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Da war er da: Vedad Ibisevic beim 1:0.
© imago/Mausolf
Update

Bundesliga: Hertha BSC: "Dickes B" hat viel Mühe gegen Nürnberg

Hertha BSC tut sich schwer gegen Nürnberg, gewinnt aber knapp. Neben dem Spiel interessiert die Fans aber etwas ganz anderes.

Wenn man so will, dann startete Hertha BSC mit einer kleinen Kulturrevolution am nur noch lauwarmen Samstag in die neue Spielzeit. Frank Zander, 76, der seine Vereinshymne live im Olympiastadion sang, ist quasi ins Vorprogramm verschoben worden. Die Berliner Fußballprofis liefen gestern erstmals zu den Klängen der Seeed-Hymne „Dickes B“ ein. Das hatte heilige Verstimmung auf den Rängen der Ostkurve hervorgerufen, wo sich der Dauerkarten-Anhang mal wieder von den Einlassungen von Herthas Marketingabteilung überrumpelt fühlt. Während also „Dickes B“ aus den Boxen wummerte, sangen die Herthafans den alten Zander-Klassiker dagegen an.

Der "neue" Einlaufsong [...] ist melodiefreier Mumpitz! Wer soll denn dazu mitsingen?

schreibt NutzerIn kranioklast

Vergnüglicher stimmte sie, was sie im Anschluss zu sehen bekamen. Dank eines Tores von Kapitän Vedad Ibisevic und eines spät wie großartig gehaltenen Strafstoßes von Torwart Rune Jarstein bezwang Hertha vor 52 729 Zuschauern den 1. FC Nürnberg mit 1:0 (1:0). Die Berliner starten also mit einem Drei-Punkte-Erfolg in die neue Saison und bauen damit eine kleine Serie aus. Bisher ist Hertha unter Cheftrainer Pal Dardai seit 2015 jeweils mit einem Sieg in die Saison gestartet. „Dieses Auftaktspiel mussten wir gewinnen, wir sind sehr zufrieden, der Sieg ist wichtig“, sagte Herthas Trainer hinterher. Zu bemängeln hatte der 42-Jährige lediglich, dass seiner Mannschaft „im neuen System etwas der Mut fehlte“.

Eine Woche nach dem Pokalerfolg in Braunschweig schickte Dardai dieselbe Startelf gegen die Franken auf den Rasen und mit ihr das neu einstudierte 3-4-3-System. Die Nürnberger, trainiert von Michael Köllner, waren in diesem Frühsommer nach vier Jahren in der Zweiten Liga wieder aufgestiegen. Knapp 5000 Fans hatten den Club nach Berlin begleitet.

Und ihre Mannschaft startete durchaus forsch für einen Neuling, womit die Berliner wohl nicht zwingend gerechnet hatten. Hertha brauchte ein Weilchen, um ins Spiel zu kommen. Die Berliner konnten sich aber auf ihre Verteidiger Niklas Stark, Karim Rekik und Jorden Torunarigha verlassen, die größtenteils sicher standen. Eine erste Chance hatte Hertha, als der aufgerückte Torunarigha eine Eckballflanke von Marvin Plattenhardt knapp verpasste. Wenig später verzog der agile Außenbahnspieler Valentino Lazaro seinen Nachschuss, ebenfalls nach einer Ecke.

Die Berliner kamen schwungvoll aus der Halbzeitpause

Gegen Mitte der ersten Halbzeit wurde das Spiel munterer, der Gastgeber wurde spielbestimmender und auch zwingender. Nach einer halben Stunde ging Hertha dann in Führung. Lazaro hatte sich an der Grundlinie gegen Nürnbergs Tim Leibold durchgesetzt und mit Übersicht quer vor das Tor gepasst, wo Ibisevic den Ball nur noch über die Linie zu drücken brauchte. Für den Bosnier war es der 111. Treffer seiner Bundesliga-Karriere – nur drei ausländische Profis haben mehr auf dem Konto: Claudio Pizarro, Robert Lewandowski und Giovane Elber.

Die Berliner kamen schwungvoll aus der Halbzeitpause. Nach einem Freistoß von Plattenhardt kam Stark zum Kopfball, doch Nürnbergs Torwart Fabian Bredlow reagierte überragend. Auf der anderen Seite rettete Rune Jarstein die knappe Führung gegen den einschussbereiten Yuya Kubo, der an diesem Nachmittag auffälligster Nürnberger war. Plötzlich gerieten die Berliner, die das Spiel bis hierhin im Griff hatten, unter Druck. Die Franken wirkten giftiger in dieser Phase, sie wollten unbedingt etwas Zählbares aus Berlin mitnehmen. In dieser Spielphase fehlte Hertha ein Spieler, der das Geschehen an sich zieht und das Spiel lenkt.

Dardai reagierte und brachte für Maximilian Mittelstädt, der wenige nennenswerte Szenen hatte, den erst 18 Jahre alten Dennis Jastrzembski. Später kamen noch Palko Dardai und Neuzugang Marko Grujic zu Kurzeinsätzen. Zehn Minuten vor dem Schluss herrschte dann große Aufregung in der Hälfte der Berliner. Schiedsrichter Tobias Welz hatte plötzlich auf Strafstoß für den Club entschieden wegen eines unglücklichen Handspiels von Rekik und blieb nach Heranziehung der Zeitlupenbilder am Spielfeldrand bei seiner Entscheidung. Nürnbergs Mikal Ishak trat an, doch Jarstein parierte den Elfmeterschuss prächtig. Die Ostkurve rastete vor Freunde aus, denn der Norweger hielt den dünnen Auftaktsieg für die Berliner fest.

Vergessen war für den Moment der Ärger von vor Beginn des Spiels. Doch das Thema wird ganz sicher im nächsten Heimspiel wiederkommen.

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