Bei der Schwimm-WM in Südkorea: Gold für deutschen Hoffnungsträger Florian Wellbrock
Der favorisierte deutsche Freiwasserschwimmer Wellbrock ist Weltmeister über zehn Kilometer geworden. Seine goldene ist nicht die einzige Medaille.
Er hatte Zeit zum Nachdenken. Das ist vielleicht die Crux an so einem Rennen über zehn Kilometer: Fast zwei Stunden lang den Kopf abzuschalten, das funktioniert nicht. Und so schwamm Florian Wellbrock Runde um Runde im Hafenbecken der südkoreanischen Stadt Yeosu, auf der letzten kam ihm dann auf einmal ein Gedanke. „Irgendwann muss so eine Serie mal reißen“, dachte er sich, sechs Rennen in Folge hatte er in diesem Jahr im Freiwasser gewonnen. Doch als er am Ende aus dem Wasser stieg und die Arme nach oben zum Jubeln bewegte, war ja auch klar: Die Serie hielt.
Dabei musste Wellbrock bis zum Ende darum kämpfen, mit der Winzigkeit von 0,2 Sekunden Vorsprung schlug er vor dem Franzosen Marc-Antoine Olivier an. Mit 21 Jahren ist Wellbrock nun zum ersten Mal Weltmeister, nachdem er 1:47:55,9 Stunden durchs koreanische Gewässer gekrault war. Den Moment auf dem Podium konnte er mit seinem Freund und Trainingspartner aus Magdeburg genießen.
Rob Muffels eroberte ebenfalls eine Medaille, der 24-Jährige kam 1,5 Sekunden hinter Wellbrock ins Ziel und gewann Bronze. „Ich habe die letzten Nächte vor dem Einschlafen immer daran gedacht, du willst Weltmeister werden“, sagte Wellbrock, „dass ich das jetzt geschafft habe, muss erst mal im Kopf noch ankommen.“ Für den deutschen Schwimmverband (DSV) ist es der erste WM-Titel seit der Goldmedaille von Brustschwimmer Marco Koch 2015. Vor zwei Jahren in Budapest hatten die deutschen Schwimmer ein Debakel erlebt.
Florian Wellbrock ist zum Mann der Glücksmomente im DSV geworden: Bei der EM im vergangenen Jahr hatte er ja schon einmal die Hymne gehört. Über 1500 Meter kraulte Wellbrock damals zu Gold, kehrte außerdem mit Bronze über 800 Meter und Silber mit der 4x1,25km-Mixed-Staffel nach Hause. Und sein EM-Titel war wertvoller als manch andere im Schwimmen: Wellbrock hatte die viertschnellste jemals geschwommene Zeit ins Becken gezaubert.
Wellbrock ist der Mann der Glücksmomente
Und auch an diesem Dienstag in Südkorea fiel einem der Satz von seinem Trainer Bernd Berkhahn von damals wieder ein. „Jetzt geht es erst richtig los“, hatte er damals gesagt. Das lässt sich auch gut auf das WM-Programm übertragen: Bei den Beckenwettbewerben geht es für Wellbrock ab kommenden Dienstag noch mit Starts über 800 und 1500 Meter weiter. „So ein Zehn-Kilometer-Rennen haut ganz schön rein“, sagte er, „jetzt muss ich erstmal regenerieren“.
Beim Rennen über zehn Kilometer hatte er sich gleich nach dem Start an die Spitze gesetzt und entging so den oftmals ruppigen Duellen im Feld mit insgesamt 75 Startern. Mit Gregorio Paltrinieri, Italiens Olympiasieger über 1500 Metern, schwamm Wellbrock lange Zeit Kopf an Kopf, hatte aber am Ende vor allem mit dem Franzosen Olivier zu kämpfen. „Der Franzose ist einmal drüber über meine Hüfte, das hat ganz schön Kraft gekostet, aber er hat sich dann ein bisschen von mir gelöst“, sagte Wellbrock im ZDF, „das war sein Fehler, dann konnte ich schwimmen und dann war ich einfach schneller“.
Olivier ist mehrfacher Medaillengewinner im Freiwasser und schnappte sich in Rio 2016 Olympia-Bronze – dass der Deutsche ihn im Endspurt bezwingen konnte, zeigt umso mehr seine Stärke. Was Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz auch schon vor ein paar Tagen angedeutet hatte: „Ihn zeichnet neben der körperlichen Stärke, der tollen Technik und seiner Geschwindigkeit auch seine Coolness und das sehr gesunde Selbstvertrauen aus“, sagte Lurz über Wellbrock. Zudem zeichne ihn aus, dass er sich sage: "Mir kann keiner was antun, weil ich gut trainiert habe. Ich gehe da rein und sage, mich schlägt hier keiner".
Mit Rob Muffels teilt sich Wellbrock in Südkorea ein Zimmer, in Magdeburg trainieren die beiden gemeinsam. „Wir haben auf die Ergebnisliste geguckt und gesagt: Weltmeister und Dritter, verdammt, das ist ganz schön krass", sagte Muffels, der mit WM-Bronze seinen größten Erfolg über die olympische Zehn-Kilometer-Distanz feierte. Mit ihren Platzierungen haben die beiden auch den Olympia-Startplatz für Tokio im kommenden Jahr sicher.
Finnia Wunram und Leonie Beck hatten bereits am Sonntag mit Rang acht und neun die Qualifikation geschafft. Vier Startplätze konnte sich im Freiwasser noch nie eine Nation sichern, was Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz dann auch zu der ganz richtigen Einschätzung brachte: "Es ist ein historischer Tag."
Saskia Aleythe
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