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Atemberaubend waren die Kostüme der Protagonisten.
© REUTERS

Traurig-schöne Eröffnungsfeier in Tokio: Gegen die Götter hat Olympia keine Chance

Die Eröffnungsfeier in Tokio ist stilvoll arrangiert. Doch sie kann das Dilemma dieser Spiele nicht verdecken. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Die ersten Medaillen bei diesen Olympischen Spielen haben circa ein paar Dutzend Frauen und Männer verdient. Über zwei Stunden am Stück winkten, klatschten und tanzten sie beim Einlauf der Athletinnen und Athleten. Sie sollten im leeren Olympiastadion wenigstens ein bisschen Atmosphäre schaffen. Natürlich konnten sie die fehlenden 68 000 Zuschauerinnen und Zuschauer, die im Stadion Platz gehabt hätten, nicht ersetzen. Aber die ausdauernden Stimmungsmacher zeigten: Das Gastgeberland geht an seine Schmerzgrenze, um die Olympischen Spiele, nun ja, ganz nett werden zu lassen. Ein Sportfest, das ist klar, kann es ohne Fans in den Stadien nicht geben.

Für Freunde der Olympischen Bewegung und vor allem für die Athletinnen und Athleten ist das ein großer Jammer. Dass die Japaner fantastische Gastgeber sein können, ist bekannt. Auch die Eröffnungsfeier am Freitag war stimmungsvoll arrangiert. Die Regisseure der Show ließen am Ende viele Hundert Drohnen am Himmel erstrahlen. Das war spektakulär. Ansonsten wurde weitgehend auf großen Pomp verzichtet. Musik und Mensch sowie die japanische Kultur standen im Vordergrund. Hübsch dargestellt etwa wurde die Legende über den roten Faden, „Akai Ito“, nach der die Götter die Menschen durch einen roten Faden schicksalshaft miteinander verbunden haben.

Das passte ganz gut. Olympia steht wie kein anderes sportliches Großereignis für Völkerverbindung. In Pandemiezeiten wird dieses Band besonders deutlich. Das Virus trifft alle, manche schlimm, manche weniger.

Die Organisatoren versuchen nun, diesen Faden zu zerschneiden. Eine Blase soll alle Olympiateilnehmerinnen und -teilnehmer vom Rest der Bevölkerung abschotten. Doch es gibt schon Berichte aus Japan, wonach die vermeintliche Blase längst etliche Male geplatzt ist, etwa an den Flughäfen oder in den Hotels.

Das Dilemma der Olympischen Spiele in diesem Jahr ist, dass sie sich von den Menschen trennen müssen, mit denen sie eigentlich zusammen ein Sportfest feiern wollen. Das wird kaum funktionieren.

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