Toni Leistner.

Die Szenerie hatte durchaus Symbolcharakter. Kurz nachdem André Hofschneider sein erstes Training als Nachfolger von Jens Keller beim 1. FC Union Berlin am Mittwoch begonnen hatte, stellten sich auf der einen Seite des Rasens Präsident Dirk Zingler, Geschäftsführer Sport Lutz Munack und der Sportliche Leiter Helmut Schulte auf. Etwa 100 Meter entfernt, auf der anderen Seite des Trainingsplatzes, schauten etwa 50 Fans und Medienvertreter dem Treiben zu und spekulierten weiterhin über die Gründe für die überraschende Entlassung von Keller.

Die räumliche Distanz war den Verantwortlichen des Berliner Zweitligisten wohl sehr recht. Denn Union hüllt sich öffentlich weiter in Schweigen. Bis auf die offizielle Mitteilung des Klubs am Montagmittag gab es keine Informationen und das änderte sich auch am Mittwoch kaum. Der Vorstand blieb auf Distanz und Hofschneider ist erst bei der Pressekonferenz am Donnerstag zu sprechen. Dafür äußerten sich mit Toni Leistner und Felix Kroos erstmals zwei Spieler, die von dem Trainerwechsel allerdings genauso überrumpelt wurden wie Fans und Öffentlichkeit. „Wir waren alle ein Stück weg geschockt“, sagte Kapitän Kroos. „Das hat keiner erwartet.“

Nachdem die Mannschaft am Montagmorgen von der Entlassung erfahren hatte, habe sie in einem Gespräch mit Munack und Schulte nach den Gründen gefragt. „Herr Munack hat uns einige Fragen beantwortet, andere blieben offen“, sagte Toni Leistner. „Es ging aber nur ums Sportliche.“

Probleme zwischen Mannschaft und Trainerteam habe es jedenfalls nicht gegeben. „Wir haben gut zusammengearbeitet, die Stimmung war gut und wir haben daran geglaubt, dass wir zusammen die Ziele erreichen können“, sagte Kroos. „Die Zusammenarbeit war sportlich und menschlich top.“ Einzig die Ergebnisse hätten in den letzten Wochen nicht gestimmt, ansonsten hätten sich Mannschaft und Trainerteam nichts vorzuwerfen, sagte Leistner. „Der Verein hat so entschieden, wir hätten gerne mit dem Trainer weitergearbeitet.“

Hofschneider kam – wie üblich – in kurzen Hosen

Viel Zeit, die Ereignisse der letzten Tage zu verarbeiten, hat Union nicht. Vor der Winterpause stehen für die Berliner noch zwei richtungsweisende Spiele an – am Samstag gegen Dresden und eine Woche später gegen Ingolstadt. Sollte sich Unions aktuelle Negativserie mit drei Spielen ohne Sieg weiter fortsetzen, könnten die Chancen auf den Aufstieg schon deutlich sinken. „Wir müssen in diese zwei Spiele alles reinhauen“, forderte Kroos. Auch wenn die Situation schwierig sei. „Wir sind alles Menschen, da ist es nicht einfach, jetzt ganz normal weiterzumachen“, sagte Kroos. Sie seien aber Profis und daher müssten sie die Entscheidung der Klubführung akzeptieren.

Den neuen Trainer kennen Kroos und Leistner noch aus der Rückrunde der Saison 2015/16, als Hofschneider für den an Burnout erkrankten Sascha Lewandowski einsprang. Optisch hat sich der 47-Jährige kaum verändert. Zusammen mit Co-Trainer Sebastian Bönig und Athletikcoach Martin Krüger kam er um 14.05 Uhr – wie bei ihm üblich – in kurzen Hosen auf den Trainingsplatz.

Während sich die Spieler aufwärmten, schlenderte er über den Rasen, die Hände in den Taschen, der Blick schweifte umher. Den Übungen schaute er aufmerksam zu. Zu hören war meist Bönig, hin und wieder unterbrach Hofschneider und gab mit klaren Handbewegungen Anweisungen.

Viel Aufschluss über seine Arbeit und mögliche Veränderungen im Vergleich zu Keller gab das erste Training aber nicht. 105 Minuten lang war Hofschneider mit dem Team auf dem Platz, über simple Passstaffetten, verschiedene Spielformen auf engstem Raum und eine Schussübung ging die Einheit aber nicht hinaus. Taktische Feinheiten sind momentan auch nicht unbedingt Unions größte Baustelle.

Zur Startseite