zum Hauptinhalt
Kampf und Krampf. Ishak Belfodil schirmt den Ball gegen Sebastian Bornauw ab. Das Tor ist weit und breit nicht in Sicht.
© Swen Pförtner/dpa
Update

Punktgewinn in der Bundesliga: Hertha BSC erarbeitet sich 0:0 in Wolfsburg

Hertha BSC hat im Spiel beim VfL Wolfsburg Glück und Pech – am Ende heißt es 0:0. Eine wirkliche Befreiung ist das nicht für die Berliner.

Die Ecke kam von Maximilian Mittelstädt, der Kopfball von Niklas Stark. Der Ball war drin. Die Führung für Hertha BSC beim VfL Wolfsburg? Nein! Schiedsrichter Robert Hartmann hatte zuvor gepfiffen, weil Jurgen Ekkelenkamp Gegenspieler Jerome Roussillon ganz leicht geschoben hatte. Es blieb daher in der 43. Minute beim 0:0 – und auch bis zum Schlusspfiff. Ein hart erarbeiteter Punkt, aber ein Befreiungsschlag in der Fußball-Bundesliga gelang den Berlinern am Samstagnachmittag beim schwer kriselnden VfL nicht.

„Ein bisschen lächerlich“, so bewertete Torwart Alexander Schwolow die Entscheidung im Sky-Interview: „Wenn das jedes Mal abgepfiffen wird, kannst du keine Zweikämpfe im Strafraum mehr laufen lassen.“ Der vermeintliche Torschütze Stark war ebenfalls bedient: „Da mache ich schonmal ein Tor, ein schönes noch dazu, und dann wird es zurückgenommen. Das ist hart für mich“, sagte Stark, für den es der siebte Treffer im 192. Bundesligaspiel gewesen wäre.

Auch insgesamt fand der Innenverteidiger die Entscheidung „sehr ärgerlich“. Mit einer Führung im Rücken „hättest du den Schwung gehabt und kannst anders spielen. Dann wäre Wolfsburg in Zugzwang gewesen“, sagte Schwolow.

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Auch bei den Trainern herrschte Einigkeit. „Das war sehr gnädig vom Schiedsrichter. In zehn Fällen wird das, wenn überhaupt, einmal zurückgepfiffen“, sagte Tayfun Korkut. Sein Wolfsburger Kollege Florian Kohfeldt bekannte: „Ich hätte das Tor für Hertha auch gegeben.“

Hier hatten die Gäste großes Pech, in anderen Szenen dafür auch Glück. Beispielsweise einige Minuten vorher bei einem Zweikampf im eigenen Strafraum zwischen Jordan Torunarigha und Renato Steffen, bei dem der Wolfsburger zu Boden ging – es gab keinen Elfmeter, was Kohfeldt auch nach Schlusspfiff noch nicht verstand.

Und dann war da ja noch die Anfangsphase. Korkut hatte drei Veränderungen in der Startelf im Vergleich zum Spiel gegen den 1. FC Köln vorgenommen: Lukas Klünter, Jurgen Ekkelenkamp und Ishak Belfodil rückten für Peter Pekarik (positiver Coronatest), den gelbgesperrten Suat Serdar und Davie Selke rein. Nicht mehr dabei war Deyovaisio Zeefuik, der bis Saisonende auf Leihbasis zum englischen Zweitligisten Blackburn Rovers gewechselt ist.

„Unsere Kontersituationen hätten wir besser ausspielen müssen“

Eigentlich hatte Korkut geplant, dass sein Team das Geschehen von Beginn an bestimmt. Stattdessen sagte er später: „Wir sind schwer ins Spiel gekommen.“ Vor 500 zugelassenen Zuschauern, von denen einige ausdauernd ihre Trommeln bearbeiteten, attackierte Wolfsburg sehr früh. Von Verunsicherung nach zuletzt sechs Liganiederlagen nacheinander war nichts zu sehen. Aus der Überlegenheit ergaben sich Chancen. Nach einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung von Myziane Maolida flankte Roussillon nach innen. Dort stand Luca Waldschmidt frei, setzte den Ball aber weit drüber.

Kurz danach flankte Roussillon erneut passgenau in die Mitte, diesmal schloss Wout Weghorst ab. Aber seinen Schuss in die Mitte parierte der sehr gute Schwolow. Nach einer halben Stunde hielt Schwolow auch gegen Yannick Gerhardt, doch ein Treffer hätte aufgrund einer Abseitsstellung einer Überprüfung wohl nicht standgehalten.

Nach knapp 25 Minuten hatte Hertha langsam begonnen, eine aktivere Rolle einzunehmen. Die erste große Chance hätte es nach einer Ecke der Wolfsburger geben können, doch der im Mittelfeld frei startende Vladimir Darida brauchte zu lange und wurde gestoppt. „Unsere Kontersituationen hätten wir besser ausspielen müssen“, sagte Schwolow. In der 36. Minute folgte der erste Torschuss, Marco Richter verzog volley. Danach gab es die strittigen Szenen vor beiden Toren.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]

Anders als zu Beginn war Hertha nach der Pause gleich im Spiel. Nach einer Hereingabe von Klünter kam Ekkelenkamp nicht an den Ball, ein Schuss von Santiago Ascacibar ging vorbei. Danach war wieder Wolfsburg dran. Auf der leeren Tribüne hinter Herthas Tor schaute sich Maskottchen Wölfi das Geschehen einige Zeit aus der fünften Reihe an. Von dort sah er eine Hackenablage von Weghorst auf Waldschmidt, doch Herthas Abwehr war rechtzeitig zur Stelle. Auch bei zwei weiteren Chancen hatte Waldschmidt keinen Erfolg. In vier der letzten fünf Spiele war die Mannschaft ohne Torerfolg geblieben, die Abschlussschwäche setzte sich fort. Der von Hertha ausgeliehene Stürmer Dodi Lukebakio versuchte nach seiner Einwechslung in den letzten 30 Minuten einiges, blieb aber ohne große Tormöglichkeit.

Die Partie wurde zunehmend unstrukturierter. Wolfsburg probierte es weiterhin, die Gäste waren eher auf Sicherheit bedacht. Erst knapp 20 Minuten vor dem Ende wurde es mal wieder vor einem der Tore gefährlich, diesmal vor dem der Wolfsburger. Richter setzte sich durch, sein Schuss war jedoch kein Problem für Torwart Koen Casteels, der zum ersten Mal überhaupt richtig eingreifen musste. Korkut bilanzierte: „Mit dem 0:0 müssen beide Seiten leben.“

Zur Startseite