Fußball-Bundesliga und Terror-Gefahr: Heute Maschinenpistolen, morgen Körperscanner?
In den Bundesliga-Stadien herrscht am kommenden Spieltag die höchste Sicherheitsstufe. Polizisten mit Maschinenpistolen? Normalität. Und dabei ist das wohl nur der Anfang.
Aufsichtsratschef Clemens Tönnies vom Bundesligisten Schalke 04 fordert als Konsequenz aus den Terror-Anschlägen von Paris den Einsatz von „Körperscannern“ bei den Einlasskontrollen in Stadien. „Die Einlasskontrollen an den Stadien müssen weiter intensiviert, mit Durchgangs-Scannern optimiert werden“, sagte der Unternehmer der „Bild“-Zeitung. Durchgangs-Scanner, die einem Türrahmen gleichen, sind zum Beispiel an Flughäfen und in Justizgebäuden seit Jahren Hilfsmittel bei den Sicherheitskontrollen.
Auch Wolfgang Holzhäuser, ehemaliger Geschäftsführer von Bayer Leverkusen, plädiert für „Körperscanner“. Sie seien eine große Hilfe für Ordner, Vereine und Zuschauer. Am besten wären zwei Stück pro Eingang“, sagte Holzhäuser. Auf die Vereine würden allerdings hohe Kosten zukommen. Clemens Tönnies setzt in puncto Sicherheit für die Zukunft zudem auf die Hilfe der Zuschauer. „Auch alle Fans sind nun gefordert, müssen vor und in den Stadien aufmerksamer sein“, sagte er.
Der VfL Wolfsburg setzt bereits am Samstag im Spiel gegen Werder Bremen auf erhöhte Sicherheitsvorkehrungen. Neben längeren Einlasskontrollen und Durchsuchungen der Fußball-Fans, werden rund um die Arena Polizisten mit Maschinenpistolen patrouillieren. „An Präsenzpunkten in Stadionnähe werden Kollegen anders aussehen als sonst und anders bewaffnet sein als sonst“, wird Wolfsburgs Polizeichef Hans-Ulrich Podehl in der „Wolfsburger Allgemeinen Zeitung“ (Donnerstag) zitiert. „Wir wollen dem gesteigerten Sicherheitsbedürfnis der Besucher erkennbar Rechnung tragen.“
Derweil rät Stefan Reuter vom FC Augsburg den Fans angesichts der veränderten Sicherheitslage zu einer zeitigen Anreise bei den nächsten Partien. „Ich glaube, dass die Zuschauer einen Tick früher zum Spiel kommen müssen, weil es sicher verschärfte Sicherheitskontrollen geben wird und die gewissenhaft durchgeführt werden. Da muss man sich drauf einstellen“, sagte der Manager der Augsburger. „Jetzt muss man schauen, was man für die Sicherheit zusätzlich tun kann.“
In allen Stadien gibt es am Wochenende erhöhte Sicherheitsvorkehrungen
Der FC Bayern hat an diesem Wochenende in der Bundesliga zwar kein Heimspiel, bereitet sich aber schon auf die kommenden Spiele im eigenen Stadion und die damit verbundenen Sicherheitsauflagen vor. In Abstimmung mit der Polizei wird es in der Münchner Arena zusätzliche und veränderte Sicherheitsvorkehrungen geben. „Wir stehen in engem Kontakt mit DFL und DFB und den für die Sicherheit zuständigen Behörden. Ich kann bestätigen, dass es künftig intensivere und umfassende Personenkontrollen geben wird“, erklärte Jan-Christian Dreesen, der als stellvertretender Vorstandsvorsitzender des deutschen Fußball-Rekordmeisters für das Thema Sicherheit zuständig ist. Der Klub steht seit den Anschlägen von Paris in einem ständigen Austausch mit den für Sicherheit in der Allianz Arena zuständigen Behörden. Die Vorfälle der vergangenen Tage hätten „auch den FC Bayern München nachdrücklich beschäftigt“, hieß es in der Mitteilung vom Donnerstagmorgen. Das nächste Heimspiel der Münchner steht am Dienstag in der Champions League gegen Olympiakos Piräus an. In der Bundesliga ist am 28. November Hertha BSC zu Gast.
Unterdessen hat Sicherheitsexperte Heinz Palme nach dem Terror der vergangenen Tage vor einer Panikmache bei den Fans gewarnt. „Die Stadien sind gut gesichert. Sicher wird es Nachbesserungen geben. Aber die Grundstruktur passt. Es ist jetzt etwas passiert - aber es wird weitergehen. Man wird nun sehr wachsam sein, als Zuschauer, als Organisator“, sagte Palme in einem Interview des „Münchner Merkur“ (Donnerstag). „Aber ich würde das noch nicht als dramatische Veränderung sehen. Man darf das jetzt nicht überziehen. Die Angst darf nicht im Vordergrund stehen.“ Palme war General-Koordinator der Fußball-WM 2006 in Deutschland und wurde danach auch für die EM 2008 in Österreich und der Schweiz engagiert. Mittlerweile arbeitet er für das International Centre for Sport Security, das seinen Sitz in Doha hat. (dpa)