Carsten Schmidt will neue Facette einbringen: Herthas neuer CEO setzt auf Attacke
Seit 35 Tagen ist Carsten Schmidt Vorsitzender der Geschäftsführung bei Hertha BSC. Er will eine andere Atmosphäre entwickeln und die Außendarstellung verbessern.
Carsten Schmidt nimmt es offenbar gern genau. 35 Tage sei er jetzt im Amt, sagte der neue CEO von Hertha BSC am Dienstag in einer virtuellen Medienrunde. Der 57-Jährige, früher Chef des Bezahlsenders Sky, ist seit Dezember offiziell Vorsitzender der Geschäftsführung. Eine Funktion, die es bis dato beim Berliner Fußball-Bundesligisten nicht gab. Mit seinem beiden geschäftsführenden Kollegen, Michael Preetz (Sport) und Ingo Schiller (Finanzen), habe er die neue Arbeitsteilung „schnell und gut und einvernehmlich“ erörtert, sagte Schmidt, „ich bringe eine neue Facette in die Unternehmensführung ein“.
Bei Sky hat Schmidt bewiesen, dass er moderne Management- und Kommunikationsmethoden beherrscht, dass er ein Unternehmen voranbringen und eine Belegschaft für diesen Weg gewinnen und sie mitnehmen kann. Und genau das schwebt ihm nun auch bei Hertha vor. Ein Verein, der in der Vergangenheit zwischen einer gewissen Piefigkeit und Größenwahn pendelte.
Die Vergangenheit, sagte Schmidt, interessiere ihn nicht. Was etwa vor einem Jahr stattfand, habe er gelesen, alles. Damit habe er abgeschlossen. Er denke viel lieber nach vorn.
Wenn Schmidt über den Klub spricht, benutzt er gern das Wort „Organisation“. Außendarstellung und Kommunikation seien wichtige Themen, an denen es zu arbeiten gilt. Dabei möchte er Hertha „ein Stück weit abkoppeln“ vom wöchentlichen Ergebnis, vom Tabellenstand. Hertha sei mehr. „Wir haben etwas anzubieten. Wir haben, was viele andere Standorte nicht haben.“ Das müsse man nun „besser formatieren“. Was das auch immer zu bedeuten hat.
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Über allem aber steht für Schmidt, Hertha als Gesamtunternehmen und eine andere Atmosphäre zu entwickeln. Oben auf seiner Agenda stünde die Überprüfung aller umsatzrelevanten Bereiche. Das werde im Januar und Februar erfolgen. Steigerungspotenziale gebe es auf allen Ebenen. Das Vorhaben sei eine Umsatzentwicklung, aber „das Hauptaugenmerk“ sei erst einmal darauf gerichtet, wieder „mehr Fußballspiele zu gewinnen“. Darauf sei „die Organisation heiß“.
Kurz vor Weihnachten habe es mit den teilweise grauenhaften Spielen gegen Mainz und in Freiburg „große Dämpfer gegeben“, wie Schmidt sagte. „Wir sind nicht da, wo wir sein wollen.“
Auch das bisweilen verspannte Verhältnis zwischen Verein und Investor, der Tennor-Holding von Lars Windhorst, brauchte schleunigst einen Kommunikator. Das Ziel internationaler Fußball einte beide Seiten, nur gab es unterschiedliche, wie irritierende Aussagen darüber, was die Geschwindigkeit der Umsetzung anbelangte. Windhorst hat seit Sommer 2019 274 Millionen Euro investiert, weitere 100 Millionen fließen bis Ende des laufenden Geschäftsjahres im Juni 2021.
Bei Hertha bezeichnen sie den neuen Sponsorendeal als "smart"
Gleich zu Beginn seiner Amtszeit habe er sich in Berlin mit der Tennor-Seite zusammengesetzt. Seitdem sei es „ruhiger und besser“ geworden, sagte Schmidt. „Es hilft beiden Parteien nicht, aufeinander zu reagieren, sondern gemeinsam zu marschieren.“
Vor wenigen Tagen wurde der Vertrag mit einem Hauptsponsor geschlossen. Das in Berlin-Kreuzberg ansässige Online-Maklerunternehmen „Homeday“ wird bis zum Saisonende in diesem Sommer die Trikotbrust von Hertha zieren. Anschließend ist eine Partnerschaft bis Sommer 2024 vereinbart. Im Frühsommer hatten die Berliner den Discounter „Tedi“ gegen eine Abfindungszahlung von geschätzt 3,5 Millionen Euro vorzeitig aus dem eigentlich noch ein Jahr laufenden Vertrag entlassen. Der Discounter aus dem Nonfood-Bereich hatte pro Jahr rund 7,5 Millionen Euro gezahlt.
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Den Halbjahres-Einstieg als Trikotsponsor von „Homeday“ bezeichnete Herthas Finanzgeschäftsführer Schiller als „smart“. Wohlwissend, dass das gleichzeitig bedeutet, dass Hertha ab dem Sommer einen neuen Hauptsponsor braucht.
Trotz einer soliden Kapitalausstattung, über die Hertha mittlerweile verfügt, schloss Schiller einen Transferwinter wie vor einem Jahr aus. Da hatte der Klub Spieler für knapp 80 Millionen Euro eingekauft. Ähnlich, und doch kämpferischer, hörte sich Herthas neuer CEO an. Dieser kündigte zwar keine Transferoffensive an, wie er sagte, gleichwohl sieht er Hertha in einer alles andere als kritischen Situation. Die Voraussetzungen seien da. „Wir sehen uns schon als eine Gruppe, die attackieren möchte.“ Wie genau, sagte er nicht. Noch nicht.