Wechsel zu Borussia Dortmund: Hat Mario Götze sich richtig entschieden?
Mario Götze kehrt von Bayern München zu Borussia Dortmund zurück. Darüber kann man geteilter Ansicht sein. Ein Pro und Contra.
- Johannes Nedo
- Dominik Bardow
PRO: Mario Götze hätte es sich sehr einfach machen können. Nachdem ihm beim FC Bayern signalisiert worden war, dass er sich einen neuen Verein suchen kann, hätte er problemlos in die Premier League gehen können. Viel Geld und viel Ehr' als WM-Final-Siegtorschütze wären ihm sicher gewesen. Jeder Wechsel wäre einfacher gewesen, als der, für den er sich nun entschlossen hat. Zurück zu Borussia Dortmund, deren Fans 2013 noch seine Trikots verbrannt haben.
Allein schon dieser Entschluss, beim BVB einen Vertrag bis 2020 zu unterschreiben, zeigt: Von Götze ist noch einiges zu erwarten! Denn eines kann man nicht oft genug betonen: Götze ist einer der kreativsten und talentiertesten Spieler Europas. Und er ist erst 24 Jahre jung. In ihm steckt noch immer unwahrscheinlich viel Potenzial.
Götze will alte Fehler wieder gutmachen
Zweifellos ist Götze bei Instagram und Twitter zuletzt präsenter gewesen als auf dem Fußballplatz, aber davon sollte man sich nicht blenden lassen. Man sollte auch einem Star wie ihm das Recht zugestehen, Fehlentscheidungen zu korrigieren. Und genau das tut er jetzt. Auf seiner Facebook-Seite bezeichnet er seinen damaligen Wechsel nach München als Fehlentscheidung. „Ich würde sie so heute auch nicht mehr treffen“, schreibt er. Ist solch’ eine Einsicht nicht genau das, was Fans sich von ihren Stars wünschen? Ehrlich zu sein, aus schlechten Erfahrungen zu lernen und dies umzuwandeln in neue Leistungssprünge.
In Dortmund trifft Götze nun auf einen Trainer, der begabte, aber wankelnde Spieler auf den richtigen Weg bringen kann. Genau dies hat Thomas Tuchel in Mainz wieder und wieder geschafft, etwa bei Lewis Holtby oder Nicolai Müller. Ihm ist absolut zuzutrauen, dass er auch Götze wieder auf dessen Stärken fokussieren kann.
Zudem kennt Götze das Dortmunder Umfeld, er versteht sich bestens mit dem Leistungsträger Marco Reus – und nach den Abgängen von Führungsspielern wie Mats Hummels und Ilkay Gündogan bieten sich Götze die besten Voraussetzungen, um beim BVB zum neuen Wortführer aufzusteigen. Das wird bestimmt nicht leicht, aber die Chancen sind bei der derzeitigen Ausgangslage größer als die Risiken. (jne)
CONTRA: Die Geschichte klingt schön: Der verlorene Sohn Mario Götze kehrt zurück zu Borussia Dortmund. Zu schön, daher wird sie nicht gut ausgehen. In diesem Transfer steckt zu viel Herz und zu wenig Hirn. Natürlich besitzt Götze sagenhaft begabte Füße, die vielen Vergleiche mit Lionel Messi waren nicht völlig aus der Luft gegriffen. Aber seine Entwicklung bis heute deutet an, dass Götze immer noch nicht begriffen hat, worum es geht.
Das überrascht, weil der Professorensohn eigentlich als kluges Köpfchen gilt. Aber auch solche sind anfällig für falsche Freunde und Berater. Zuletzt fiel Götze mehr damit auf, seine Kanäle in den sozialen Netzwerken zu füttern als Stürmer mit Vorlagen. In das Bild des eitlen Imagebastlers passt, dass Götze seinen Oberkörper angeblich um fünf Kilo Muskelmasse aufgepumpt hat. Sieht vielleicht gut aus im Spiegel, ist im Spiel aber eher hinderlich. Götze mag an Robustheit gewonnen haben, aber hat an Dynamik verloren, so dass er auf dem Flügel kaum noch um Gegenspieler tänzeln kann. Verletzungsresisenter ist er auch nicht gerade geworden.
Götze ist kein Talent mehr
Nun kann man hoffen, dass der Ernährungsfreak Thomas Tuchel Götze überzeugt, abzuspecken. Das aber hat selbst der Ernährungsfreak Pep Guardiola nicht geschafft. Bliebe nur eine Position in der Zentrale. Doch auf den meisten Offensiv-Positionen ist Dortmund bereits üppig besetzt. Brauchte der BVB Götze wirklich oder wollte man ihn nur, als Zeichen nach den prominenten Abgängen?
Natürlich hilft ein Weltklassemann im Kader immer weiter. Die Frage ist, ob Götze das noch einmal wird. Mit 24 Jahren ist man im heutigen Fußball kein Talent mehr. Die Rückkehr nimmt den Weltmeisterschützen nicht aus dem Fokus, im Gegenteil, er scheint noch heller auf das deutsche WM-Denkmal. Damit zu leben, ist hart. Wenn Götze keine herausragenden Leistungen bringt, werden viele Dortmunder Fans wieder die Hass-Plakate hervorkramen. Nicht alles ist verziehen. Und die Münchner Episode hat gezeigt, dass Götze Bankdrücken und Liebesentzug nicht bekommen.
Ohne Hirn geht es nicht, aber auch nicht ohne Herz. (dob)