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Er kann es noch: Vedad Ibisevic traf für Hertha zum 1:0 gegen den VfB.
© Axel Schmidt/REUTERS
Update

3:1-Heimerfolg gegen den VfB Stuttgart: Hertha BSC kann noch siegen

Acht Wochen musste Hertha BSC auf einen Sieg warten, gegen den VfB Stuttgart klappt es dann wieder. Ibisevic, Duda und Kalou treffen.

Vedad Ibisevic wirkte ein wenig irritiert. Als wüsste er nicht, was passiert war und wie es nun weitergehen müsse. Aber dann machte er instinktiv alles richtig: sprang über die Werbebande und lief den Fans in der Ostkurve entgegen. So, wie man das eben macht, wenn man gerade ein Tor erzielt hat. Dass Ibisevic, der Kapitän von Hertha BSC, einen Moment zögerte, könnte daran gelegen haben, dass ihm und seiner Mannschaft ein solches Erlebnis zuletzt lange verwehrt geblieben war.

Nur ein paar Sekunden fehlten dem Berliner Bundesligisten noch zu insgesamt sechs Stunden ohne Tor, als Ibisevic am Samstag zum 1:0 gegen den VfB Stuttgart traf. Danach kam es, wie Trainer Pal Dardai zuletzt immer wieder prophezeit hatte: Wenn die Dose erst einmal auf ist, sprudelt es richtig. Seine Mannschaft gewann vor 48 668 Zuschauern im Olympiastadion gegen den bemitleidenswert schwachen Abstiegskandidaten aus Stuttgart mit 3:1 (2:0). Es war der erste Sieg für Hertha seit zwei Monaten und nach sieben vergeblichen Versuchen. „Wir hatten beinahe vergessen, wie sich das anfühlt“, sagte Salomon Kalou.

Dardai verzichtete in seinem vorletzten Heimspiel als Cheftrainer auf Marko Grujic, der zuletzt aber über Sprunggelenksprobleme geklagt hatte, für den gesperrten Lukas Klünter rückte Mathew Leckie in die Startelf. Der VfB trat mit derselben Elf an, die vor einer Woche, beim Debüt von Interimstrainer Nico Willig, 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach gewonnen hatte. Doch besonders beschwingt wirkten die Stuttgarter am Samstag nicht.

So hielt das Spiel lange das, was es versprochen hatte: Im Olympiastadion trafen die derzeit schwächsten Offensivreihen der Bundesliga aufeinander. An den vergangenen fünf Spieltagen hatten Hertha und der VfB drei Tore zuwege gebracht. Zusammen. „Beide haben anfangs nicht gewusst, wie sie das Spiel richtig angehen sollen“, sagte Alexander Esswein, der im Winter auf Leihbasis von Hertha zum VfB gewechselt ist. Spielerisch ließ die Begegnung zunächst fast alle Wünsche offen.

Eine Viertelstunde dauerte es, bis Berlins Maximilian Mittelstädt von der Strafraumgrenze den ersten Torschuss des Spiels abgab, mit dem Torhüter Ron-Robert Zieler allerdings keine Mühe hatte. Das Bedrohungspotenzial der Gäste fiel ebenfalls recht überschaubar aus: ein Schüsschen von Nicolas Gonzalez, ein Freistoß von Gonzalo Castro über das Tor – das war’s vor der Pause von den Schwaben.

360 Minuten: kein Tor - fünf Minuten: zwei Tore

Und trotzdem hatte Hertha einmal richtig Glück – als nämlich Karim Rekik den Ball im eigenen Strafraum nach Stuttgarts erster Ecke aus der Gefahrenzone boxte. Der Schiedsrichter sah es nicht, der Videoassistent griff nicht ein, und auch Rekik selbst erklärte nach dem Spiel ebenso unverständlich wie glaubhaft, nichts mitbekommen zu haben. „War es wirklich meine Hand?“, fragte er mit erstauntem Blick, während sein früherer Kollege Esswein sagte: „Das war mit das klarste Handspiel der letzten Wochen und Monate, vielleicht sogar der gesamten Saison.“

Hertha hatte am Ende der ersten Halbzeit noch zwei lichte Momente. Erst reagierte Ibisevic am schnellsten, nachdem Zieler einen Kopfball von Leckie noch hatte parieren können, und staubte mit seinem zehnten Saisontreffer zum 1:0 ab. Unmittelbar nach Ablauf der regulären Spielzeit leistete der Bosnier dann, zumindest indirekt, die Vorarbeit zum zweiten Treffer. Ibisevic brachte den Ball per Grätsche Richtung Tor, Zieler warf sich in die Flugbahn, doch Ondrej Duda vollendete per Nachschuss zum 2:0.

Erst passierte fast 360 Minuten gar nichts vor dem gegnerischen Tor, dann trifft Hertha gleich zwei Mal in etwas mehr als fünf Minuten.

Mit dem beruhigenden Vorsprung im Rücken mussten die Berliner nach der Pause nicht mehr allzu viel machen, um die Angelegenheit unter Kontrolle zu halten. So kam erst nach der Einwechslung von Grujic (für Per Skjelbred) wieder etwas mehr Zug in Herthas Offensivspiel. Mit einem dynamischen Vorstoß aus dem Mittelfeld und einer Flanke an den zweiten Pfosten leitete der Serbe die erste Chance der zweiten Hälfte ein. Leckie verfehlte mit seinem Volleyschuss das Tor – und verletzte sich auch noch.

Javairo Dilrosun war kaum für den Australier auf dem Platz, da sprintete er Ozan Kabak davon, passte in die Mitte, wo Salomon Kalou den Ball zum 3:0 über die Linie drückte. Hertha machte es noch ein bisschen spannend, gewährte dem eingewechselten Mario Gomez im Strafraum so viele Freiheiten, dass er keine Mühe hatte, zum 1:3 einzuköpfen. Willig jubelte an der Seitenlinie. Ernsthaft in Gefahr aber geriet Herthas zweiter Heimsieg im Jahr 2019 nicht mehr.

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