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Freundlich, fleißig, hilfsbereit – nur leider nicht torgefährlich. Genki Haraguchi ersetzt gegen Gladbach den gesperrten Kapitän Vedad Ibisevic.Foto: Patrik Stollarz/AFP
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Auswärtsspiel in Mönchengladbach: Herthas Genki Haraguchi: Mit schmaler Brust

Weil Vedad Ibisevic gesperrt ist, setzt Hertha BSC heute bei Borussia Mönchengladbach auf Flügelspieler Genki Haraguchi als Mittelstürmer.

Genki Haraguchi ist ein ziemlich durchtrainierter, aber immer noch vergleichsweise schmaler Fußballer. Er hat eine echte Läuferfigur, Langstrecke. Nach den Heimspielen seiner Mannschaft lässt er oft sein Trikot bei einem Fan im Stadion zurück. Dann kommt er mit nacktem Oberkörper in die Mixedzone im Bauch des Stadions, wo ihn für gewöhnlich eine Abordnung aus seiner japanischen Heimat empfängt. Haraguchi beweist auch im Gespräch mit den Journalisten Ausdauer. In Japan ist er ein Star. Für sein Heimatland trifft der 25-Jährige in der WM-Qualifikation regelmäßig. Für Hertha BSC tut es das nicht.

An diesem Mittwoch, im Auswärtsspiel des Berliner Fußball-Bundesligisten bei Borussia Mönchengladbach (20 Uhr, live bei Sky) wird Genki Haraguchi eine neue große Chance erhalten. Er wird den gesperrten Kapitän und Torjäger Vedad Ibisevic ersetzen – als Mittelstürmer. Es ist nicht bekannt, welche Gemütsregungen dieser Umstand bei den Gladbacher Innenverteidigern ausgelöst hat. Unruhiger geschlafen haben werden sie deswegen vermutlich aber nicht. Nach gut zwei Dritteln der Spielzeit hat Herthas offensiver Flügelspieler erst ein Tor erzielt, im ersten Heimspiel dieses Jahres gegen Ingolstadt.

Die Position kennt er von seinem früheren Club Urawa Red Diamonds

Aber dieses Mal spielt der Flügelspieler als Mittelstürmer ja noch näher am gegnerischen Tor. Das ist eine Position, die er aus seiner Zeit bei seinem früheren Klub Urawa Red Diamonds kennt, wo Haraguchi 33 Tore schoss. Auch für Hertha ist er schon einmal als alleinige Spitze aufgelaufen. Im August 2015 war das, ebenfalls in einem Auswärtsspiel, wenn es um möglichst schnelles Umschalten geht. Damals aber verloren die Berliner 1:3 bei Borussia Dortmund. „Er hat die Schnelligkeit und die Erfahrung. Ab und zu hat er auf der Position schon gespielt“, sagt Herthas Trainer Pal Dardai über Haraguchi. „Jetzt kann er zeigen, dass er torgefährlich ist. Aber er braucht natürlich Unterstützung.“

Im Sommer 2014 hat Genki Haraguchi einen Vierjahresvertrag bei den Berlinern unterschrieben. Und egal, wo man sich umhört im Verein, nirgendwo ist ein schlechtes Wort über ihn zu hören. Der Japaner sei sehr freundlich, hilfsbereit, habe immer irgendetwas zum Essen in der Hand, wie Mitspieler erzählen, und sei auf dem Trainingsplatz überaus fleißig und einsatzbereit. Zudem ist er einer der Schnellsten im Team. Fußballerisch war es das aber auch schon, was man zu seinem Vorteil auslegen könnte. Angst und Schrecken verbreitet Haraguchi nicht in den Strafräumen der Liga. Jetzt aber muss er es, oder wie es die Hertha-Fans ausdrücken würden: Genki, mach uns den Vedator!

In 78 Bundesligaspielen für Hertha hat Haraguchi erst vier Tore erzielt

Pal Dardai hat sich immer wieder Gedanken um Haraguchi gemacht. „Ich erwarte, dass Genki sechs Tore schießt und sechs vorbereitet, nicht nur drei und drei.“ Dieser Satz des Ungarn stammt vom Beginn der Saison und bezog sich auf die Bilanz des Japaners aus der vorangegangenen Spielzeit. Die Botschaft schien angekommen zu sein, denn Haraguchi selbst nahm sich in die Pflicht: „Wenn ich dieses Jahr keine sechs Tore mache, habe ich in der Bundesliga nichts zu suchen.“ Er wird sich beeilen müssen, diese Bilanz zu erreichen; acht Spiele stehen noch aus. Andernfalls …

„Ich glaube, dass Genki zuletzt übermotiviert war, nachdem er gehört hat, dass wir mit ihm verlängern wollen“, hat Dardai im Januar im Wintertrainingslager auf Mallorca erzählt. Anfang Februar erzielte der Japaner dann ein Tor, gegen seinen Lieblingsgegner Ingolstadt, gegen den ihm in der Vorrunde auch schon seine einzigen beiden Torvorbereitungen in dieser Spielzeit gelungen waren. Bald darauf kehrte Mitchell Weiser nach langer Ausfallzeit ins Team zurück, was Haraguchi offenbar erneut aus dem Tritt brachte. Zumindest vermutet Pal Dardai das. „Ich habe das Gefühl, dass er durch die Rückkehr von Mitchell Weiser wieder übermotiviert ist, es allen zeigen will“, sagte Herthas Trainer nach der 2:4-Niederlage in Köln vor zweieinhalb Wochen. „Was Genki da gemacht hat, geht gar nicht. Er war gleich an drei Gegentoren beteiligt. Solche Fehler darf man nicht machen, dadurch kommt es zum Dominoeffekt. So verunsichert er das gesamte Team.“

Haraguchi fehlt halt der eiskalte Abschluss

In gewisser Weise zieht sich diese Hektik bei Haraguchi durch sein inzwischen fast dreijähriges Wirken bei den Berlinern. Er ist immer bereit, alles zu geben, er ist willig und belastbar, selbst wenn er nach Länderspielen für sein Heimatland lange Interkontinentalflüge in den Knochen hat. Andere Spieler im Team haben damit ganz andere Probleme. Aber Haraguchi fehlt halt der eiskalte Abschluss. In 78 Bundesligaspielen für Hertha hat er erst vier Tore erzielt – eine für eine Offensivspieler abenteuerliche Quote.

Pal Dardai hätte sich bei der Besetzung der Mittelstürmerposition auch für Sami Allagui entscheiden können oder Salomon Kalou. Den Deutschtunesier sieht er eher als Joker und Kalou eher auf dem linken Flügel. Also probiert er es noch einmal mit Haraguchi. „Jeder muss seine eigene Gier auf Tore haben“, sagt Dardai. Er habe Haraguchi schon am Montag mitgeteilt, dass er am Mittwoch im Sturmzentrum spielen werde. „Diese Sicherheit muss ihm Kraft geben“, sagt Dardai.

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