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Das ist noch mal gut gegangen. Davie Selke nach seinem Siegtor in Meppen.
© imago

Meppen war gut - für das Adrenalin: Hertha hat noch Baustellen

Im DFB-Pokal zeigt Hertha BSC gute Ansätze. Aber es bleibt einiges an Arbeit bis zum Start in der Bundesliga am Sonntag in Köln.

Direkt nach dem Spiel fand Pal Dardai, dass eine Verlängerung mit einem Sieg im Elfmeterschießen beim SV Meppen vielleicht auch gar nicht so schlecht gewesen wäre. Als größtmögliche Herausforderung zum Abschluss einer sehr intensiven Trainingswoche. So ganz ernst gemeint war das aber nicht. Am Tag nach dem 1:0 in der ersten Runde des DFB-Pokals sagte der Trainer von Hertha BSC: „Gott sei Dank waren es 90 Minuten und nicht 120.“

Es war kurz nach der 90. Minute, als Davie Selke die Mannschaft mit dem Kopfballtor in der Nachspielzeit vor einer Zusatzschicht und möglicherweise größeren Unannehmlichkeiten bewahrt hat. Andere Fußball-Bundesligisten quälten sich bei Dritt- beziehungsweise Viertligisten über die Verlängerung oder das Elfmeterschießen weiter – oder verabschiedeten sich sogar bereits aus dem Wettbewerb.

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Selkes Rückkehr zu Hertha war nach dem Abstieg mit Werder Bremen von einigen Seiten mit Zweifeln begleitet worden. Der Stürmer überzeugte danach in der Vorbereitung, doch diese hat stets begrenzte Aussagekraft. Nun legte er im Pokal nach. „Ich freue mich riesig über den Treffer. Noch mehr freut es mich, dass wir nach einer guten Vorbereitung eine Runde weitergekommen sind“, sagte Selke. Die Auslosung der zweiten Runde findet am 29. August statt.

Bei seinem Tor stand Selke sehr hoch in der Luft. „Die Höhe, in der Davie war, das war ja fast Bergsteigen. Den hat er richtig schön reingeköpft“, sagte Dardai, der immer betont hatte, dass er Vertrauen in Selke habe. „Ich bin sehr zufrieden mit ihm“, sagte der Ungar nun.

Allerdings gäbe es da noch eine Steigerung, und zwar „hochzufrieden“. Um diese Anerkennung des Coaches zu bekommen, muss sich der 26-Jährige noch bei Bällen steigern, die er mit dem Rücken zum Tor annimmt und für die Mitspieler klatschen lässt. Die Saison ist ja noch lang. Mittelfeldspieler Kevin-Prince Boateng sah die Sache pragmatisch: „Wichtig ist, dass er Tore macht. Das hat er gemacht.“

Bloß nicht rausfliegen, bloß nicht mit einem gehörigen Stimmungsdämpfer in die neue Saison starten, so lautet für die Favoriten stets das Motto zum Auftakt. Glanz verbreiten, steht dabei nicht im Vordergrund. „Zu Null ist immer wichtig, und der Sieg natürlich“, sagte Dardai, der sich taktisch für ein 4-3-3-System entschieden hatte, das je nach Spielsituation zu einem 4-1-4-1 wurde.

Schon ausgezahlt hat sich das intensive Eckballtraining

Die Hochspannung bis in die Nachspielzeit hätte allerdings nicht unbedingt sein müssen. „Wir wollten Fußball spielen, Spielkultur zeigen, mit Rotation im Mittelfeld“, sagte Dardai. Das klappte zunächst gut: „Wenn wir die ersten beiden Bälle reinschieben, hätten wir schon fast gewonnen“. Da sie nicht reingeschoben wurden, kam Meppen erst ins Spiel, und bestimmte dieses in der zweiten Halbzeit auch gleich selbst. Folge: Einmal Latte, einmal Pfosten, macht zusammengenommen viel Glück für Hertha. „Eine Druckphase wie bei einer Bundesligamannschaft“, hatte Dardai gesehen.

Eine solche Phase wie in Meppen hatten die Berliner auch im Testspiel gegen den FC Liverpool vor anderthalb Wochen zu meistern. Nun sind der Drittligist und der Englische Meister von 2020 an sich nicht wirklich zu vergleichen, Dardais Reaktion fiel dagegen schon ziemlich gleich aus. „Das hat mir nicht gefallen“, sagte er jeweils. In beiden Fällen überstand Hertha die problematischen Minuten, befreite sich wieder und gewann das Spiel letztlich.

Mit Blick auf den Bundesligastart konnte Dardai dem erarbeiteten Sieg in Meppen durchaus Positives abgewinnen. Für den „Trainings- und Adrenalineffekt“ sei das Spiel perfekt gewesen: „Gewinnst du 5:0, erzählen dir alle, wie toll du bist. Jetzt bleiben wir alle konzentriert und arbeiten weiter.“ Nämlich an den Dingen, die bis zum Spiel am Sonntag beim 1. FC Köln noch verbessert werden müssen. Beispielsweise der letzte Pass und auch der Torabschluss. Schon ausgezahlt hat sich das intensive Eckballtraining. An dieser Dauerbaustelle der Vorsaison hatte vor allem Co-Trainer Andreas Neuendorf in der Vorbereitung mit den Spielern gearbeitet. Jetzt ist Hertha wegen eines Tores nach einer Ecke weitergekommen. „Da muss ich Zecke einen ausgeben“, sagte Dardai.

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