Trainingslager in Bad Saarow: Herthas Neuer: Schnell, schneller, Mathew Leckie
Der australische Nationalspieler soll Herthas Offensive voranbringen. In der letzten Saison erzielte er jedoch keinen Treffer.
Mathew Leckie hat sich vom gemeinsamen Mittagstisch mit seinen neuen Mitspielern ein kleines Stückchen Papier mitgebracht, auf das er nun, zusammengerollt wie es ist, immer mal wieder herumkaut. Vielleicht ist das in seiner Heimat Australien so üblich, wahrscheinlicher ist, dass der 26-Jährige aus Melbourne noch etwas nervös ist. Am ersten Tag seines aktiven Einstiegs bei Hertha BSC, der zusammenfällt mit dem Beginn des Trainingslagers in Bad Saarow, beantwortet er ein paar Fragen der Berliner Journalisten. „Ich hoffe auf eine gute Zeit bei Hertha. Ich habe große Lust“, sagt er.
Der Nationalspieler war der erste von drei Neuzugängen dieses Sommers beim Bundesligasechsten. Die Berliner eisten ihn für gut drei Millionen Euro vom FC Ingolstadt los. „Er soll unser Offensivspiel voranbringen“, sagt Pal Dardai knapp. Herthas Trainer hatte sich vom Management gewünscht, mehr Geschwindigkeit zu verpflichten. Diese Vorgabe erfüllt Leckie beispiellos. Mit einer gemessenen Geschwindigkeit von 35 Kilometer pro Stunde ist Leckie einer der schnellsten Spieler der gesamten Liga.
„Geschwindigkeit ist eine Waffe“, sagt Leckie, der vornehmlich den rechten Flügel beackert. Über seine deutschen Stationen Mönchengladbach (2011) und FSV Frankfurt (2012 bis 2013) kam er über Ingolstadt, mit denen er erst in die Bundesliga aufgestiegen, ein Jahr dringeblieben und nun abgestiegen ist, nach Berlin. Von einem Interesse Herthas habe er nach eigener Auskunft zunächst aus den Medien erfahren, kurz vor Ablauf der zurückliegenden Spielzeit traf er sich dann mit Dardai und Manager Michael Preetz in Berlin.
Ex-Profi Andreas Thom soll den Stürmern Tipps geben
Dieser hat neulich erzählt, dass der Klub in Leckie den Nachfolger für Genki Haraguchi verpflichtet habe. Dem Japaner (Vertrag bis 2018) ist signalisiert worden, dass er den Verein in diesem Sommer verlassen könne. Haraguchi ist zwar ähnlich schnell wie Leckie, doch geht von ihm so gut wie keine Torgefahr aus – nicht gerade ideal für einen Offensivspieler.
„Bei Leckie müssen wir die Torgefahr noch verbessern“, erzählt Dardai augenzwinkernd nach der ersten Einheit im Trainingslager am Samstag. Den Berlinern ist natürlich nicht entgangen, dass Leckie in der abgelaufenen Saison bei 30 Einsätzen nicht ein einziges Tor erzielen konnte. Da dieses Thema bei Herthas Offensivspielern als ein weit verbreitetes Manko der abgelaufenen Saison identifiziert worden war, ist seit Samstag auch Andreas Thom, 51, dabei. Der ehemalige Nationalstürmer, der bei Hertha zuletzt als Nachwuchstrainer tätig war, ist zum Individualtrainer für die Angreifer aufgestiegen.
„Ich finde es gut, dass es so eine Position gibt. Thom war ein exzellenter Torjäger, er sieht viele Sachen und kann uns Tipps geben“, sagt Leckie. Er selbst will seine schwache Bilanz aus der Vorsaison nicht verheimlichen: „Ich hatte ein paar unglückliche Abschlüsse, nun will ich das Glück wieder auf meine Seite ziehen.“
Dass er dabei nicht unbedingt ausgeruht nach Berlin gekommen ist, könne ihn von seinem Ziel nicht abbringen. Anders als die meisten anderen Nationalspieler, die den zurückliegenden Confed-Cup gespielt haben, hat er auf einen ausgedehnten Urlaub verzichtet. „Für mich war es eine Ehre, dieses Turnier für mein Land bestritten zu haben. Für meine Entwicklung war das eine wichtige Erfahrung“, sagt Leckie. In der deutschen Gruppe spielte Australien als Asienmeister in Russland gegen Afrikameister Kamerun und Südamerikameister Chile. Für die K.-o.-Runde reichte es nicht.
„Ich bin aber nicht müde“, sagt Leckie. Er möchte jetzt rasch seine neuen Mitspieler kennenlernen und die Vorbereitung auf die neue Saison komplett durchziehen. Immerhin verbindet er mit Hertha ein nicht ganz unwichtiges Erlebnis. Vor fünf Jahren, damals noch in der Zweiten Liga, erzielte er für den FSV Frankfurt ein Tor gegen die Berliner. Es war sein erstes im deutschen Profifußball überhaupt.