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Einer der letzten großen Auftritte. Flynn im Jahr 2013 im Roten Rathaus - mit Wowereit und Peter John Lee (vorne rechts).
© dpa/p-a

Eisbären Berlin: Geschäftsführer Billy Flynn degradiert

Billy Flynn ist ein prägnantes Gesicht im Berliner Eishockey: Seit 20 Jahren ist er bei den Eisbären, dort muss er nun seinen Posten als Geschäftsführer räumen.

Hellwaches Lächeln und immer das richtige Wort auf den Lippen. Ob nun zu den Eisbären Berlin oder Barack Obama, Billy Flynn wurde auch schon im Tagesspiegel zu vielen Themen interviewt. Die Sprache verschlug es dem eloquenten Mann mit sanftem US-Akzent in seiner Lieblingsstadt Berlin fast nie. Flynn hat immer eine Antwort, einen Geschäftswitz auf Lager und kann verkaufen, wie kaum ein anderer in seinem Klub. Künftig muss er das aber im Lager und nicht hinter der Ladentheke: Flynn ist kein Geschäftsführer der Eisbären mehr, sondern fortan „Berater des Aufsichtsrates“.

Klubsprecher Cem Herder erklärt, Hintergrund seien Umstrukturierungen, das Team in der Verwaltung sei „vergrößert“ worden. „Zwei Teams sind zu einem zusammengelegt worden.“ Team neu untersteht Heinz Anders, der unter der griffigen Amtsbezeichnung „Senior Vice President Anschutz Entertainment Group Global Partnership“ arbeitet. Kurzum der Boss der deutschen Vermarktungagentur von Anschutz übernimmt das Geschäft mit den Sponsoren. Einen Geschäftsführer haben die Eisbären aber weiterhin: Peter John Lee. Der Manager wurde zuerst Co-Geschäftsführer von Flynn, nun bekleidet er das Amt allein. Eisbären-freundlich formuliert ist es wohl so, dass Klubeigner Anschutz mit Flynn seinen Einfluss vergrößert.

Erst Trainer bei den Preussen, später dann einflussreicher Mann bei den Eisbären

Dabei ist der aus Boston nach Berlin gekommene Flynn eine der Figuren im Berliner Eishockey überhaupt. Der inzwischen 65 Jahre alte überzeugte Schnauzbartträger war ab 1992 Trainer der Preussen. Drei Jahre später wechselte er als Sportdirektor zu den Eisbären. Durfte er dort zunächst bei keiner Pressekonferenz fehlen, so hielt sich Flynn zuletzt mit seinem Auftritten deutlich zurück. Wenn sich ihm eine große, unverfängliche Bühne bot, dann war er allerdings da: So etwa 2013 beim Ausflug der Eisbären ins Rote Rathaus zum damaligen Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit nach dem siebten Meistertitelgewinn der Berliner.

Flynn ist ein wacher Beobachter, reagierte als Geschäftsführer auf Stimmungen außerhalb des Klubs so sensibel wie kaum ein anderer. Mit den Fans sei das wie mit einer Taube, hat er einmal gesagt: „Hältst du sie zu locker in der Hand, dann fliegt sie weg. Drückst du zu doll, dann verletzt du sie.“ Es komme immer auf den Weg in der Mitte an, Flynn hat ihn 20 Jahre lang bei den Eisbären für sich gefunden – als ein Gesicht der Metamorphose vom schrulligen Ostklub zum modernen, nach nordamerikanischen Muster geführtem traditionsbewussten Gebilde mit Riesenarena. Nun ist Flynn Opfer dieser Entwicklung geworden.

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