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Los geht's. Valentino Lazaro (l.), Sidney Friede (M.) und Trainer Pal Dardai beim Trainingsauftakt der Berliner.
© Britta Pedersen/dpa

Trainingsauftakt: Hertha BSC will bis zum Schluss zaubern

Trainer Pal Dardai will mit Hertha BSC endlich auch mal in der Rückrunde begeistern. Zum Start ins neue Jahr begrüßt er 24 Profis auf dem Platz.

Von David Joram

Vedad Ibisevic ist mittlerweile 34 Jahre alt und hat deshalb schon ein paar Auftakttrainings mitgemacht. Der Kapitän von Hertha BSC weiß also ganz genau, dass es zweierlei Sorten von Trainingsauftakt gibt: Einen im Sommer, wenn der Rasen frisch duftet, der Himmel leuchtet und die Sonne lacht. Und dann gibt es jene Variante im Winter, wenn der Rasen schmiert, der Himmel graut und der Wind eisig bläst.

Letzteres war am Donnerstag der Fall, als Trainer Pal Dardai 24 Berliner Bundesliga-Profis – darunter die zuletzt Verletzten Niklas Stark und Lukas Klünter – um 10 Uhr auf den Schenckendorffplatz des Olympiageländes bat. Dick eingepackt waren Dardais Spieler, mit Mützen, Handschuhen und langen Hosen ausgestattet. Lediglich Fabian Lustenberger und Torhüter Thomas Kraft zeigten offen ihre Beinmuskeln, der Rest hielt sich gezielt bedeckt. Bei solchen Witterungen macht ein Trainingsauftakt eher weniger Spaß – weshalb Vedad Ibisevic den vorbildlichen Kapitän gab und einen Elfmeter im Abschlussspiel derart lässig ins Tor hob, dass den gut 50 fröstelnden Zuschauern beim Zusehen warm ums Herz wurde. Ansonsten spulten die Kicker in der ersten 75-minütigen Einheit des Jahres ihr Pensum routiniert ab, pflichtgemäß und weitgehend unspektakulär.

Antworten auf die Fragen, die mit der anstehenden Rückrunde einhergehen, konnte der lockere Aufgalopp im neuen Jahr naturgemäß keine liefern, außer beim Personal. Marko Grujic (Sprunggelenksverletzung), Salomon Kalou, Javairo Dilrosun (beide angeschlagen), Derrick Luckassen (wird noch in Eindhoven behandelt) und Mathew Leckie (mit Australien beim Asien-Cup) fehlten. Karim Rekik (Muskelfaserriss im Oberschenkel) stand zwar auf dem Platz, absolvierte aber ein Einzelprogramm. Dardai hofft, seinen Innenverteidiger in der nächsten Woche wieder im Teamtraining belasten zu können.

Sehr interessiert dürften die Herthafans in den kommenden Wochen verfolgen, wie hart die Berliner daran arbeiten, in den verbleibenden 17 Ligaspielen so zauberhaft aufzutreten wie Ibisevic bei seinem Trainingselfmeter. Oder ob aus all der Anstrengung dann doch eher ein Standardprogramm resultiert – so wie es in den vergangenen Jahren unter Trainer Dardai eher die Regel war. Klar ist: Diesmal soll mehr drin sein. „Ich habe den Jungs familiäre Ruhe gewünscht, damit sie sich die nächsten viereinhalb Monate auf Fußball fokussieren können“, sagte Dardai.

Dardai: "In die Kirche gehen und bei den Jungs bedanken"

Er weiß, dass die Erwartungshaltung an die Rückrunde hoch ist, nicht nur bei den Fans, die gesehen haben, wie inspirierend und elegant diese Hertha-Elf in der Vorrunde teilweise die Gegner auseinandernahm. 4:2 gegen Mönchengladbach, 2:0 bei Schalke, 2:0 gegen Bayern! Und selbst beim so souveränen Tabellenführer aus Dortmund verdiente sich Hertha ein 2:2. Nicht irgendwie, sondern mit einer Art von Fußball, die aufrüttelte – und die Fans zwischenzeitlich vermehrt ins Olympiastadion lockte. Auch deshalb sind die 24 bisher gesammelten Punkte für Manager Michael Preetz zu wenig. „Ich glaube, dass wir dieses Jahr die Chance haben, richtig nach oben reinzurutschen. Wenn sich solche Möglichkeiten bieten, muss man sie auch nutzen. Das ist mir deutlich zu wenig umgesetzt worden. Das hat viel zu tun mit Fokussierung“, grantelte er nach der 1:3-Niederlage am 17. Spieltag bei Bayer Leverkusen.

Trainer Pal Dardai sieht die Sache etwas gelassener. Man habe eben viel Pech mit dem Personal gehabt in der Vorrunde. „Mit der Verletzungsmisere, die wir hatten, sind 24 Punkte viel. Da sollten alle in die Kirche gehen und sich bei den Jungs bedanken“, legte Dardai am Donnerstag nach. Allein mit Marko Grujic, der verletzungsbedingt nur sieben Mal zum Einsatz kam und im Idealfall am 25. Januar im Heimspiel gegen Schalke wieder auflaufen soll, wäre wohl mehr möglich gewesen. Allerdings fügte Dardai noch an: „Trotzdem haben wir vier, fünf Punkte einfach verspielt, da müssen wir uns verbessern.“ Recht hat er, insbesondere im Rückblick auf die Duelle gegen die vermeintlich schwächeren Teams der Liga wie Stuttgart (1:2) oder Düsseldorf (1:4).

Um schnellstmöglich in den Bundesliga-Rhythmus für die am 20. Januar beim Tabellenletzten in Nürnberg beginnende Rückrunde zu finden, haben die Berliner für den 9. Januar ein Testspiel gegen Zweitligist Bielefeld auf dem Olympiagelände vereinbart. Kurz darauf geht’s zum Telekom-Cup, wo Hertha am 13. Januar in Düsseldorf auf Borussia Mönchengladbach trifft. Ein mögliches Finale fände gegen Gastgeber Fortuna oder Bayern München statt.

Gegen den FC Bayern dürfte sich auch entscheiden, ob Hertha in dieser Saison Großes gelingen kann. Am 6. Februar gastiert der Rekordmeister zum Achtelfinale des DFB-Pokals in Berlin. „Wir haben Ziele“, sagt Pal Dardai dazu – und hofft auf eine zauberhafte zweite Saisonhälfte.

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