Tolle Auftritte beim Tennis-Turnier in Berlin: Comeback von Tommy Haas – viel mehr als ein PR-Gag
Eigentlich ist der 42-Jährige längst im Tennis-Ruhestand. Doch in Berlin begeistert er die Fans noch einmal als aktiver Spieler.
Tommy Haas hat neuerdings eine Vorliebe für Eisbein. Die ist allerdings weniger kulinarisch ausgeprägt, sondern eher körperlicher Natur. Zwischen seinen Matches bei den beiden Tennis-Turnieren in Berlin in der vergangenen Woche musste der 42-Jährige die Muskulatur erst wieder in Form bringen. „Sobald es über eine Stunde geht, kann ich nicht mehr das rausholen, was ich möchte“, erklärte er.
Und hier kommt das Eisbein ins Spiel. Und nicht etwa auf den Teller. Zu verstehen ist darunter eine auf bis zu fünf Grad heruntergekühlte Hose, in die Haas seine entkräfteten Beine steckte, um wieder halbwegs geradeaus laufen zu können.
Das Eisbein, dass sich der besseren Unterscheidbarkeit wegen Denglisch „Icebein“ schreibt, ist folglich ein naher Verwandter der legendären Eistonne, in die ein Per Mertesacker 2014 beim WM-Triumph der deutschen Fußballer ganz gerne mal eintauchte.
Vor zweieinhalb Jahren hat Tommy Haas seine Tenniskarriere beendet, in Berlin gab er in dieser Woche sein Comeback. Was zunächst wie ein mittelprächtiger PR-Gag des Turnierveranstalters aussah, entwickelte sich zu einer unerwarteten Erfolgsgeschichte. Haas war nicht nur für die Show zuständig, er gab sich tatsächlich Mühe.
Bis Samstag hatte er allein so viele Matches gewonnen wie die anderen vier Deutschen im Teilnehmerfeld zusammen. Und die sind alle noch aktiv.
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Dass er anschließend die Pressekonferenzen im Stehen führen musste, um keinen Krampf zu riskieren, sorgte für einige Lacher unter den Medienvertretern. Die Fans im Steffi-Graf-Stadion und im Hangar 6 hatten ebenfalls ihre Freude an Haas, kein anderer Spieler wurde so angefeuert wie der Altmeister. Was Frauentennischefin Barbara Rittner zu der Aussage verleitete: „Tommy war die Entdeckung des Turniers.“
Turnierdirektor in Indian Wells
Spielt Haas jetzt also womöglich wieder häufiger? „Ich kann mittlerweile ganz gut ohne das leben“, sagt er dazu. Stattdessen konzentriert er sich eher auf sein Leben als Tennis-Ruheständler und Turnierdirektor in Indian Wells. Sein Lebensmittelpunkt liegt in den USA, dort hat er sich in Kalifornien häuslich eingerichtet.
Dass er es nun sogar noch einmal als Aktiver nach Berlin geschafft hat, kam für viele einigermaßen überraschend. Hätten die Organisatoren nicht besser einem Talent wie Rudi Molleker einen Startplatz überlassen sollen, der seine Karriere noch vor sich hat?
Tommy Haas hat darauf eine ziemlich klare Antwort gegeben, auch wenn er am Sonntag passen musste. Trotzdem: Schön war’s und vielleicht gibt es ja irgendwann ein Wiedersehen. Das Icebein liegt jedenfalls bereit.