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Gegen Frankfurt konnte Hertha BSC sich am Samstag mit 2:1 durchsetzen.
© imago

„Bislang beste Saisonleistung“: Herthas Sieg gegen Frankfurt könnte einen Schub bringen

In Frankfurt entdeckt Hertha BSC den Spaß am Spiel und macht einen wichtigen Schritt nach vorne. Die Länderspielpause hat dem Team gutgetan.

Letztens gab es bei Hertha BSC eine Zusammenkunft „im Kino“, wie Mittelfeldspieler Marco Richter den Ort der Veranstaltung nannte. Dabei ging es nicht um entspannte Unterhaltung mit Popcorn. Vielmehr trafen sich Spieler und Trainerteam in einem großen Raum, der von der Ausstattung an einen Kinosaal erinnerte, zur Videoanalyse auf dem Trainingsgelände. „Wir hatten gute, lange Gespräche“, sagt Trainer Pal Dardai. Dort sei gemeinsam die Entscheidung gefallen, bei Eintracht Frankfurt mit der Variante Mittelfeldpressing zu agieren, erzählte Richter.

Vielleicht wird das Spiel in Frankfurt, das Hertha 2:1 gewann, auch mal Gegenstand einer ausführlichen Videoanalyse in einem anderen Rahmen. Besonders die ersten 45 Minuten. Das zumindest hat Dardai am Sonntag angekündigt: „Wenn ich wieder nach Ungarn fahre und es in einer Trainerweiterbildung um Mittelfeldpressing geht, zeige ich das und sage, das ist Mittelfeldpressing.“ Begeistert fügte der Trainer mit Blick auf die erste Halbzeit an: „Das war so schön.“

In der Tat legte Hertha einen Auftritt hin, der ganz anders war als viele bisherige in dieser Spielzeit. Von der „bislang besten Saisonleistung“ sprach Sportgeschäftsführer Fredi Bobic nach der Rückkehr an die alte Wirkungsstätte.

„Wir haben uns gesagt, dass es von der ersten Sekunde an darum geht, kompakt zu stehen, Vollgas zu geben, die Zweikämpfe anzunehmen und dann die Tore zu erzielen“, sagte Richter nach dem Spiel. Das wäre für jedes Spiel eine gute Ausgangsbasis, wollte aber bislang immer nur temporär gelingen. Diesmal klappte es eine Zeit lang nahezu perfekt.

Gut trainiert und gut gespielt

Hertha zwang den häufig indisponiert wirkenden Gegner zu Fehlern und spielte selbst temporeich nach vorn. Beispielhaft dafür stand eine Szene in der ersten Halbzeit, als der Ball über mehrere Stationen zu Santiago Ascacibar gelangte, der sofort abschloss. Sein Schuss ging vorbei, der schnell vorgetragene Angriff zeigte jedoch, was möglich ist.

Dardai sieht solch starke Auftritte seines Teams öfter, allerdings bisher vornehmlich in den Übungseinheiten. „Es ist schön, nicht immer erzählen zu müssen, dass wir gut trainiert haben. Diesmal haben wir auch gut gespielt.“ Das brachte einen weiteren positiven Effekt mit sich: „Wenn wir kompakt stehen, macht das ganze Spiel mehr Spaß“, sagte Verteidiger Niklas Stark.

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Zur Pause hätten die Gäste mit drei oder vier Toren führen können – taten sie aber nicht. Nur Richter hatte getroffen. Daher wurde die zweite Hälfte zu einer richtigen Prüfung in Sachen Leidenschaft und Einsatz. Auch diese meisterten Herthas Profis. Erst blieben sie in der Frankfurter Druckphase nach der Pause ohne Gegentor, danach legten sie selbst durch den eingewechselten Jurgen Ekkelenkamp den zweiten Treffer nach. Später überstanden sie die Schlussoffensive der Gastgeber, die nach dem Elfmetertor durch Goncalo Paciencia noch einmal aufgekommen waren.

Pal Dardai freut sich, dass sein Team nicht nur gut trainiert, sondern auch gut spielt.
Pal Dardai freut sich, dass sein Team nicht nur gut trainiert, sondern auch gut spielt.
© imago

„Das Spiel war fast gegessen. Der Elfmeter hat dann alles umgeschrieben. Damit haben wir das Stadion und die Eintracht geweckt“, sagte Dardai. Doch am Ende standen die verdienten drei Punkte. „Man hat das ganze Spiel über gemerkt, dass wir den Sieg wollten“, sagte Richter.

Wie im Kindergarten

Eigentlich möge er die Unterbrechungen aufgrund von Länderspielen nicht, sagte Dardai, „aber uns hat es diesmal gutgetan.“ Bis Ende August hatte es viele Veränderungen im Kader gegeben. Mehrere Spieler hatten die eigentliche Vorbereitung gar nicht oder nur zu kleinen Teilen mitgemacht. Dementsprechend mäßig war die Punkteausbeute, sechs Zähler aus sieben Spielen.

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Nun hatte der Trainer noch einmal zwei Wochen am Stück, um in Ruhe mit der Mannschaft zu arbeiten. Das tat er sehr akribisch: „Es war manchmal wie im Kindergarten: Wohin muss man gehen, was muss man machen.“

Das Ergebnis konnte sich sehen lassen und lässt auch die Tabelle sofort freundlicher erscheinen. Bei einer Niederlage in Frankfurt wäre Hertha auf den Relegationsrang gerutscht, garniert mit noch mehr Unruhe im Umfeld. Nun liegen die Berliner zwar immer noch einige Punkte hinter Dardais Plan, tasten sich aber Richtung Mittelfeld vor. „Neun Punkte sind überhaupt nicht schlecht. Wenn du das nächste Spiel gewinnst, ist das die Punktzahl, die die Realität widerspiegelt.“

Der Sieg in Frankfurt könnte einen positiven Schub mit sich bringen – dafür muss die Mannschaft am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach nachlegen. Da fehlt möglicherweise erneut Lucas Tousart, der wegen Problemen am Sprunggelenk drei bis zehn Tage aussetzen muss. Gleich mehrmals betonte Dardai: „Wir dürfen jetzt nicht nachlassen.“

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