Keine Kontrollen wegen Coronavirus: Herrliche Zeiten für Doper
Wegen der Infektionsgefahr gibt es derzeit keine Dopingkontrollen. Das soll bald anders werden durch Selbsttests, die leicht manipulierbar sein dürften.
Krisenzeiten bringen bekanntlich das Beste und das Schlechteste im Menschen hervor. Im Sport zeigte sich das Beste in Coronavirus-Zeiten bislang an den vielen Hilfen etwa in Form von Spenden an Krankenhäuser und das Schlechteste an der zögerlichen Haltung vieler Verbände, wenn es darum ging, lukrative Wettbewerbe im Sinne des Allgemeinwohls frühzeitig abzusagen. Doch es dürfte sehr bald noch schlechter werden. Denn aus der weltumspannenden Notlage wird so mancher ehrgeizige Sportler versucht sein, Profit zu schlagen – indem er hemmungslos dopt.
Das zumindest ist die Befürchtung des renommierten Anti-Doping-Experten Fritz Sörgel. „Natürlich besteht die Gefahr, dass sich wegen eingeschränkten oder gar komplett ausgesetzten Dopingkontrollen, Athleten nun förmlich hochdopen wollen“, sagt Sörgel dem Tagesspiegel. Auch in Deutschland wurden die Kontrollen wegen der Infektionsgefahr durch das Coronavirus auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Deshalb begrüßt Sörgel ein mögliches Instrumentarium, das die Nationale Anti-Doping-Agentur Nada nun gerne einführen möchte.
Die Manipulationsmöglichkeiten dürften immens sein
Mit einer Bluttest-Methode und einer Videoüberwachung sollen Kontrollen auch in diesen Zeiten möglich werden. Der Plan: Die Sportler sollen dabei gefilmt werden, wie sie einen Blutstropfen auf einen vermutlich codierten Teststreifen abgeben. Dieser soll dann an die Deutsche Sporthochschule in Köln geschickt werden, wo das Analyselabor die Ergebnisse auswertet. Sörgel hält das Verfahren für eine „klasse Idee, auch wenn die Nachweisempfindlichkeit dieser Tests geringer ist als in den üblicherweise verwendeten Blut- oder Urinproben“.
Gleichwohl drängt sich die Frage geradezu auf, ob Sportler dieses Kontrollinstrumentarium nicht allzu leicht umgehen können. So spielt sich ein entscheidender Teil dieser Kontrollen für die Tester im Dunkeln ab. Der Weg der Probe vom Haus des Athleten ins Kölner Analyselabor kann nicht überprüft werden. Die Manipulationsmöglichkeiten dürften immens sein. Die Nada konnte am Freitag noch keine Details zu dem möglichen Verfahren nennen und wie sie Manipulationen vorbeugen will. Das Ganze, so ließ die Stiftung ausrichten, müsse erst noch eruiert werden.
„In schwierigen Zeiten“, sagt der Anti-Doping-Experte Sörgel, „muss man auch Dinge machen, die vielleicht keine 100-prozentige Fälschungssicherheit haben.“ Und schwierige Zeiten sind fürwahr angebrochen.