Starke Gegner in der Euroleague: Gegen Barcelona ist Alba klarer Außenseiter
Mit einem Heimspiel gegen Barcelona startet Alba in die Zwischenrunde der Euroleague. Angesichts der starken Gegner ist die Qualifikation fürs Viertelfinale utopisch.
Sasa Obradovic stellte sich vor dem Training zu einer Fragerunde, als der Coach von Alba Berlin die zerrissene Jeans einer Reporterin bemerkte. Er schaute hinaus in die verschneite Kälte vor der Halle und grinste ungläubig. Einer in der Runde bemerkte, wer gut aussehen wolle, der müsse eben hart im Nehmen sein. „Das sollte ich mal meiner Mannschaft sagen“, sagte Obradovic und lachte.
Der Spruch taugt durchaus als Motto für die kommenden Wochen und Monate bei Alba Berlin. Am heutigen Freitag starten die Basketballer in die Zwischenrunde der Euroleague, nur zwei Tage nach dem Bundesligaheimsieg (82:56) gegen den Mitteldeutschen BC an Silvester. Und das erste Spiel in der Zwischenrunde hat es gleich in sich, gegen das spanische Spitzenteam FC Barcelona (Freitag, 20 Uhr) in der Halle am Ostbahnhof. Um dort und in den 13 übrigen Gruppenspielen gut auszusehen, müssen sich die Berliner so zerreißen wie ein Designer seine Jeans. Und sie müssen hart im Nehmen sein, was Niederlagen angeht.
Davon werden bis zum Ende der Top-16-Phase im April wohl noch einige kommen. Denn als weitere Gegnerschaft wartet Europas Elite: Real Madrid, Maccabi Tel Aviv, Panathinaikos Athen, Galatasaray Istanbul, Roter Stern Belgrad und Zalgiris Kaunas. Platz vier und das Viertelfinale scheinen da utopisch. Im Vergleich zur Vorrunde, die Alba mit vier Siegen und sechs Niederlagen abschloss, steigen Anspruch und Belastung noch einmal.
Das könnte auch auf die Leistungen in der Bundesliga schlagen, wo Alba als Tabellenführer europäische Ausflüge bisher unbeschadet überstanden hat. „Seit Saisonbeginn begleitet uns die Frage, wie man damit umgeht, alle zwei Tage zu spielen“, sagte Obradovic. Das ist bisher gelungen. „Unsere Stärke ist, dass wir nach Niederlagen in der Euroleague in der Bundesliga stark zurückgekommen sind“, sagte Kapitän Alex King nicht ohne Stolz.
„Müdigkeit darf nicht gelten“, stellte Albas Geschäftsführer Marco Baldi jüngst klar, also keine Ausrede. Das hat sich offenbar noch nicht herumgesprochen.
„Müdigkeit wird ein Problem werden, auch mental“, ahnte Trainer Obradovic bereits, es werde schwerer, sich immer wieder schnell auf neue Gegner zu konzentrieren. Wichtig sei es da „mit Fehlern zu leben, denn es ist keine Zeit, sie zu korrigieren“. Alba ist eigentlich eine Mannschaft, deren aggressive Verteidigung von der Fitness lebt. Doch schon jetzt klagen die Spieler, dass die intensiven Einheiten fehlten, dass der Spielplan fast nur Schonung und Videostudium als Vorbereitung zulässt. „Der Coach achtet darauf, dass wir frische Beine haben“, sagte King, „aber harte Drills machen sich positiv bemerkbar.“
Der Teamerfolg hängt stark vom Energielevel ab, das weiß auch Obradovic. Nun stellt er sich darauf ein, „dass es gerade gegen gute Teams Aufs und Abs geben wird“. Viele jüngere Spieler, die bisher überraschend gut agierten, sind noch nicht fertig in ihrer Entwicklung. Ihre Leistungskurve ging ungewöhnlich lange bergauf. Als Beispiele nannte Obradovic Jamel McLean und Niels Giffey. „Erfahrenere Spieler würden sicher einfacher mit vielen Situationen zurechtkommen.“
Und nun geht es gleich gegen den FC Barcelona, für Obradovic eines „der vier, fünf besten Teams Europas“. Bei den Katalanen bekommt Nationalcenter Tibor Pleiß bisher wenig Spielzeit, weil auf seiner Position ein Spitzenspieler wie der Kroate Ante Tomic agiert. „Sie sind Favoriten, wir die Underdogs“, sagte Obradovic, der schon einen Matchplan parat hatte: „Meine Spieler dürfen erst nach Ablauf von 24 Sekunden werfen.“ Auf Zeit spielen, um eine hohe Niederlage zu vermeiden, das war natürlich nur ein Scherz. Aber keiner, der als Taktik taugt, wie der mit den Jeans.