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Olympische Insel. Die Stadt Hamburg will ihre Bauvorhaben auf dem Kleinen Grasbrook nur bei einer Zusage des IOC umsetzen. Animation: dpa.
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Hamburger Olympia-Bewerbung: Ganz oder gar nicht

Bürgerentscheid, starke internationale Konkurrenz und Kostenfrage: Hamburg steht nach dem Zuschlag als Bewerberstadt für Olympia vor großen Herausforderungen.

Im Kopf hat Hamburg die Olympischen Spiele schon beginnen lassen. So hat es Alfons Hörmann beschrieben, als er sich die Präsentation der Hamburger angesehen hatte. „Da konnte man sich schon die olympische Atmosphäre vorstellen“, sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Zu Fuß oder mit dem Schiff ins Olympiastadion, diese Wege habe man schon einmal gedanklich gehen können, auch weil Olympisches Dorf, Olympiastadion, Schwimmhalle und Olympiahalle so nah beieinander liegen werden.

Der nächste Schritt ist nun erst einmal ein feierlicher, bevor es technisch wird und anstrengend. Am Samstag findet in der Paulskirche in Frankfurt am Main die Siegerehrung des olympischen Städtewettbewerbs zwischen Hamburg und Berlin statt. Einige Reden wird es geben, voraussichtlich viel gute Laune und Sätze wie die von Bundesinnenminister Thomas de Maizière: „Für Olympia sind wir ab heute alle Hamburger. Es geht um eine Bewerbung für Deutschland. Hamburg ist jetzt unser gemeinsamer Kandidat.“

Nach dem Samstag beginnt dann in Hamburg die eigentliche Arbeit. Es müssen Gutachten in Auftrag gegeben werden und Kostenschätzungen, damit die Bevölkerung in Hamburg weiß, worüber sie denn im Herbst genau abstimmen soll. Einen genauen Termin für den Volksentscheid in Hamburg gibt es noch nicht. Wegen der Gesetzesänderung habe das bisher noch nicht geschehen können, sagte Hamburgs Innensenator Michael Neumann am Dienstag im Rathaus der Hansestadt.

Beim Bürger hat Hamburg noch lange nicht gewonnen, auch wenn es weit bessere Erfolgsaussichten hat, als es sie in Berlin gegeben hätte. Das war auch der wichtigste Grund, warum am Montag geschätzte 70 Prozent der 43 vom DOSB geladenen Experten für Hamburg waren. Die letzte Umfrage hatte eine Zustimmung in Hamburgs Bevölkerung von 64 Prozent ergeben. Dass dies keine Vorentscheidung ist, weiß der deutsche Sport noch genau. Als es in Bayern um die Münchner Bewerbung für die Winterspiele 2022 ging, gab es sogar Umfragewerte von 65 Prozent. Trotzdem ging der Volksentscheid am Ende verloren.

Auf jeden Fall hat Hamburg sehr starke Konkurrenz

Diese Hürde für Hamburg ist allerdings bei Weitem nicht so hoch wie die finale: die Vergabe durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) im Sommer 2017. Auf jeden Fall hat Hamburg sehr starke Konkurrenz. Da ist zum einen Boston. Zuletzt hatte das IOC zwar mehrere Bewerber aus den USA abgelehnt. Ein Milliarden-Fernsehvertrag mit dem Fernsehsender NBC und mehrere ebenfalls hoch dotierte Sponsorenverträge mit US-amerikanischen Firmen sind nun jedoch gewichtige Argumente.

Es ist allerdings keineswegs so, dass das Rennen schon für Boston gelaufen wäre. Die Zustimmung zu den Spielen ist zuletzt auf 44 Prozent gesunken. Die politische Großwetterlage kann eine US-Bewerbung auch jederzeit gefährden. Neben Boston hat Rom schon seine Kandidatur angekündigt. Baku und Doha könnten folgen. Die stärkste Bewerbung könnte jedoch eine andere Stadt abgeben.

Paris will, 100 Jahre nach seinen letzten Spielen, Olympia wieder haben. Schon für die Sommerspiele 2012 galt Paris als haushoher Favorit. Beobachter sprachen von der besten Bewerbung, die es je für Olympische Spiele gegeben habe. Doch dann kam Sebastian Coe, riss das IOC mit seiner Rede darüber mit, eine ganze Generation für den Sport inspirieren zu wollen – und London gewann.

Die Fußball-EM 2004 ist eine große Unwägbarkeit für Hamburg

Für Hamburg spricht im Wettbewerb um die Spiele 2024, dass die nächste Vergabe die erste nach der Agenda 2020 des IOC ist. Es sollen also nachhaltige Spiele werden, die dem Ausrichter mehr Freiheiten als bisher lassen, vor allem die Freiheit für ein Konzept, das die Stadtentwicklung besonders berücksichtigt. Das ist im Fall von Hamburg mit dem „Sprung über die Elbe“ gegeben. Allerdings gibt es große Unwägbarkeiten. Etwa die Fußball-EM 2024. Hier gilt Deutschland als Favorit. Sie wird nach dem Entscheid über Olympia 2024 vergeben. Kann es tatsächlich zwei Großereignisse in einem Jahr in einem Land geben? „Wenn das ein Land schafft, dann Deutschland“, hat Michael Vesper schon gesagt, der Vorstandsvorsitzende des DOSB. Das wäre auch für Berlin schwierig geworden, zumal das Olympiastadion auch das Fußballstadion ist.

Hamburg wird nun viel rechnen und planen müssen. Es könnte sein, dass sich die Kosten für die Olympic City auf dem Kleinen Grasbrook auf einen zweistelligen Milliardenbetrag belaufen. Der Vorlauf ist auf jeden Fall ein anderer als der Berlins. Von seiner Olympiabewerbung um die Spiele 2000 sind in Berlin nicht nur Häme und Anekdoten übrig geblieben, sondern auch zwei herausragende Sportkomplexe: die Max-Schmeling-Halle und die Schwimmhalle mit dem angrenzenden Velodrom. Hamburg hat im Gegensatz dazu ein Ganz-oder-gar-nicht-Konzept. Der Kleine Grasbrook wird entweder ein neues Olympiazentrum werden – oder Hafengelände bleiben.

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