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Vedad Ibisevic (r.) mit seinen Teamkollegen.
© dpa/Soeren Stache

Nach Personalentscheidung: Hertha-Kapitän Ibisevic: Alternd, aber beliebt

Gerade erst hat Vedad Ibisevic seine bislang torärmste Saison bei Hertha BSC absolviert. Trotzdem hält Trainer Dardai an ihm für den Kapitänsposten fest.

Besondere Umstände erfordern stets besondere Maßnahmen, das weiß natürlich auch Pal Dardai. Deshalb hat der Trainer von Hertha BSC seinen Profis – sozusagen aus humanitären Gründen – dieser Tage ein ungewöhnliches Angebot unterbreitet: Nach einer trainingsfreien Woche schlug Dardai vor, die Vormittagseinheiten wegen der anhaltenden Hitzewelle eine Stunde vorzuziehen und die Nachmittagseinheiten in die Abendstunden zu verlegen. Zum allgemeinen Erstaunen lehnte die Mannschaft geschlossen ab und ließ tags darauf auch Leistung folgen. „Alle haben gut mitgezogen, obwohl es heute bestimmt nicht leicht war“, sagte Dardai am Dienstagvormittag.

In einer anderen Frage hat der Cheftrainer seiner Mannschaft weit weniger Mitspracherecht eingeräumt: in der Kapitänsfrage. „Vedad bleibt im Amt“, sagte Dardai kurz und knapp und betonte: „Alles andere stand nie zur Debatte.“ Vedad Ibisevic, der am kommenden Montag im Trainingslager im österreichischen Schladming seinen 34. Geburtstag feiern wird, geht damit bereits in seine dritte Spielzeit als Kapitän des Berliner Fußball-Bundesligisten. Welche Spieler ihn gegebenenfalls vertreten, soll ebenfalls in den nächsten Tagen entschieden werden.

Dabei hätte man bei einem Blick auf die Leistungsdaten des Bosniers durchaus auf die Idee kommen können, dass Ibisevic im Spätherbst seiner Karriere mehr und mehr in den Hintergrund rücken würde, zumal er der älteste Spieler im Kader ist und in sein letztes Vertragsjahr geht. In der abgelaufenen Saison absolvierte Ibisevic 27 Spiele (bei neun Einwechslungen) und steuerte vier Assists sowie sechs Treffer bei – so wenige wie nie zuvor in seinen drei Berliner Jahren.

Darüber hinaus bemühen sich die Verantwortlichen bei Hertha BSC seit längerer Zeit darum, die Nachfolge des Bosniers vernünftig und zeitnah zu regeln: Vor einem Jahr verpflichteten die Berliner in Davie Selke einen potenziellen Kandidaten, der eine überzeugende erste Saison hinlegte, im Moment allerdings wegen der Nachwirkungen einer Lungen-Operation aussetzen muss. In dieser Transferperiode arbeiteten die Entscheidungsträger weiter am Generationswechsel im Angriff und holten Pascal Köpke, 22, vom Zweitligisten Erzgebirge Aue.

Respektiert im Team

Aufs Ibisevics internes Standing haben diese Personalien allerdings keinen Einfluss. Dem Vernehmen nach ist der Routinier äußerst beliebt in der Umkleidekabine, sein Wort hat Gewicht, Ibisevic wird gemeinhin geschätzt und respektiert – allesamt Punkte, die garantiert in Dardais Entscheidung eingeflossen sind.

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Gerade jetzt, da Selke auf unbestimmte Zeit fehlen wird, sind Ibisevics Qualitäten als Führungsspieler und Vollstrecker gefragt. Wenn die Bundesliga-Saison begonnen hat, wartet schließlich ein straffes und gleichermaßen anspruchsvolles Programm auf die Berliner; an den ersten sechs Spieltagen – an denen Selke mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fehlen wird – treffen die Berliner unter anderem auf den FC Schalke 04, Borussia Mönchengladbach und den FC Bayern.

Wie groß der Glaube in Ibisevic ist, das Team durch diese Phase zu führen, illustriert eine Geschichte aus dem ersten Trainingslager der Saisonvorbereitung in Neuruppin: An jenem Tag, an dem Selkes Verletzung öffentlich wurde, schloss Manager Michael Preetz eine Nachverpflichtung für den Sturm kategorisch aus und begründete das mit den Worten: „Wir vertrauen auf Vedad.“

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