Der SC Freiburg sorgt für Furore: Gekommen um zu bleiben
Dass Freiburg in der Bundesliga so gut dasteht, erstaunt viele. Es ist aber gar nicht so verwunderlich.
Die Bayern gelten mal wieder als großer Favorit auf den Meistertitel. Dortmund und Leipzig sind wohl die größten Konkurrenten. Doch am vergangenen Wochenende stand plötzlich ein Klub an der Tabellenspitze, den dort wohl niemand erwartet hätte: der SC Freiburg. Die Überraschung hielt immerhin 16 Minuten lang, in denen die Fans ausgiebig feierten. Dann erzielte der FC Augsburg den Ausgleich und die Zeit als Tabellenerster war schon wieder Geschichte.
Natürlich gilt Freiburg jetzt nicht als einer der Anwärter auf die Meisterschaft. Aber es ist doch bemerkenswert, dass der Verein nach den ersten fünf Spieltagen auf Platz vier der Tabelle stand und am Sonntag gegen Düsseldorf (15.30 Uhr, live bei Sky) die Chance hat, sich unter den besten Teams der Liga zu behaupten. Dabei ist der starke Saisonstart der Freiburger bei genauerem Hinsehen keine große Überraschung.
So war das Auftaktprogramm für die Mannschaft von Trainer Christian Streich verhältnismäßig leicht. Gegen Mainz, Paderborn und Hoffenheim konnte Freiburg gewinnen. Gegen Köln verlor der Klub. Mit Borussia Dortmund kommt der erste richtig schwere Gegner erst am siebten Spieltag. Freiburgs Co-Trainer Florian Bruns sieht das anders: „Das waren zum Auftakt fast alles direkte Konkurrenten und überhaupt keine einfachen Spiele.“
Der 40-Jährige hat selbst früher für den SC Freiburg gespielt und war danach unter anderem für den 1. FC Union, den FC St. Pauli und Werder Bremen aktiv. Seit 2017 ist er Assistent von Cheftrainer Christian Streich. Er nennt als einen Grund für den guten Saisonstart, dass fast das gesamte Team zusammengeblieben ist. „Mit der Truppe können wir da weitermachen, wo wir letzte Saison aufgehört haben“, sagt Bruns.
Alle Leistungsträger sind in Freiburg geblieben
Tatsächlich konnte Freiburg alle wichtigen Leistungsträger halten. So verlängerte zum Beispiel Torwart Alexander Schwolow seinen Vertrag im August.
Und auch Luca Waldschmidt ist noch da. Der Angreifer rückte nach seiner starken U-21-Europameisterschaft ins Blickfeld von Joachim Löw und wurde erstmals für die Nationalmannschaft nominiert. Auch im Blickfeld einiger größerer Klubs soll Waldschmidt aufgetaucht sein, es gab Gerüchte um ein Interesse von Benfica Lissabon. „Ich bin nicht nach Freiburg gekommen, um nach einem Jahr direkt wieder zu gehen“, stellte Waldschmidt aber recht früh klar. Co-Trainer Bruns freut sich über so ein Bekenntnis für Freiburg: „Das war eine tolle Aussage von ihm und gleichbedeutend damit, dass wir uns da nicht den Kopf zerbrochen haben.“
Während bei anderen Klubs ähnliche Wechselangelegenheiten meist wochenlang diskutiert werden und Berater, Spieler und Vereinsverantwortliche ein wirres und manchmal hoch amüsantes Schauspiel zelebrieren, kühlte das Thema Waldschmidt schnell wieder ab.
Einer, der sowieso nur schwer wegzudenken ist aus Freiburg, ist Chefcoach Christian Streich. Kein anderer Bundesligatrainer ist so lange im Amt wie er, seit 2012 trainiert er den Verein. Zwischenzeitlich stieg er mit dem Klub sogar in die Zweite Liga ab und schaffte danach den Aufstieg. Für Bruns spielt Streich „eine ganz besondere Rolle, mit allem, wie er den Verein lebt“. Diese Identifikation mit dem Verein, der Region – „dafür steht der Trainer“, sagt Bruns.
Er hebt die Videoanalysen hervor, die einen wichtigen Teil der Arbeit mit der Mannschaft einnehmen. Auch Freiburgs Kapitän Mike Frantz, der gegen Düsseldorf wegen einer Adduktorenverletzung ausfallen wird, sagte: „In Freiburg habe ich erst angefangen, Fußball zu verstehen. So viele Videoanalysen, in denen dir jeder Fehler aufgezeigt wird, hatte ich nie.“
Hinzu kommt, dass sich die freundliche Art von Christian Streich wohl auf das Teamgefüge und die anderen Mitarbeiter innerhalb des Vereins überträgt. „Es ist ein familiäres Miteinander“, sagt Florian Bruns. Er kenne sogar noch viele Mitarbeiter aus seiner aktiven Zeit beim Klub, die immerhin schon fast zwanzig 20 Jahre zurückliegt. „Hier ist sehr viel so, wie es damals war“, sagt Bruns, auch wenn sich der Verein natürlich weiterentwickelt habe, zum Beispiel mit Blick auf die Videoanalysen.
Zwölf Leute am Kartentisch
Der Co-Trainer lobt die gute Stimmung innerhalb des Teams: „Dass die im Trainingslager mit zwölf Leuten am Tisch sitzen und Karten spielen, ist cool zu sehen. Da kriegt man selber Lust, noch mal Spieler zu sein, um da mitzusitzen und zu lachen und diesen Teamgedanken ganz speziell zu haben.“
Wenn der SC Freiburg weiterhin so viele Punkte sammelt, wird die Stimmung sicher gut bleiben. Gegen Düsseldorf ist der Klub nach dem Blick auf die Tabelle sogar Favorit. Das sieht Bruns aber anders. „Es ist wieder ein direkter Konkurrent, der ungefähr genauso stark ist wie wir. Die werden die Messer wetzen und wir versuchen, uns dagegen zu wehren“, sagt er. Denn 16 Minuten Tabellenführung hin oder her: Das Ziel der Freiburger ist erst einmal der Klassenerhalt.
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