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Kolumne „Auslaufen mit Lüdecke“: Hertha BSC ist die Nummer eins der Welt

Vergessen Sie Juventus Turin, Manchester United oder Real Madrid, sagt unser Kolumnist. Für Rekorde und Furore sorgt nun eine gewisse Alte Dame.

Hertha BSC hat Manchester United überholt! Und Real Madrid! Auch Barcelona, Paris oder Turin und wie die Nester alle heißen. In diesem Winter gab kein Verein weltweit mehr Geld für neue Spieler aus als Hertha BSC! Ich will jetzt nicht großkotzig erscheinen, aber das muss unser Anspruch sein. Vorne stehen. Egal wo, egal wie. Auch in einer weiteren Statistik haben wir für Furore gesorgt.

An diesem Wochenende hat keine andere Mannschaft weltweit weniger aufs Tor geschossen! Im Heimspiel gegen Schalke 04 landete kein einziger Ball auf dem Kasten des Gelsenkirchener Torwarts. Null, nix. Das will was heißen!

Die Lehren aus Leipzig

Während man in der Ära Dardai noch glaubte, wir sähen da uninspirierten Destruktionsfußball, dann zeigt uns Klinsmann jetzt, was da noch alles geht. Wie viel Potential in der Destruktion steckt. Da ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht!

Die Spieler rackern und grätschen und rennen, dass es eine wahre Freude ist! Wenn die Sache mit dem blöden Ball nicht wäre, dann kämen wir der Perfektion des Spieles schon sehr nahe. Deswegen belegen wir laut einer Statistik des BFF, des Bundesverbandes Feinsinniger Fußballästheten, im Bereich Schönheit & Originalität den letzten Platz.

Die am längsten gezählte Ballstafette bestand aus einem einzigen Pass. Gerüchten zufolge planen sie bei Hertha aber spieltaktisch bereits das nächste Level: Ein gespielter Pass soll mittels eines einzigen Kontaktes zum eigenen Mitspieler weitergeleitet werden. Das ist ambitioniert! Aber noch nicht bestätigt.

Jawoll. Was Klinsi sagt und vorgibt, bringt Hertha nach oben. Zumindest in manchen Kategorien.
Jawoll. Was Klinsi sagt und vorgibt, bringt Hertha nach oben. Zumindest in manchen Kategorien.
© Soeren Stache/dpa

Manchmal ist es im Leben eben so, dass man einen Schritt zurück gehen muss, um dann den nächsten nach vorne machen zu können. Und das stimmt mich so optimistisch! Hertha macht im Moment spielerisch so viele Schritte zurück, dass ich mir gar nicht ausmalen mag, wo wir in ferner Zeit oben ankommen werden. Das muss ja ganz oben sein!

Wenn es dann soweit ist, müssen wir allerdings aufpassen, dass uns nicht dasselbe Schicksal ereilt wie gerade den Rasenballfreunden aus Leipzig. Binnen kürzester Zeit haben sie ihre Tabellenführung eingebüßt. Und warum? Sie sind dekadent geworden. Seit sie sich einen britischen Starfriseur ins Mannschaftshotel haben einfliegen lassen, geht gar nichts mehr.

Das zeigt auch, dass sie im Osten eben noch nicht ganz auf der Höhe sind. Wie kann man sich denn einen Friseur aus London einfliegen lassen? Haben Sie mal die Frisur von Boris Johnson gesehen? Ich habe für so was kein Verständnis.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke ist Chef der „Stachelschweine“ und schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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