Presseschau zur Olympia-Umfrage: "Hamburg verliert mit 64 zu 55 gegen Berlin"
Das Meinungsbild über die Olympia-Umfrage ist so uneindeutig wie das Ergebnis der Befragung. Einen klaren Sieger sehen die wenigsten - außer in Berlin und Hamburg. Eine Presseschau.
Was fängt man nun mit diesem Ergebnis der Forsa-Umfrage an? Ein Sieg für Hamburg? Aufholjagd von Berlin? Oder alles zu wenig? Die Meinungen gehen auch in den Medien auseinander. Bild ist sowohl als auch und schreibt: "Die offiziellen Zeichen stehen auf Hamburg als deutsche Bewerberstadt für Olympia 2024. Entscheidend sind jedoch die Gespräche mit den olympischen Sportverbänden am Sonntag. Sie tendieren zu Berlin."
Die Kollegen vom Berliner Kurier haben sich festgelegt: Berliner Kurier: "Die Spiele in Berlin - das ist gut so!" Die B.Z. ist noch irgendwie unentschlossen: "Berlin: 55%. Hamburg: 64%. Unentschieden. Die Hauptstadt sagt OlympiJa" Und die Berliner Morgenpost wirbt für Berlin: "Mehrheit der Berliner will Olympia - Rennen mit Hamburg bleibt offen. Glaubt wirklich jemand, dass Hamburg im Vergleich mit Boston oder Rom bestehen kann? Berlin hat einen großen Vorteil: Hier gibt es ein funktionstüchtiges Olympiastadion, hier gibt es - aus der Zeit der ersten Bewerbung Mitte der 90er Jahre - schon große Sportstätten wie das Velodrom oder die Max-Schmeling-Halle." Die Berliner Zeitung ist etwas überrascht: "55 Prozent der Berliner wollen, dass ihre Stadt den Zuschlag für die spätere Austragung des Weltsportfestes erhält. Das ist eine bemerkenswert hohe Zustimmung, wenn man bedenkt, dass Berlin seit jeher auch die Hauptstadt der Olympiagegner war und ist. Diese besondere Reibung sollte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bei seinem weiteren Entscheidungsmikado unbedingt als Pluspunkt für Berlin verbuchen."
In Hamburg sieht man das erwartungsgemäß etwas anders. "Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Nach diesem Umfrageergebnis kommt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) eigentlich nicht mehr darum herum, sich für Hamburg als deutschen Bewerber für die Olympischen Sommerspiele 2024 zu entscheiden. Wer neun Prozentpunkte vorn liegt, egal ob in der Politik oder im sportlichen Wettstreit, gilt gemeinhin als der Sieger", schreibt das Hamburger Abendblatt. Die Welt sieht keinen Kandidaten geeignet: "Hamburg verliert mit 64 zu 55 gegen Berlin. So sehr die kreativen Eliten weltweit das hohe Lied auf Berlin singen, so wenig hat das offizielle Berlin davon Kenntnis genommen. Der Hype ist nur als Redefloskel angekommen. Es ist so schade, es wäre für Berlin, seine Stadtentwicklung, die Chance auf bessere, modernere Architektur, für die berühmt berüchtigte launischen Bewohner wäre es einmal mehr die Gelegenheit gewesen, zu zeigen, was für lässige Gastgeber sie sein können. Aber daraus wird wohl eher nichts. Wobei: Die Kampagne der Hamburger war auch nicht besser. Deutschland ist als Veranstalter nicht medaillenreif."
Im Süden der Republik herrscht Skepsis. "Überwältigend ist das Ergebnis nicht. Für Berlin sprechen die internationale Bekanntheit und die Erfahrung bei der Organisation von Sportgroßveranstaltungen; in Hamburg gilt das Risiko, dass der für Herbst vereinbarte Volksentscheid negativ ausgeht, als geringer. International werden einer deutschen Bewerbung für 2024 ohnehin nur geringe Aussichten eingeräumt", heißt es in der Süddeutschen Zeitung. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung sieht Hamburg vorn: "Hamburg hat auf dem Weg zu seiner Nominierung als deutscher Olympiabewerber einen großen Sprung gemacht." Und die Stuttgarter Zeitung warnt davor, dass für Hamburg schon alles klar sei: "Der Puls schlägt in Hamburg wie erwartet höher als in Berlin. Wobei der Unterschied auch nicht so gewaltig ist, dass man von einer Vorentscheidung zu Gunsten Hamburgs sprechen kann. Die Hansestadt punktet mit der Zustimmung, Berlin ist aber der Favorit vieler Sportverbände."
Und der Tagesspiegel? Sieht ein Comeback von Berlin. Warum? Das können Sie hier nachlesen.