Davis Cup in Berlin: Glanz so wie früher im Steffi-Graf-Stadion
Der Davis Cup ist für den LTTC Rot-Weiß die Chance, die große Turniervergangenheit in Berlin wieder aufleben zu lassen.
25 Jahre ist es her, dass in Berlin der Davis Cup gastierte. Die Erinnerung daran war schon verblasst, so wie auch manches an der Tennisanlage des LTTC Rot-Weiß in die Jahre gekommen ist. Im Herbst bekommt Berlin nun die Gelegenheit, die Nostalgie endlich wieder mit frischen Eindrücken anzureichern. Vom 16. bis zum 18. September werden die deutsche und die polnische Mannschaft im Steffi-Graf-Stadion eine Davis-Cup-Partie austragen. „Die Vorfreude ist bereits da, das spürt man“, sagt Hans-Jürgen Pohmann, der Sprecher des Deutschen Tennisbundes (DTB).
Sportlich erwartet die deutsche Mannschaft eine lösbare Aufgabe. Während Deutschland in der Davis-Cup-Weltrangliste auf Platz 15 steht, liegen die Polen nur auf Rang 48. Dreimal trafen beide bislang aufeinander, jedes Mal in Warschau. Deutschland gewann zwei Mal. „Wir hätten es mit der Auslosung schlechter treffen können, und wir haben den Heimvorteil“, sagt Kapitän Michael Kohlmann.
Schwerer als die sportliche Perspektive aber wiegt die Chance für den Standort Berlin. Andreas Statzkowski, der in der Senatsverwaltung für Sport zuständige Staatssekretär, erklärte: „Wir haben großes Interesse, wieder ein großes Turnier nach Berlin zu holen.“ Also zum Beispiel eines der Weltranglistenturniere. Das sei aber in der Vergangenheit auch deshalb nicht so einfach gewesen, weil sich kein Hauptsponsor finden ließ. Zudem sei die Max-Schmeling-Halle bereits häufiger als Austragungsort für Turniere im Gespräch, wegen der meist kurzfristigen Auslosungen im Tennis aber jedes Mal bereits ausgebucht gewesen. Daher regte Statzkowski nun auch an, über die Arena am Ostbahnhof als Austragungsort für Turniere nachzudenken.
Der Klub betrachtet das Event als „kleinen Versuchsballon“
Für den Davis Cup hatten sich zwei Vereine aus Berlin beworben, neben Rot-Weiß auch der TC Blau-Weiß. Den Zuschlag erhielt schließlich Rot-Weiß, da dort ein großes Stadion zur Verfügung steht. Aber auch bei der Standortwahl spielte offenbar Nostalgie wieder eine Rolle. „Hier haben Boris Becker, Michael Stich und Steffi Graf gespielt. Sogar Björn Borg stand hier schon auf dem Platz“, schwärmt DTB-Präsident Ulrich Klaus. Weil das aber schon Jahrzehnte her ist, wolle man das Event nun als „kleinen Versuchsballon“ betrachten.
Nicht nur für Berlin allgemein, sondern besonders für die Anlage von Rot-Weiß im Speziellen ist die Davis-Cup-Partie eine Gelegenheit, den ermatteten Glanz vergangener Zeiten wieder ein wenig zum Strahlen zu bringen. Die traditionsreiche Anlage machte in der jüngeren Vergangenheit vor allem dadurch von sich reden, dass sich ihr Zustand zunehmend verschlechterte. Die Tribüne rostete vor sich hin, manche Ecken hatten schon länger keinen Hochdruckreiniger mehr gesehen.
Im vergangenen Sommer hatte der Verein den ersten Schritt gemacht, um das Image buchstäblich wieder aufzupolieren. Da wurde das „Grand Champions“-Turnier ausgetragen, und wieder half die Nostalgie mit: Neben Alt-Stars wie Henri Leconte und Pat Cash kehrte auch Michael Stich zurück ins Steffi-Graf-Stadion. Zu diesem Anlass wurden die verrosteten Stühle lackiert und die Tribünen mit einem Sandstrahler gereinigt.
Deshalb sei der Zustand der Anlage nun auch gut, man sei gerüstet für den Davis Cup, sagt Werner Ellerkmann, der seit dreieinhalb Jahren Vereinspräsident ist. Die Davis-Cup-Partie soll aber nur der Auftakt sein, Ellerkmann will den Verein auch langfristig wieder nach vorne bringen. „Das ist für uns jetzt natürlich ein toller Höhepunkt. Aber das Stadion sollte sich schon zwei bis drei Mal im Jahr füllen lassen.“
Für den Davis Cup heißt das konkret: 4200 Zuschauer können pro Tag die Spiele anschauen. Ellerkmann geht davon aus, dass die Anlage an allen Tagen ausverkauft sein wird. Das wäre für den Verein eine gute Nachricht, ganz ohne Nostalgie.