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Klatsch und Tratsch. Georg Klein nach einem Heimspiel der Volleys im Austausch mit den Fans.
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Champions-League-Start der BR Volleys: Georg Klein und die Typen aus dem Hintergrund

Die BR Volleys starten am Dienstag gegen Ljubljana in die Champions League – und setzen dabei auf Typen wie Georg Klein.

Georg Klein, genau zwei Meter groß, blickt am vergangenen Wochenende mit freundlicher Miene auf die Reporter herunter. Dafür, dass das einseitige Spiel gegen Bühl eben erst zu Ende gegangen ist, sieht der Mittelblocker der BR Volleys recht frisch aus. Das liegt daran, dass er mal wieder kaum gespielt hat. Klein ist Ersatzspieler und sagt Sätze, die nicht selbstverständlich sind in der Welt des Spitzensports. Zum Beispiel: „Ich kenne meine Rolle als Ergänzungsspieler. Und die anderen machen es gut. Ich schaue ihnen wahnsinnig gerne zu.“

Das tun auch die Anhänger des Klubs. In dieser Saison hat der Volleyball-Bundesligist bislang noch nicht ein Pflichtspiel verloren. National sind die Volleys der Liga entwachsen. Das große Ziel ist deshalb, Europas Top-Klubs auf Augenhöhe zu begegnen – in der Champions League.

So gut wie im Moment waren die Chancen lange nicht

An diesem Dienstag bietet sich in dieser Spielzeit erstmals die Gelegenheit dazu (19.30 Uhr/Max-Schmeling-Halle). Das Team um den Mittelblocker Klein trifft im Heimspiel auf Ljubljana. „Das ist eines unserer wichtigsten Spiele“, sagt Klein. „Da müssen unbedingt drei Punkte her.“

Die Ansprüche sind hoch bei dem Berliner Klub. Dessen Manager Kaweh Niroomand hat seit vielen Jahren darauf hingearbeitet, dass die Volleys die Sportart in Deutschland als Ganzes voranbringen. Der Stellenwert von Volleyball hierzulande liegt weit unter dem in Ländern wie Russland, Polen oder Italien. Dort kassieren mitunter einzelne Spieler Millionengehälter.

In Deutschland liegt das Gesamtbudget bei den vermögendsten Klubs BR Volleys und VfB Friedrichshafen gerade mal bei knapp über zwei Millionen Euro. Umso bemerkenswerter wäre es, wenn die Volleys sich in der Liga der Großen etablieren könnten. So gut wie derzeit waren die Chancen lange nicht.

„Wir sind unberechenbarer geworden“

Im Gegensatz etwa zu dem ewigen Rivalen VfB Friedrichshafen konnten die Berliner ihre Mannschaft nicht nur halten, sondern noch sukzessive verbessern. „Gerade was unsere zweite Reihe betrifft, sind wir in dieser Saison noch einmal auf ein höheres Level gekommen“, sagt Georg Klein. „Wir sind dadurch unberechenbarer geworden. Und wenn jemand mal einen schlechten Tag hat, dann wird der gnadenlos gut ersetzt.“

Auf der Suche nach den gewinnbringenden Faktoren im Spitzensport dreht es sich meist nur um die erfolgreichsten Punktelieferanten. Was dabei oft übersehen wird: Auch den Ergänzungsspielern kommt eine immens wichtige Bedeutung zu. Sind sie unzufrieden, können sie die Stimmung in der gesamten Mannschaft vergiften. Sind sie zufrieden, können sie wesentlich zum Erfolg beitragen. Klein hat mehr den Erfolg der Mannschaft als den eigenen im Blick.

Manager Niroomand mag altruistisch veranlagte Charaktere

Manager Niroomand hat immer tunlichst darauf geachtet, altruistisch veranlagte Charaktere bei den Volleys unterzubringen. Beispiele gibt es etliche, zu nennen sind Paul Carroll, Robert Kromm oder Felix Fischer. Über Georg Klein sagt Niroomand: „Felix Fischer konntest du morgens um halb vier für einen Sponsorentermin oder dergleichen aus dem Bett holen. Der hat das gemacht. Georg ist auch so ein Typ. Wir sind sehr glücklich, dass er bei uns ist.“

Doch Niroomand weiß auch, dass mit Altruismus allein in der Champions League noch kein Spiel gewonnen ist. Zumal Ljubljana der leichteste Gegner in der Gruppenphase sein dürfte. Danach stehen für die Berliner Spiele gegen die russischen Spitzenteams Nowy Urengoi und Kusbass Kemerowo an. Hinzu kommt, dass sich von den fünf Vierergruppen nur die Gruppenersten und die drei besten Gruppenzweiten für das Viertelfinale qualifizieren.

„Das geht nicht. Irgendwann spielen dann nur noch Italiener, Russen oder Polen in der Champions League. Das muss sich ändern“, sagt Niroomand. Er habe beim Europäischen Volleyballverband sein Missfallen an dem Modus zum Ausdruck gebracht und hege die Hoffnung, dass er gehört werde. Aber bis sich etwas ändert, muss Niroomand hoffen, dass sein Team spielerische Defizite gegenüber den russischen Teams mit einem Plus an kollektiver Geschlossenheit wettmachen kann. Da kommt dann wieder Georg Klein ins Spiel.

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