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Angekommen in Berlin: Valentino Lazaro (2.v.l.) und Davie Selke (2.v.r.) sind Herthas Gewinner der Hinrunde.
© Schmidt/dpa

3:2-Sieg gegen Leipzig: Hertha BSC: Mit Hingabe in die Pause

Hertha BSC beendet die Hinrunde mit 24 Punkten und liegt damit im Soll. Vor allem die Zugänge Davie Selke und Valentino Lazaro sind ein echter Gewinn.

Als Rainer Widmayer den Leipziger Rasen verließ und auf dem Weg in die Kabine der Berliner war, ließ er einen Satz für die Journalisten zurück: „Mir könne scho was“, sagte der 50 Jahre alte Co-Trainer von Hertha BSC im breiten Schwäbisch. In diesem Satz klang viel Stolz mit. Berechtigterweise. Es war eben kein normales Fußballspiel zum Abschluss der Bundesliga-Hinrunde, das Hertha 3:2 beim Vizemeister gewann. Es war echt großes Theater, was Hertha bot.

Der Sieg der Berliner, die über 80 Minuten mit einem Spieler weniger auskommen mussten, ist ganz sicher der wertvollste dieser Spielzeit. Nicht unbedingt, weil man bei einem der Großen der Branche gewonnen hat, sondern es war die Art und Weise, wie der Sieg herausgeschossen und mit Verve verteidigt wurde. Es war eine ungewöhnliche Willensleistung, die Trainer Pal Dardai in dessen 100. Bundesligaspiel einen besonderen Erfolg bescherte. „Für uns ist das ein Hammer-Sieg, das kann für die Rückrunde viel bewegen“, sagte dieser.

Am Ende einer intensiven und für ihn letztlich guten Hinrunde steht Berlins Bundesligist auf Tabellenplatz zehn. Mit 24 Punkten. Das ist eine Punktzahl, mit der man intern gerechnet hat. Sie ist höher, als nach einer Schwächephase im Oktober zu befürchten war. Auch wenn es keine 30 Punkte (2016/17) oder 32 (2015/16) sind wie nach den Hinrunden der beiden vergangenen Spielzeiten: Eingedenk der Mehrbelastung durch den Europapokal kann sich die aktuelle Ausbeute trotzdem sehen lassen.

Nach dem Aus in Europa hat sich Hertha gestrafft

Nach dem Abschied aus der Europa League hat Hertha sich noch einmal straffen können. In den drei letzten Bundesligaspielen der Hinrunde gegen besser platzierte Teams wie Augsburg, Hannover und Leipzig holten die Berliner starke sieben Punkte. Hertha hat sechs der 17 Spiele gewonnen, sechsmal unentschieden gespielt und fünf Spiele verloren – so viele wie Dortmund

Erfreulich aus Berliner Sicht ist, dass in Stürmer Davie Selke eine neue Torgefahr dazugekommen ist. Noch im Mai hatte der 22-Jährige für RB Leipzig zwei Tore gegen Hertha erzielt, dieses Mal traf er für Hertha doppelt. In 14 Pflichtspielen hat er acht Tore erzielt, vier in der Liga, vier im Europapokal. Nur der im Dezember wiedererwachte 32-jährige Salomon Kalou (sieben) ist in der Liga von den Berlinern noch gefährlicher.

Gegen Leipzig war Selke, für den Hertha neun Millionen Euro bezahlt hat, neben Valentino Lazaro der beste Mann auf dem Feld. Der 21 Jahre alte Österreicher ist wie Selke im Sommer nach Berlin gekommen, beide waren anfänglich verletzt und kamen erst spät, vor allem über die Einsatzzeiten in der Europa League in Form. Seit ein paar Wochen prägen sie das Spiel der Berliner und sind mit ihrer bereichernden Art nicht mehr wegzudenken. Bei Lazaro ist es vor allem seine Vielseitigkeit. In Leipzig begann er in der Offensive, später spielte er im defensiven Mittelfeld, am Ende musste er als Rechtsverteidiger aushelfen.

„Wir wurden ohne Ball immer müder“, erzählte Lazaro hinter, „mit dem 3:0-Polster hat es perfekt gereicht. Wir sind sehr froh, dass wir das Jahr so abschließen konnten.“ Seine persönliche Bilanz fiel natürlich positiv aus. Er sei froh, dass er den Sprung in die Bundesliga gewagt habe. Nach „anfänglichen Schwierigkeiten“ habe er sich reingekämpft. „Tage wie heute, wo ich der Mannschaft auf verschiedenen Positionen helfen kann, sind für mich ganz wichtig“, sagte Lazaro.

„Lazaro und Selke kommen in den letzten Wochen immer besser in Tritt. Die Jungs, die im Sommer gekommen sind, sind jetzt besser integriert“, sagte Herthas Manager Michael Preetz. Insofern sei er zuversichtlich, „dass wir diese eher schwächere Rückrunde in diesem Jahr mal hinter uns lassen und eine richtig gute Rückrunde spielen“.

Wie geht das Team mit der Rückrundenschwäche um?

Bekanntlich leidet Hertha unter einer fast schon chronischen Rückrundenschwäche. Doch die Berliner sind in dieser Spielzeit etwas breiter und variabler aufgestellt. Vor allem Valentino Lazaro bringt mit, was bisher fehlte: Dynamik kombiniert mit Technik und Kreativität. Seine technische Beschlagenheit unterscheidet ihn von anderen schnellen Spielern im Team, die aber offensichtliche Probleme mit der Ballsicherheit haben.

Das wird in der Rückrunde an Bedeutung gewinnen. Herz und Leidenschaft tragen Dardais Mannschaft traditionell ein gutes Stück weit, am Ende aber braucht es Spielkultur. „Wir finden immer mehr rein in diese Siegermentalität, egal wie das System ist oder ob wir das System umstellen müssen“, erzählte Lazaro. „Wenn wir dann auch noch guten Fußball zeigen können wie zu Beginn gegen Hannover, dann sind wir richtig glücklich.“ In der Europa League habe genau das noch gefehlt, sagte der Österreicher, „aber wir haben Qualität in der Mannschaft, und wir arbeiten dran“.

In der gesamten vergangenen Saison war Hertha nie schlechter als Platz sechs. Es wäre vermessen, das als Maßstab für die aktuelle Spielzeit zu nehmen. Allerdings, unmöglich ist eine solche Endplatzierung nicht. Vier Punkte sind es bis Dortmund, Leverkusen, Leipzig und Mönchengladbach, die punktgleich auf den Plätzen drei bis sechs liegen. Nach unten hin, zum Relegationsplatz 16 (Bremen), hat Hertha die Distanz auf neun Punkte ausbauen können.

„Wir gehen mit einem guten Gefühl in die Weihnachtspause“, sagte Pal Dardai, bevor er sich in eben diese verabschiedete. Doch mit dem Wegfall von Spielen im DFB-Pokal und Europapokal wird künftig der Konkurrenzdruck um Einsatz- und Spielzeiten deutlich zunehmen. Das kann Vorteile mit sich führen, aber auch Reibungsverluste erzeugen. Diesen Umstand zu moderieren wird das Nächste sein, was Dardai und Widmayer können müssen.

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