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In Niederlagen gefangen. Hertha unterliegt im Pokal dem 1. FC Köln, der eine halbe Ewigkeit nicht mehr gewonnen hatte.
© Bensch/REUTERS

Pokal-Aus gegen den 1. FC Köln: Hertha BSC taumelt in die Krise

Die Stimmung ist gereizt. Hertha droht zu verspielen, was der Klub sich aufgebaut hat - Achtung, Respekt, Zutrauen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Michael Rosentritt

Wenn Fans mit Bierbechern nach Spielern ihrer eigenen Mannschaft werfen und einige aufs Spielfeld vordringen, um den Trainer zu stellen, ist irgendetwas aus den Fugen geraten. Dabei ist nichts Weiteres passiert, als dass Hertha BSC am Mittwochabend in der zweiten Runde aus dem Pokalwettbewerb geflogen ist. Das ist nicht schön, aber auch nicht dramatisch. Gerade die Berliner haben eine gewisse Übung darin, früh im Pokal zu scheitern, sie kennen das aus vielen Wiederholungen. Was sich aber im aktuellen Fall alarmierend anfühlt, ist, dass es wie mit Ansage kam. Die sportliche Krise ist nicht über Nacht über Hertha BSC hereingebrochen, der Verein ist ihr mit Anlauf entgegengetaumelt.

Ein negativer Trend ist lange unverkennbar. Nur eins der letzten zwölf Pflichtspiele hat Hertha gewonnen. Die Mannschaft, die im Mai noch den Europapokal erreicht hat, enttäuschte in eben diesem Wettbewerb gegen Mannschaften wie Östersund und Luhansk. Und auch in der Bundesliga bewegt Hertha sich in der schwächeren Hälfte der Tabelle.

Weder Power noch Mumm

Für sich mag die eine oder andere Niederlage erklärbar sein, in der Summe aber sind sie für den Anhänger schwer ertragbar, vor allem auch in ihrer Art und Weise. Die Fans sehen, dass ihre Mannschaft weder Power noch Mumm auf den Rasen bringt. „Sie machen sich Sorgen“, sagte Herthas Trainer Pal Dardai nach der Begegnung mit aufgebrachten Fans.

Der Pokal ist verloren, die Europa League so gut wie. Im Kerngeschäft Bundesliga bleibt es happig. Die Stimmung rund um Hertha ist gereizt. Sollte das Heimspiel gegen den HSV am Sonnabend auch noch verloren gehen, könnte sie gänzlich kippen.

Hertha ist im Herbst 2017 drauf und dran all das zu verspielen, was sich in den vergangenen zwei Spielzeiten erspielt wurde - Achtung, Respekt, Zutrauen. Auf dem Platz sind weder eine Idee vom Spiel noch Widerstandfähigkeit erkennbar, bis auf den Torwart erreicht derzeit kein Profi Normalform. Das hinterlässt Spuren. Die Gruppe wackelt, sie wirkt fahrig, unsicher und gehemmt.

Hertha muss rasch einen produktiven Umgang mit der Krise und einen Ausgang finden. Gerade auch der Trainer. Es ist das erste Mal seit seiner Amtsübernahme im Frühjahr 2015, dass Dardai unter Druck steht. Als er damals aus dem Nachwuchs nach oben kam und die abstiegsgefährdeten Profis übernahm, konnte er eigentlich nur gewinnen. Nach einem siebenten und sechsten Platz in den beiden zurückliegenden Spielzeiten gibt es viel zu verlieren. Das gilt für jeden Einzelnen in der Mannschaft aber eben auch. Steigern müssen sich alle.

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