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Torwart Rune Jarstein sichert den Herthanern den Sieg.
© Annegret Hilse/ dpa

1:0-Sieg gegen Wolfsburg: Hertha gewinnt dank Torhüter Jarstein

Gegen den Abstiegskandidaten Wolfsburg siegen die Berliner 1:0. Damit kann Hertha BSC weiter auf die Qualifikation für den Europapokal hoffen.

Skandinavier gelten als ziemlich stoischer Menschenschlag, als nicht so schnell zu erschüttern. Die Feldspieler von Hertha BSC haben am Samstagnachmittag gerade mal fünf Minuten benötigt, um ihren Torhüter Rune Jarstein aus Norwegen zur Weißglut zu treiben. Jarstein stürmte aus seinem Tor, bis zur Strafraumlinie und schrie sich den Frust von der Seele. Er hatte gerade zum zweiten Mal gegen einen Spieler des VfL Wolfsburg gerettet, der völlig unbehelligt auf ihn hatte zulaufen können.

„Er hat uns heute geholfen“, sagte Herthas Mittelfeldspieler Vladimir Darida über Jarstein. Das war reichlich untertrieben. Ihrem Torhüter hatten es die Berliner zu verdanken, dass sie im fünfzehnten Heimspiel durch ein 1:0 (0:0) gegen Wolfsburg ihren zwölften Sieg feiern konnten.

Hertha begann schwach

Europapokalanwärter gegen Abstiegskandidat – das war auf dem Papier das Duell zwischen Hertha und dem VfL. So sah es zu Beginn auch aus, nur dass die Berliner wie der Abstiegskandidat anfingen. Schon nach 18 Sekunden musste Jarstein zum ersten Mal eingreifen, als plötzlich Yunus Malli freie Bahn Richtung Tor hatte. Ein Steilpass in die Schnittstelle der Berliner Viererkette hatte gereicht, um Herthas komplette Defensive zu übertölpeln.

Die zweite Gelegenheit der Gäste sah fast wie eine Kopie aus. Wieder ein Steilpass, wieder durch die Mitte – und diesmal stand Mario Gomez völlig frei. Der Nationalstürmer versuchte es mit einem Flachschuss, aber Jarstein bekam seine Fingerspitzen gerade noch an den Ball und klärte zur Ecke. „Die ersten zehn Minuten waren nicht in Ordnung“, sagte Darida.

Vielleicht hatten die Berliner vergessen, dass sie zu Hause spielten, wo sie in der Regel forsch und mutig auftreten. Die Mannschaft sah der Auswärts-Hertha zum Verwechseln ähnlich. Sie zog sich weit zurück, überließ den Gästen die Initiative. Erst nach einer guten Viertelstunde brachten die Berliner ein bisschen mehr Ruhe in ihr Spiel. Ein bisschen. Gefährlich konnten sie den Wolfsburgern erst einmal nicht werden. In der gesamten ersten Hälfte erspielte sich Hertha keine einzige Chance. Nur nach einer Ecke wurde es gefährlich, als ein Kopfball von Salomon Kalou kurz vor der Linie geblockt wurde.

Kombinationsfußball sieht anders aus

Besonders anspruchsvoll war die Darbietung beider Mannschaften nicht. Kombinationsfußball sieht anders aus. Kurz vor der Pause, nach einer halben Stunde mehr oder weniger Leerlauf, hatten die Wolfsburger noch eine glänzende Gelegenheit. Nachdem Salomon Kalou sich am eigenen Strafraum ins Dribbling gewagt und den Ball verloren hatte, landete der Ball über Gomez auf dem starken linken Fuß von Maximilian Arnold – der aber verzog deutlich.

„Wir müssen happy sein“, sagte Herthas Mittelfeldspieler Per Skjelbred nach dem Sieg, den sich die Berliner durch eine Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte verdient hatten. Nach der Pause hatten sie mehr Ballbesitz und dadurch insgesamt eine bessere Kontrolle über das Geschehen. „Wenn die Maschine läuft, ist es schwer gegen uns zu spielen“, sagte Skjelbred.

Trotzdem dauerte es fast eine Stunde, bis Wolfsburgs Torhüter Koen Casteels zum ersten Mal eingreifen musste. Nach einem Ballgewinn von Rechtsverteidiger Peter Pekarik tief in der eigenen Hälfte ging es schnell nach vorne. Alexander Esswein flankte in die Mitte, Vead Ibisevic aber scheiterte per Kopf aus fünf Metern an Casteels – und köpfte den Abpraller im zweiten Versuch doch noch ins Tor. Herthas Kapitän war nach eigener Aussage selbst ein bisschen überrascht, dass die Flanke von Esswein so perfekt gekommen war.

Die Wolfsburger spielten nach dem Rückstand so, wie es ihrem Tabellenplatz entspricht. Trotz prominenter Namen gelang ihnen nach vorne wenig. Gefährlich wurden sie fast ausschließlich nach Standardsituationen. So auch in der 66. Minute, als Gomez den Ball fünf Meter vor dem Tor auf den Fuß bekam – und die Latte traf. Hertha ließ sich nun weit zurückdrängen und die Gäste das Spiel machen, doch der VfL war zu harmlos, um Hertha ernsthaft in Gefahr zu bringen. „Das sollte uns Kraft geben für die nächsten schweren Spiele“, sagte Hertha-Trainer Pal Dardai.

Wichtiger Schritt in Richtung Europa

Herthas Fans in der Ostkurve riefen den Wolfsburgern zum Abschied „Absteiger! Absteiger!“ hinterher. Der VfL muss weiter zittern. Trainer Andries Jonker aber spendete seinen Spielern nach dem Spiel Mut. „Wir schaffen es, in der Bundesliga zu bleiben. Glaubt mir!“, sagte er in der Kabine. Die Berliner hingegen sind ihrem Saisonziel, der Qualifikation für den Europapokal, einen wichtigen Schritt näher gekommen. Wie weit Hertha noch von Europa entfernt sei, wurde Salomon Kalou nach dem Abpfiff gefragt. „Vier Spiele“, antwortete er.

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