Wie zu Zeiten von Voronin und Pantelic: Hertha BSC mit ganz viel offensiver Qualität
Im Angriff hat der Bundesligist mächtig aufgerüstet - auch dank der neuen finanziellen Möglichkeiten.
In diesen, seinen ersten Tagen als Cheftrainer von Hertha BSC war Ante Covic in den Trainingseinheiten einfach überall. Er unterbrach hier und intervenierte dort, er lobte die Kleingruppe auf der einen Seite des Feldes – und stand plötzlich schon wieder der anderen mit Rat und Tat zur Seite. Wie schrieb schon Hermann Hesse: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“
Im Fall Covic war es der Zauber enormen Tatendrangs gepaart mit spürbar großer Vorfreude über das neue Amt. „Aber ich weiß natürlich auch, dass ich bisher keine unangenehmen Entscheidungen treffen und Spieler enttäuschen musste.“ Genau das kommt in den nächsten Tagen und Wochen auf ihn zu: unangenehme Entscheidungen. Besonders in zwei Mannschaftsteilen dürfte Covic als Moderator gefragt sein. Im Mittelfeld, wo sechs, sieben Spieler von Format um mutmaßlich drei Planstellen kämpfen müssen – und natürlich in jenem Mannschaftsteil, in dem Hertha in diesem Sommer mächtig nachgerüstet hat: im Angriff.
So viel Qualität, so viel Offensivpower wie vor dem Start der Saison 2019/20 hat es im blau-weißen Kader zuletzt womöglich vor zehn Jahren gegeben, als die Herren Marko Pantelic und Andrej Voronin die Hauptstadt ein Frühjahr lang vom Gewinn der Meisterschaft träumen ließen.
Der frühere Offensivspieler Covic hat vom ersten Tag seiner Regentschaft an klargemacht, was er dem Tabellenelften der Vorsaison zu implementieren gedenkt: ein deutlich offensiver ausgerichtetes System, das zu attraktivem Fußball und vielen Toren führen soll. Covic gehört zu jener Trainerspezies, die lieber 3:2 gewinnt als 1:0. Gleich im ersten Testspiel brach er mit dem – unter Vorgänger Pal Dardai praktisch in Stein gemeißelten – Prinzip der Ein-Stürmer-Taktik, seither sind unterschiedlichste Systeme zur Aufführung gekommen.
Es wird spannend zu beobachten sein, wie Covic sein Team am Sonntag im DFB-Pokal gegen den bayrischen Viertligisten VfB Eichstätt spielen lässt (15.30 Uhr/live bei Sky). In der Vorbereitungsphase habe sich der Ruf bestätigt, der Covic vorauseilte, sagt Hertha-Manager Michael Preetz. „Ante ist ein offensiv denkender Trainer, der entsprechend offensiv spielen lässt.“
Neue Möglichkeiten
Ausgestattet mit einem vergleichsweise dicken Geldbeutel durch den Einstieg des Investors Lars Windhorst hat der Manager Spieler nach Berlin geholt, die sich der Verein bis vor Kurzem nicht leisten konnte. Angefangen bei Dodi Lukebakio, der mit einer Ablösesumme von rund 20 Millionen Euro Herthas bisherigen Rekordtransfer Davie Selke abgelöst hat. Lukebakio kommt mit der Empfehlung einer starken Bundesliga-Saison in Düsseldorf (zehn Tore, vier Vorlagen) und soll für neuen Konkurrenzkampf an vorderster Front sorgen.
Nicht ganz so hoch sind die Erwartungen an Daishawn Redan, was nicht primär an der Veranlagung des jungen Niederländers liegt, sondern vielmehr an seinem jugendlichen Alter von 18 Jahren. Andererseits war Redan seiner Zeit oft voraus: Mit 16 spielte er bereits in der U 18 des FC Chelsea, mit 17 in der U 23.
Was bedeutet das nun für die arrivierten Berliner Offensivspieler Vedad Ibisevic, Davie Selke, Salomon Kalou und – man vergisst ihn fast – den vor einem Jahr aus Aue verpflichteten Pascal Köpke? Zumindest die Veteranen Kalou, 34, und Ibisevic, 35, dürften in ihrer vermutlich letzten Saison in Berlin bis auf Weiteres gesetzt sein. Und wer Davie Selke kennt, den wohl ehrgeizigsten Spieler in Herthas Kader, der weiß: Kampflos wird er das Feld garantiert nicht nicht räumen.