2:2-Remis bei Eintracht Frankfurt: Hertha BSC verspielt drei Punkte
Gegen Frankfurt sieht es lange so aus, als würde Hertha BSC einen Sieg mitnehmen – nach einer 2:0-Führung reicht es am Ende nur zu einem Unentschieden.
Fußball ist ein irrationales Spiel, das mitunter von jeglicher Logik befreit ist. Selbst im Statistik-Zeitalter, in dem jeder Blödsinn genau unter die Lupe genommen wird, kommt es faktisch nur auf einen einzigen relevanten Wert an: die Anzahl erzielter Tore – und da war Hertha BSC der Frankfurter Eintracht am Freitagabend zumindest ebenbürtig.
Nach vormals sechs sieglosen Spielen in Folge gelang der Mannschaft von Trainer Jürgen Klinsmann immerhin mal wieder ein Punktgewinn. 2:2 (1:0) trennten sich die Berliner vom Europa-League-Teilnehmer. Damit bleibt der Bundesligist aus Charlottenburg bis auf Weiteres auf dem Relegationsrang. Überhaupt fühlte sich das Resultat angesichts einer zwischenzeitlichen 2:0-Führung nicht positiv an, wenngleich diese glücklich war.
Jürgen Klinsmann bringt Ondrej Duda in der Startformation
Herthas Trainer baute seine erste Elf im Vergleich zur Premieren-Niederlage gegen Dortmund auf drei Planstellen um: Für Marius Wolf, Per Skjelbred und Maximilian Mittelstädt rotierten Lukas Klünter, Ondrej Duda und Marvin Plattenhardt in die Anfangsformation. Überraschend war vor allem Dudas Nominierung: der Slowake hatte zuletzt nicht mal im Kader gestanden.
Eintracht-Coach Adi Hütter entschied sich für eine ausgesprochen offensive Ausrichtung und brachte sowohl das portugiesische Sturmduo André Silva und Goncalo Paciencia als auch Spielmacher Daichi Kamada.
Nach zuletzt drei Bundesliga-Niederlagen in Folge versuchten die Gastgeber auch gleich, die Spielkontrolle zu übernehmen. Wirklich gefährlich wurden sie zunächst allerdings nicht: Beide Teams neutralisierten sich in der ungefährlichen Zone zwischen den Strafräumen; oft mangelte es schlichtweg am letzten Pass.
Davie Selke vergibt die erste Chance
Die erste richtig dicke Chance vergab Davie Selke nach einer knappen Viertelstunde. Allerdings hatte der Berliner Angreifer auch im Abseits gestanden. Dann wurden die Frankfurter mutiger und zielstrebiger. Nach einem Eckball brannte es lichterloh in Herthas Strafraum: Thomas Kraft konnte den ebenso scharfen wie platzierten Kopfball des aufgerückten Almamy Toure aber mit einem starken Reflex entschärfen.
Kraft stand in der Folge vermehrt im Mittelpunkt des Geschehens. Gegen Djibril Sow, der sich in eine aussichtsreiche Position gebracht hatte, musste er noch nicht eingreifen und konnte dem Ball entspannt hinterherschauen. Anders gegen Martin Hinteregger: der Österreicher zwang Kraft mit einem strammen Schuss von der Strafraumgrenze zu einer weiteren Flugeinlage. Im Grunde deutete eine halbe Stunde lang nichts auf ein Führungstor der Gäste hin.
Dann schlug Dodi Lukebakio zu und bestrafte des Gegners Nachlässigkeiten im Abschluss. Marvin Plattenhardt hatte zunächst Marko Grujic in Szene gesetzt, der den Ball mit einem Kontakt an Lukebakio weiterleitete. Der Belgier ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen und traf aus spitzem Winkel.
Das Torschussverhältnis lautete zu diesem Zeitpunkt 7:1 für Frankfurt, das Ergebnis: 0:1. Dieser Umstand brachte selbst Klinsmann in Wallung, der bis dahin vergleichsweise passiv auf der Ersatzbank gesessen und seinen Coaching-Bereich kaum verlassen hatte. Nun ballte er die Faust.
Das Glücksgefühl war nur von kurzer Dauer, kam aber auch schnell wieder zurück: Frankfurt glich nach einer feinen Kombination Goncalo Paciencia aus – dachten jedenfalls alle. Dann gab der Kölner Keller Schiedsrichter Christian Dingert einen Hinweis, der den Treffer nach Ansicht der Videobilder revidierte. Dem vermeintlichen Ausgleich war ein Foul von Filip Kostic an Niklas Stark vorausgegangen. Hertha durfte also mit einer Führung den Weg in die Kabine antreten.
Im zweiten Durchgang wurde die Partie zunehmend unruhiger und physischer. Hertha stand zwar weiterhin vorwiegend tief in der eigenen Hälfte, dafür ließen die Berliner aber deutlich weniger gefährliche Aktionen zu – und präsentierten sich vorn derart effizient, wie man es aus allerbesten Pal-Dardai-Zeiten kennt. Nach einer Stunde erhöhte Marko Grujic auf Vorlage von Dedryck Boyata auf 2:0. Die Vorentscheidung? Mitnichten.
Frankfurt antwortete in Form eines Treffers von Martin Hinteregger, der nach einem Eckball auf 1:2 verkürzte und eine turbulente Schlussphase einläutete. Schiedsrichter Dingert brachte die ohnehin schon geladene Frankfurter Kurve noch weiter auf, als er der Eintracht einen zweiten Treffer aberkannte – er lag wieder richtig. André Silva war Thomas Kraft im Fünf-Meter-Raum regelwidrig angegangen.
In der letzten Viertelstunde warfen die Frankfurter schließlich alles nach vorn und belohnten sich für ihren hohen Aufwand. Der eingewechselte Sebastian Rode traf kurz vor Schluss zum hochverdienten 2:2-Endstand.