Wohin steuert die Bundesliga?: Fußball zum Frühstück
Die Premier League verdient mit Fernsehrechten künftig fast drei Mal so viel wie die Bundesliga. Was passiert, wenn die DFL nachzieht? Unser Autor befürchtet die Konsequenzen. Ein Kommentar.
Manuel Neuer wechselt vom FC Bayern München zum FC Burnley. In England, begründet der deutsche Welttorhüter, könne er eben ein Vielfaches an Gehalt verdienen.
Das ist in etwa das Schreckensszenario, das deutsche Fußballfans fürchten, wenn sie hören, dass die Premier League künftig knapp sieben Milliarden Euro für ihre Fernsehrechte erhält, fast dreimal soviel wie die Bundesliga mit 2,5 Milliarden. Um das Neuer-Szenario zu verhindern, „brauchen wir eine ehrliche Diskussion in der Liga: Sind wir mit Blick auf den neuen TV-Vertrag bereit, notfalls auch unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen?“, sagt Christian Seifert der „Bild"“. Was der Chef der Deutschen Fußball-Liga (DFL) damit meint, ist klar: ab 2017 den meistbietenden Fernsehsendern zu geben, was sie verlangen. Erstliga-Spieltage von Freitag bis Montag, Anstoßzeiten ab elf Uhr morgens oder die Abschaffung der Sportschau.
Cardiff City bekommt doppelt so viel Fernsehgeld wie der FC Bayern
Solange Fußball hierzulande leicht zugänglich bleibt und damit weniger exklusiv, wird es kein Wettbieten geben wie in England, das die Rekordsumme brachte. Die Frage ist: Was hat der Fan davon?
International sind die deutschen Klubs zurzeit erfolgreicher als die englischen, von der Nationalmannschaft ganz zu schweigen. Selbst wenn Cardiff City vergangene Saison schon doppelt soviel Fernsehgeld bekam wie der FC Bayern. Und welcher deutsche Fan will Fußball zum Frühstück oder Auswärtsfahrten am Montagabend wie auf der Insel? Die traurige Antwort ist: immer noch genug. In England liegt die Stadien-Auslastung trotz allem bei 95 Prozent. Forderungen nach verbilligten Tickets lehnen die Klubs ab, trotz Rekordeinnahmen.
Der kluge Dealer verknappt seinen Stoff
Um solche Verhältnisse zu verhindern, müssten Fans von ihrer einzigen Macht Gebrauch machen: abschalten und wegbleiben. Aber Sender und Klubs haben sie mit viel Fußball auf allen Kanälen süchtig gemacht und wollen sich das nun als kluge Dealer bezahlen lassen, indem sie das Produkt verteuern, verknappen und inhaltlich strecken. Die Frage ist nur, ab wann sie den Fans damit den Entzug erleichtern.