Berlin verpflichtet Basels Valentin Stocker: Hertha BSC will wieder größer denken
Ein aktueller Nationalspieler vom Schweizer Spitzenklub: Der Transfer von Valentin Stocker zeigt, dass Herthas erzwungene Bescheidenheit vorbei ist.
Michael Preetz käme vermutlich gar nicht mehr zum Arbeiten, wenn er sich zu allen Namen äußern müsste, die in diesen Tagen und Wochen als Neuzugang bei Hertha BSC gehandelt werden. Manchmal tut er es doch. „Schwachsinn“, hat der Manager des Berliner Fußball-Bundesligisten schon vor drei Wochen über das angebliche Interesse an Diego Contento vom FC Bayern München gesagt. Und Valentin Stocker? Preetz schwieg vielsagend – dabei schien diese Personalie auf den ersten Blick kaum weniger schwachsinnig zu sein.
"Ein herausragender Spieler"
Ein aktueller Nationalspieler vom Schweizer Dauermeister FC Basel, für den eine stattliche Millionenablöse fällig werden würde: Von einer solchen Größenordnung hat Hertha vor kurzem nicht einmal zu träumen gewagt. Doch der Deal kommt tatsächlich zustande. Stocker hat bei den Berlinern einen Vierjahresvertrag unterschrieben. Zwischen drei und fünf Millionen Euro soll die Ablöse betragen.
„Valentin Stocker ist ein herausragender Spieler, der genau in unser Anforderungsprofil passt“, sagt Preetz. Der Linksfuß gilt als besonders interessanter Fußballer in der an interessanten Fußballern nicht armen Schweiz. Sein Wechsel nach Berlin ist daher auch ein Signal, dass die erzwungene Bescheidenheit bei Hertha fürs Erste vorbei ist. Durch den Verkauf von Adrian Ramos an Borussia Dortmund und den Einstieg des Investors KKR hat sich die finanzielle Situation der Berliner deutlich entspannt.
Hertha bekommt einen vielseitig verwendbaren Offensivspieler, der bei den Baslern in der Regel im linken Mittelfeld spielt. Allerdings klebt Stocker nicht sklavisch an der Seitenlinie. Alle drei Offensiven dürfen sich frei auf dem Feld bewegen. Stocker, der auch im Aufgebot von Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld für die WM in Brasilien steht, war in dieser Saison bester Feldspieler beim FCB, dazu dessen erfolgreichster Torschütze. „Er wird unserem Angriffsspiel sehr viel Variabilität und Torgefahr hinzufügen“, sagt Preetz.
Kluger Kopf, bedächtiger Mensch
Der 25-Jährige hat in seiner Karriere schon einiges erlebt. In sieben Spielzeiten mit dem FC Basel gewann er sechs Mal den Schweizer Meistertitel. Trotz seiner Bedeutung für das Team hat Basels Präsident Bernhard Heusler in der vorigen Woche gesagt: „Wir müssen respektieren, dass so ein Mensch, ein Fußballprofi, seine Karriereplanung hat und dass er einmal in die Bundesliga möchte. Dem muss man mit dem gleichen Respekt begegnen, mit dem auch er uns stets begegnet ist.“
In der Schweiz gilt Stocker als Hitzkopf – was aber vor allem daran liegt, dass der FCB landesweit nicht allzu beliebt ist. Leute, die Stocker besser kennen, bezeichnen ihn als klugen Kopf und eher bedächtigen Menschen, der sich viele Gedanken über den Fußball mache. Das gilt auch für die Entscheidung über seine persönliche Zukunft. Die komplette Karriere in Basel zu verbringen wäre durchaus eine Option gewesen, zumal Stocker lange auf das perfekte Angebot gewartet hat. Vor drei Jahren war er mit Werder Bremen über einen Wechsel schon so gut wie einig. Doch dann zog sich Stocker einen Kreuzbandriss zu. Basel verlängerte den Vertrag, der Wechsel in die Bundesliga zerschlug sich.
Auch bei anderen Bundesligisten war der Nationalspieler (22 Länderspiele, drei Tore) im Gespräch. Zuletzt hatte der VfB Stuttgart sein Interesse öffentlich bekundet. Am Ende aber musste er sich Hertha geschlagen geben.