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Hans Lindberg ist auch in fortgeschrittenem Alter noch unverzichtbar bei den Füchsen Berlin.
© imago images/Foto Lächler

Däne verlängert um ein Jahr: Hans Lindberg bleibt der Anführer der Füchse

Die Füchse Berliner bauen weiter auf den 39 Jahre alten Welt- und Europameister. Beim Sieg gegen Essen zeigte Lindberg, warum er immer noch so wichtig ist.

Erst eine weite Einlaufbewegung, dann schnappte sich Hans Lindberg den Ball, täuschte kurz das Abspiel an und setzte selbst das Eins-Eins an, bevor er den Ball im Tor versenkte. Es sind Szenen wie diese aus der Partie der Füchse am Sonntag gegen TUSEM Essen (30:23), die verdeutlichen, warum der Däne so wichtig für die Berliner ist. Er ist kein Außen, der in der Spielfeldecke auf sein Anspiel wartet und auch sonst eher unauffällig bleibt. Seine Wurfvariationen sind so vielschichtig wie sein Leger vom Siebenmeterstrich legendär ist. Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Klub den Vertrag mit dem 39-Jährigen um ein weiteres Jahr verlängert hat.

„Wenn der Spaß aufhört, ist es Zeit, mir etwas Neues zu suchen. Aber noch ist das nicht so. Ich freue mich auf das Training und die Jungs, fühle mich top fit und habe noch viel zu geben“, erklärte Lindberg, der nicht lange mit der Geschäftsführung verhandeln musste. Für beide Seiten war es eine Herzensangelegenheit. Sportlich ist die Klasse des Europa- und Weltmeisters unumstritten, der mit dem HSV Hamburg Deutscher Meister und Champions League-Sieger wurde und mit den Füchsen den Europapokal und die Klubweltmeisterschaft gewann. Seit fünf Jahren an der Spree heimisch, erzielte Lindberg in 141 Spielen 757 Tore und befindet sich jährlich unter den Top-Torschützen der Liga. Doch nicht nur seine Treffsicherheit macht den Routinier aus. Er ist ein Anführer auf und abseits des Feldes, der, obwohl er in diesem Jahr das Kapitänsamt an Paul Drux weitergab, stets das Wort an seine Mannschaft richtet – motivierend, mahnend, aufbauend – immer so, wie es das Gefüge gerade braucht.

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Seine Erfahrung kann dem jungen Füchse-Team nur helfen. Denn wenngleich das Ergebnis gegen Essen letztlich solide war, zu Beginn der ersten Begegnung des Jahres war durchaus noch etwas Sand im Getriebe der Berliner. Technische Fehler und Passungenauigkeiten störten den Spielfluss, während die Wurfeffektivität anfangs ausbaufähig blieb. Da ist es gut, einen Mann wie Lindberg auf dem Feld zu haben, der die Ruhe bewahrt und – wie beschrieben – selbst die Initiative ergreift.

„Es war das typische erste Spiel nach einer längeren Pause“, urteilte der fünfmalige Torschütze nach der Partie. „Da muss man erst einmal wieder in den Rhythmus finden. Gut war, dass wir viele Spieler einsetzen konnten und gleichzeitig Jacob Holm und Lasse Andersson nach der WM eine Pause verschaffen konnten.“

Seine dänische Landsmänner durften nach der gewonnen Goldmedaille und einem Monat Dauerbelastung bei der Nationalmannschaft das Spiel von der Bank aus verfolgen. Bereits am Dienstag dürften sie allerdings wieder stärker gefragt sein, denn dann trifft das Team von Trainer Jaron Siewert in der European League auf IFK Kristianstad. Ohne große Pause verließ die Mannschaft bereits am Montagmorgen um sieben Uhr morgens Berlin in Richtung Puttgarden, von wo aus es mit der Fähre weiter nach Dänemark und anschließend mit dem Bus in den Südosten Schwedens ging.

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„Wir haben bis zum Saisonende ein Hammerprogramm. Durch die vielen Spiele müssen wir jetzt durch und versuchen das Beste daraus zu machen und die Kräfte bestmöglich verteilen“, weiß Lindberg, der seinerseits zurzeit seinen dritten Frühling zu erleben scheint. Gegen Essen verließ er wegen einer Zeitstrafe das Feld, spielt sonst meist überwiegend durch. Doch auch er wird dankbar sein, dass die Berliner als Ersatz für den im Oktober aufgrund einer Schulterverletzung ausgeschiedenen Mattias Zachrisson kurzfristig für Ersatz gesorgt haben. Auch ein Lindberg braucht schließlich ab und an eine Pause.

Ob das gegen Kristianstad der Fall sein wird, bleibt abzuwarten. Das Hinspiel hatten die Berliner im Oktober souverän mit 30:23 gewonnen, doch das schwedische Team hatte coronabedingt auf mehrerer Spieler verzichten müssen und sich zudem im Vorfeld längere Zeit in Quarantäne befunden. „Das Spiel war vielleicht etwas leichter als gedacht, wenn man die Stärke von Kristianstad betrachtet“, gibt Lindberg zu bedenken. „Da werden wir wieder alles reinlegen müssen, um zu siegen.“ Eines steht auf jeden Fall außer Frage: Die Freude am Handball hat Hans Lindberg noch lange nicht verloren. Und die am gewinnen erst recht nicht.

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