Eisbären-Stürmer Mark Olver: Hang zur Hektik
Immer aufgedreht, aber auch immer wichtiger: Mark Olver hat sich bei den Eisbären nach einem holprigen Start zu einem Leistungsträger entwickelt.
Der Mann wirkt nach einem Eishockeyspiel wie die personifizierte Unruhe. Mark Olver ist eben sehr temperamentvoll. Noch positiver gesagt: Wenn der Kanadier bei den Eisbären über das Eis huscht, dann ist immer was los. Sein hektisches Heimdebüt vom 1. November war da programmatisch. Damals wollte es Olver allen beweisen, auch seinem Bruder Darin, der schon in der fünften Saison bei den Eisbären spielt. Olver wirbelte aufgedreht über das Eis. Er vergab eine Torchance, gestikulierte mit den Armen und verteilte einen Bandencheck. Und dann war der Einsatz nach 141 gespielten Sekunden für den übermotivierten Debütanten auch schon vorbei. Spieldauerstrafe und ein Spiel Sperre, lautete das Strafmaß. Seine neue Mannschaft verlor 0:4 gegen Krefeld.
Die wilde Vorstellung ist über zwei Monate alt. Und sicher wäre es übertrieben zu behaupten, dass es Olver seitdem ruhiger und dezenter angehen lassen würde. Aber er hat sich von seiner Leistung her bei den Eisbären stabilisiert, ist zu einem guten Faktor in ihrem Spiel geworden. 20 Spiele hat er hinter sich, fünf Tore geschossen – zwei davon in den jüngsten beiden Spielen. Das wichtige 2:2 in Nürnberg 40 Sekunden vor Ablauf der 60 Minuten, das den Eisbären wenigstens noch einen Punkt bescherte und dann der finale Treffer zum 4:2 gegen Augsburg am Sonntag. Es war das Mark-Olver-Wochenende beim Tabellenführer, so ein bisschen jedenfalls. Er sagt: „Ich bin nur glücklich, dass ich jetzt etwas beitrage zum Erfolg. Das fühlt sich sehr gut an nach dem langsamen Start hier in Berlin.“
Was heißt, Olver sagt? Die Worte sprudeln ohne Atempause aus seinem Mund, wenn er über seinen Job als Eishockeyprofi spricht. „Ich rede zu schnell“, sagt er. Untermalt von einem Kopfschütteln als Selbstkritik. Soll wohl von Abstand zum eigenen Auftreten zeugen. Denn das ist immer noch durchwachsen. Auch gegen Augsburg nahm er sich nach seinem Tor nicht zurück, sondern musste noch in der Endphase das Spiels wieder mal auf die Strafbank. Da hätte noch etwas kippen können. Aber Olver ist sein größter Kritiker: „Zu viele Strafen töten immer ein gutes Momentum – bei jedem Team.“
Mark Olver hat sich eingespielt bei den Eisbären
Aber Olver funktioniert bei den Eisbären, in dem Rahmen, in dem ein Mark Olver funktionieren kann. Womöglich ein Verdienst von Uwe Krupp. Der Trainer versteht es recht gut, auf seine verschiedenen Typen einzugehen und die Spieler gewinnbringend einzusetzen. Krupp sagt: „Mark Olver gibt uns mehr Tiefe. Wir wussten, was wir an ihm haben würden. Er gibt uns schon eine andere Dynamik.“ Das sind nette Worte für einen, der an sich wissen muss, was im Eishockey auf höchstem Niveau gefordert ist. Anders als Bruder Darin, der sich über untere Klassen in Nordamerika, Bremerhaven, Straubing und dann in Augsburg nach vorn spielte und nun bei den Eisbären zurzeit als Topscorer Leistungsträger in ihrer besten Reihe ist, kam Mark Olver von ganz oben in die Deutsche Eishockey-Liga: Der 28 Jahre alte Center hat gespielt, wo richtig gut Eishockey gespielt wird, in der NHL in Nordamerika, in der KHL in Russland und zuletzt in der Schweiz.
Allerdings kam er in Russland (ein Spiel für Sotschi) und in der Schweiz (acht Spiele für Kloten) kaum zum Zuge – Mark Olver ist sicher nicht der einfachste Charakter für einen Trainer. Aber er hat einen ausgeprägten Charakter und mit seinen beiden Außen in der Berliner Sturmreihe, André Rankel und Travis Mulock, versteht er sich anscheinend. Mark Olver findet, dass es bei den Eisbären gut funktioniert. „Wir fühlen uns gut, wir hatten Probleme mit einigen Teams, die jetzt noch kommen. Gesund bleiben, das ist das Wichtigste im Moment. Die Play-offs beginnen ja erst in anderthalb Monaten.“ Für diese drei Sätze braucht Mark Olver grob geschätzt eine halbe Sekunde. Aber Eishockey ist ja auch ein schneller Sport, insofern passt Mark Olver dahin. Besser als zum Schach in jedem Fall.