2:0-Erfolg gegen den FC Augsburg: Hertha BSC setzt seinen Lauf fort
Hertha holt den dritten Sieg im vierten Spiel unter Trainer Bruno Labbadia. Der Klassenerhalt scheint sicher. Dilrosun und Piatek erzielen die Treffer.
Gleich zu Beginn wurden Erinnerungen an das Hinspiel zwischen Hertha BSC und dem FC Augsburg wach. Nach fünf Minuten erhob sich Dennis Smarsch, der Ersatztorhüter des Berliner Fußball-Bundesligisten, von der Ersatzbank, er streifte sich ein orangefarbenes Trainingsleibchen über und begab sich zum Warmmachen. Im Hinspiel hatte Smarsch sein Debüt in der Bundesliga gefeiert, nachdem Rune Jarstein die Rote Karte gesehen hatte. Diesmal musste Herthas Torhüter nach einem Zusammenprall behandelt werden.
Anders als im Hinspiel, das für Hertha mit einer bitteren 0:4-Niederlage und dem Rauswurf von Trainer Ante Covic geendet hatte, wurden Smarschs Dienste am Samstag im geisterleeren Olympiastadion nicht benötigt. Jarstein konnte weiterspielen – und auch sonst war alles anders. Die Hertha des Frühjahrs 2020 hat nicht mehr viel mit der bemitleidenswerten Hertha aus dem Herbst 2019 zu tun.
Nach einem überzeugenden Auftritt in der ersten Halbzeit ließ die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia in der zweiten Halbzeit zwar deutlich nach, trotzdem reichte es am Ende zu einem 2:0 (1:0)-Erfolg. „Die erste Halbzeit war richtig gut von uns, in der zweiten Halbzeit waren wir ein bisschen müde“, sagte Jarstein nach dem Spiel.
Unter dem neuen Trainer ist die Mannschaft damit weiterhin ungeschlagen. „Wir sind ein Team geworden“, befand Maximilian Mittelstädt. Aus vier Spielen holten er und seine Kollegen zehn Punkte, 38 sind es nun insgesamt – der Klassenerhalt ist damit wohl sicher. Und auch wenn Bruno Labbadia immer von 40 Punkten als entscheidender Wegmarke gesprochen hat, dürfen sich die Berliner in der Schlussphase dieser so turbulenten Saison vielleicht sogar noch einmal neue Ziele setzen. Zu Platz sechs sind es nach der Niederlage der Wolfsburger nur noch vier Punkte. „Das ist möglich“, sagte Jarstein.
Bruno Labbadia nahm diesmal gleich zwei Veränderungen an seiner Startformation vor – allerdings gezwungenermaßen. Marvin Plattenhardt und Matheus Cunha konnten nicht spielen, beide wegen einer leichten Gehirnerschütterung. Hinten links verteidigte Maximilian Mittelstädt, eine Reihe vor ihm spielte Javairo Dilrosun.
Cunha war in den vergangenen Wochen die prägende Figur in Herthas Spiel gewesen; insofern war es spannend zu sehen, wie die Berliner seinen Ausfall würden kompensieren können. Immerhin hatte Dilrosun, der Ende Februar beim 3:3 in Düsseldorf zuletzt von Anfang an gespielt hatte, Mitte der ersten Halbzeit seinen großen Auftritt, als er zum 1:0 für seine Mannschaft traf. Es war für den Holländer das erste Tor seit dem siebten Spieltag.
Nach einer scharfen Hereingabe des ohnehin erstaunlich offensiv ausgerichteten Rechtsverteidigers Peter Pekarik scheiterte Dodi Lukebakio noch an Augsburgs Torhüter Andreas Luthe. Wie Dilrosun den Rebound verwertete, war durchaus hübsch anzusehen. Anstatt sofort zu schießen, chippte er den Ball noch über das Bein von Innenverteidiger Felix Uduokhai und hatte dadurch freie Bahn.
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Das 1:0 zur Pause war ein eher schmeichelhafter Ausdruck für die Berliner Überlegenheit. Augsburgs Trainer Heiko Herrlich hatte seine Mannschaft zum Abschluss der englischen Woche auf gleich sechs Positionen verändert. Dass für die Gäste wenig nach vorne ging, lag aber nicht zuletzt am disziplinierten Spiel der Berliner gegen den Ball. In der kompletten ersten Halbzeit ließen sie nicht eine gefährliche Offensivaktion der Augsburger zu.
Auf der anderen Seite hatte Hertha genügend Chancen, den Vorsprung auszubauen – und das sogar deutlich. Die Berliner leiteten vor allem über ihre sehr hoch stehenden Außenverteidiger immer wieder gute Gelegenheiten ein. Lukebakio setzte einen Kopfball nach einer Flanke Pekariks über das Tor, Vedad Ibisevic hatte allein in der ersten Halbzeit drei gute Möglichkeiten, die er ungenutzt ließ.
Herrlich reagierte in der Pause auf den schlappen Vortrag seines Teams und brachte gleich zwei neue Stürmer. Neben Sergio Cordova musste Eduard Löwen, von Hertha an den FCA verliehen, vom Feld. Dass es für ihn im Olympiastadion nicht richtig läuft, ist keine ganz neue Erkenntnis.
Die Augsburger kamen nicht nur mit neuem Personal, sondern auch mit neuem Schwung aus der Kabine. Gleich nach Wiederanpfiff erspielten sie sich ihre erste richtig gute Chance – unter Mithilfe von Rune Jarstein. Herthas Torhüter lenkte eine harmlose Hereingabe direkt zu Noah Joel Sarenren Bazee, reagierte dann aber bei dessen Abschluss glänzend und verhinderte so den Ausgleich.
In der Folge aber war das Spiel ein anderes. Die Berliner büßten ihre Dominanz ein und verloren zunehmend die Kontrolle. Hertha war nicht mehr so kompakt wie vor der Pause, und geriet dadurch immer wieder in Bedrängnis. Der eingewechselte Florian Niederlechner verfehlte mit einem Kopfball nur knapp das Tor der Berliner.
Bruno Labbadia versuchte, von außen gegenzusteuern, brachte Arne Maier, Krzysztof Piatek und Mathew Leckie. Die Stringenz in ihrem Spiel, die die Mannschaft vor der Pause gehabt hatte, fand Hertha allerdings auch mit neuem Personal nicht mehr. Zum Sieg reichte es dennoch, weil Piatek in der Nachspielzeit einen Konter zum 2:0 vollendete.