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Herthas Mitchell Weiser (r.) testet die Qualität des Trikots von Mönchengladbachs Christoph Kramer.
© dpa
Update

2:4 gegen Borussia Mönchengladbach: Hertha BSC zeigt viel Moral, holt aber keine Punkte

Hertha liegt gegen Gladbach früh hoch zurück: Die Berliner kassieren schnell drei Gegentore. Ein Aufbäumen wird nicht mehr belohnt.

Gemessen am Ergebnis war die Stimmung in der Ostkurve ausgesprochen gut. Menschen schwenkten bis zum Schlusspfiff ihre blau-weißen Fahnen, sie intonierten hinlänglich bekannte Klassiker und quittierten nach Leibeskräften jede noch so kleine Schiedsrichter-Entscheidung. Kein Vergleich also zum Heimspiel von Hertha BSC im Pokal gegen den 1. FC Köln, als böse Worte und Bierbecher Richtung Mannschaft geflogen waren, obwohl das Ergebnis dem Anhang am Samstagabend ebensowenig geschmeckt haben dürfte.

Mag sein, dass die Berliner Fans einfach gegen die Kälte ansangen, die zwangsläufig irgendwann ihren Weg durch die verschiedenen Kleidungsschichten gefunden hatte. Andererseits honorierten sie den Aufwand ihres Teams, das früh mit 0:3 gegen Borussia Mönchengladbach in Rückstand geraten war und sich trotz aussichtsloser Lage nach Kräften mühte – am Ende ohne Erfolg. Trotz starker Aufholjagd unterlag Hertha BSC im abendlichen Samstagsspiel der Fußball-Bundesliga vor 48304 Zuschauern im Olympiastadion mit 2:4 (1:3) gegen die Gladbacher. Damit steht die Mannschaft von Trainer Pal Dardai mit gerade einmal 14 Punkten aus zwölf Spielen auf dem 14. Tabellenplatz. „Ich kann meiner Mannschaft keine Vorwürfe machen. Wir waren bereit zu kämpfen und zu laufen, aber Gladbach war sehr effektiv“, sagte der Trainer, „ich bin stolz auf die Moral und den Charakter meiner Spieler.“

Im Vergleich zum 3:3 in Wolfsburg vor zwei Wochen nahm Dardai drei Änderungen in seiner Startformation vor: Arne Maier ersetzte den verletzten Niklas Stark im defensiven zentralen Mittelfeld, Davie Selke kam für Valentino Lazaro und Alexander Esswein nahm Peter Pekariks Platz ein, dafür rückte Mitchell Weiser eine Position nach hinten in die Viererkette. Bei den Gästen gab Weltmeister Christoph Kramer sein Comeback nach auskurierter Oberschenkelverletzung. Die offensive Grundausrichtung der Berliner mit zwei echten Stürmern war nicht zuletzt der Hoffnung geschuldet, mehr Offensivaktionen und Abschlüsse zu erzielen; bis zum gestrigen Tag hatte Hertha in dieser Saison nur 85 Torschüsse abgegeben, der mit Abstand niedrigste Wert aller 18 Bundesligisten. Zumindest zu Beginn der ersten Halbzeit sollten es nicht sehr viel mehr werden.

Mit einem Traumtor aus über 25 Metern erhöhte Raffael auf 3:0

Nach fünf halbwegs druckvollen Anfangsminuten der Gastgeber gingen die Gladbacher mit ihrem ersten Angriff in Führung: Denis Zakaria sprintete auf dem linken Flügel bis zur Grundlinie und passte ins Zentrum, wo Lars Stindl auf Höhe des Fünfmeterraums lauerte und per Aufsetzer zum 0:1 vollendete. „Wir haben uns bewusst ein bisschen defensiver verhalten, um aus einer guten Ordnung heraus Nadelstiche zu setzen“, analysierte Gäste-Trainer Dieter Hecking.

Keine zehn Minuten später kam es noch dicker für Hertha: Als die Besucher im Olympiastadion und die Profis unten auf dem Feld die Ausführung eines Eckballs erwarteten, erhielt Schiedsrichter Bastian Dankert (Rostock) ein Signal aus Köln und entschied nach Rücksprache mit dem Videoassistenten auf Elfmeter für die Gäste. Herthas Spieler schimpften und meckerten zwar, die Szene ließ allerdings keine zwei Meinungen zu: Karim Rekik hatte Stindls Schuss klar mit der Hand zur Ecke abgewehrt. Thorgan Hazard ließ sich die Chance nicht nehmen, er schickte Hertha-Keeper Rune Jarstein in die linke Ecke und schoss souverän zum 0:2 in die rechte. Wiederum fünf Minuten später drohte der Abend für die Berliner zu einem Debakel verkommen, und dafür war ein ehemaliger Hertha-Spieler verantwortlich. Mit einem Traumtor aus über 25 Metern erhöhte Raffael auf 3:0.

„Frühes Gegentor, Elfmeter, Sonntagsschuss“, zählte Dardai auf, „an so einem Tag kann man auch mal sechs, sieben Stück kriegen.“ Es sprach tatsächlich für die Berliner, dass sie sich trotzdem nicht hängen ließen, im Gegenteil. Bis zur Pause erspielten sie sich eine Reihe von Großchancen: Nach einer knappen halben Stunde und Vorarbeit von Mitchell Weiser verkürzte Kapitän Vedad Ibisevic auf 1:3 und läutete damit die stärkste Phase seines Teams ein. Vor allem nach Standard-Situationen war Hertha gefährlich: Allerdings waren weder Sebastian Langkamp noch Salomon Kalou im Stande, ihre Gelegenheiten in Zählbares umzuwandeln.

Nach dem Seitenwechsel gingen die Gladbacher wieder deutlich konzentrierter zur Sache und ließen in der Defensive weitaus weniger zu. 20 Minuten vor Schluss sorgte Mitchell Weiser mit dem Anschlusstor zum 2:3 zwar wieder für Spannung, diese war aber nur von kurzer Dauer: 13 Minuten vor dem Ende vollendete Raffael einen Konter der Gäste zum 2:4-Endstand.

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