zum Hauptinhalt
Schattenspiele. Mit Herthas Investor Lars Windhorst (l.) und Manager Michael Preetz.
© Annegret Hilse/Reuters

Kolumne „Auslaufen mit Lüdecke“: Hertha BSC könnte beim Slapstick den HSV überbieten

Hertha BSC setzt die Trends in der Fußball-Bundesliga. Und das liegt nicht nur an den Überbleibseln aus der Konkursmasse des schwäbischen Mentalitätsmonsters.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Die vergangenen Tage haben deutlich gezeigt, wie wichtig Hertha BSC für die Bundesliga ist. Der Abgang des spätpubertierenden Hubschrauberpiloten Jürgen K. war ein Meisterwerk der Public Relation in einer Zeit, in der Aufmerksamkeit ein hart umkämpftes Gut geworden ist. Chapeau! Nun reden wirklich alle über Hertha und man konnte sogar kurzfristig den Abgang des Hamburger SV vergessen machen, der es in der Disziplin des Slapstick-Entertainments zu wahrer Könnerschaft gebracht hatte.

Abstieg oder Pep Guardiola für Hertha BSC?

Man fragt sich unweigerlich: Was kommt als nächstes? Lässt sich das alles noch toppen? Ich halte inzwischen alles für möglich. Sowohl den Abstieg in Liga zwei als auch, dass nächste Saison Pep Guardiola an der Seitenlinie steht.

Derzeit ist jemand bei Hertha Übungsleiter, der mehr oder weniger zufällig in dieses Amt gerutscht ist. Quasi als Überbleibsel aus der Konkursmasse des schwäbischen Mentalitätsmonsters. Ein Trainer, der in 21 Spielen hintereinander ohne Sieg geblieben war!

Aber so ist es manchmal im Fußball: Plötzlich durchbricht er diese Serie und gewinnt mit einer Aufstellung, die teilweise aussah, als sei sie von einem Zufallsgenerator erdacht worden. Aber wen kümmert das? Das Spiel wurde gewonnen und nicht nur das. Man hat auch den Nachweis erbracht, mit Paderborn spielerisch mithalten zu können.

Lars Windhorst spricht zu den Hertha-Spielern

Vielleicht findet sich ja bis Saisonende doch noch eine Mannschaft, bis dann der neue Trainer wieder alles durcheinanderwirbelt. Denn das dürfte den Beteiligten durchaus bewusst sein. Auf einige Teile der Mannschaft wie auch auf den Trainer selbst werden die Verantwortlichen nächste Saison nicht mehr zurückgreifen. Umso mehr muss angerechnet werden, wie sehr sich alle in Paderborn gegen den drohenden Absturz gewehrt haben.

Hertha setzt derzeit die Trends. Neu ist zum Beispiel, dass in Krisensituationen jetzt die Sponsoren oder Investoren in der Kabine Ansprachen halten. Lars Windhorst soll nämlich dort zu den Hertha- Spielern gesprochen haben. Warum auch nicht? Wenn’s was bringt.

Vielleicht wird das ja eine ganz neue Entwicklung im Profi-Fußball? Bei Gazprom-Schalke steht am nächsten Sonnabend das wichtige Heimspiel gegen RB Leipzig an. Ich sehe es schon vor mir: Wie wild gestikulierend, mit markanten Worten und freiem Oberkörper Wladimir Putin die Schalker auf das Ereignis einschwört.

Frank Lüdecke

Zur Startseite