Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt: Hertha BSC: Die Talente greifen an
So bitter das Aus in der Europa League für Hertha BSC auch war: Sie hat einige Talente nach vorn gebracht - für ein paar Etablierte wird es dadurch enger.
Sebastian Langkamp hat am Freitag zum ersten Mal in dieser Woche am Mannschaftstraining von Hertha BSC teilgenommen. Und offenbar hat sein lädierter Körper die ungewohnte Belastung blendend überstanden. Zumindest hat Pal Dardai, der Trainer des Berliner Fußball-Bundesligisten, keine andere Information von seinem Innenverteidiger erhalten. Im Hinblick auf Herthas Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt (Sonntag, 15.30 Uhr) ist das schon mal eine erfreuliche Nachricht. Jetzt muss Langkamp, der sich am Wochenende eine Hüftprellung zugezogen hatte, nur noch das Abschlusstraining an diesem Samstag überstehen, „dann kann er spielen“, sagte Dardai.
Dem Ungar würde das die Sache erheblich erleichtern, denn Niklas Stark, der so etwas wie der natürliche Ersatzmann für Langkamp in der Innenverteidigung wäre, ist nach einer dreiwöchigen Verletzungspause erst gerade wieder zurück im Training und sieht sich laut Dardai noch „nicht ganz bei 100 Prozent“. Dass Herthas Trainer am Freitag selbst Fabian Lustenberger als Aushilfe für die Viererkette ins Spiel bringt, sagt schon einiges. Den Schweizer hat Dardai zuletzt eigentlich nur noch im defensiven Mittelfeld gesehen.
Am Sonntag, beim Auswärtssieg in Köln, übernahm Jordan Torunarigha in der zweiten Hälfte den Platz des verletzten Langkamp. Und obwohl er es gut machte und er unbestritten über viel Talent verfügt, betrachtet Dardai die Variante mit Torunarigha und Karim Rekik in der Innenverteidigung nur als Notlösung. Beide sind Linksfüßer, und deshalb musste Rekik Langkamps Platz rechts in der Innenverteidigung einnehmen. Man könne das mal machen, sagte Dardai, „aber ich will nicht, dass Karim 90 Minuten rechter Innenverteidiger sein muss“. Es verkompliziert die Spieleröffnung. Der Linksfüßer Rekik muss den Ball in der Regel mit seinem schwächeren rechten Fuß aus der Abwehr herausspielen, was ihn dann fast automatisch zum Zielobjekt des gegnerischen Anlaufens macht – oder zum Opfer, wie Dardai es ausdrückte. „Wir wollen nicht die weiße Maus sein, mit der man ein Experiment machen kann“, sagte der 41-Jährige.
Solche Probleme hat er in anderen Mannschaftsteilen nicht – im Gegenteil. Das Problem ist eher, dass Dardai keinen Platz mehr findet für bisher etablierte Spieler. Ondrej Duda zum Beispiel, im Sommer 2016 für mehr als vier Millionen Euro verpflichtet, schaffte es in den jüngsten beiden Spielen nicht mal in den Kader. Dabei schien der Slowake Anfang Oktober auf dem richtigen Weg zu sein. Er machte in der Europa League gegen Bilbao ein starkes Spiel und schoss gegen die Bayern ein wichtiges Tor. Dann reiste er zur Nationalmannschaft – und anschließend war alles anders. Nach 60 Minuten baut Duda ab; warum, das weiß auch Dardai nicht.
„Für ihn ist es schwieriger geworden“, sagt Herthas Trainer. „Er hat sich gesteigert und richtig gut trainiert. Aber die Mannschaft hat auch ohne ihn funktioniert. Das ist Pech für ihn.“ Gegen Frankfurt wird der 22-Jährige zwar wieder in den Kader zurückkehren, für die Startelf aber reicht es nicht, weil Dardai im System mit zwei Angreifern keinen klassischen Zehner wie Duda braucht.
Arne Maier hat sich in die Stammelf gespielt
Der Slowake ist damit zum Sinnbild für eine Entwicklung bei Hertha geworden, die so nicht unbedingt zu erwarten war. Die Mannschaft verändert sich gerade, bekommt ein neues Aussehen und eine andere Statik. Das betrifft auch Salomon Kalou, 33, der in den vergangenen beiden Spielen im linken offensiven Mittelfeld von Maximilian Mittelstädt, 20, ersetzt wurde. Und es gilt im umgekehrten Fall vor allem für den erst 18 Jahre alten Arne Maier. Der defensive Mittelfeldspieler hat sich inzwischen einen festen Platz im Team erworben. Auch wegen seiner Entwicklung sagt Pal Dardai: „Dass wir aus der Europa League raus sind – egal. Für die jungen Spieler hat es sich gelohnt.“
Das Problem ist, dass es im neuen Jahr für Hertha erst einmal keine Europa League und damit auch keine Mehrfachbelastung mehr geben wird. Das wird den internen Konkurrenzkampf noch einmal gehörig anfachen. Arne Maier hat den Vorteil, dass er jetzt schon drin ist im Team. Er muss keinen Etablierten mehr verdrängen. Er muss nur aufpassen, dass er nicht von einem Etablierten verdrängt wird.