Großer Empfang in Los Angeles: Fußball-Weltmeisterinnen sind eben Fußball-Weltmeister
In den USA erfährt der Frauen-Fußball in Medien und Bevölkerung eine hohe Wertschätzung. Ein Bericht vom Empfang der Weltmeister aus Los Angeles.
Dienstagmorgen in Downtown Los Angeles. Der Plaza vor dem Staples Center, der riesigen Halle im Zentrum der Stadt, die nur dort wie eine Riesenstadt aussieht, ist überfüllt. Zwischen den Hochhäusern drängeln sich vorwiegend weibliche Jugendliche, die einen erstaunlichen Kreischpegel bewerkstelligen. Und das stundenlang, unter Bildschirmen, auf denen Porträts der neuen Heldinnen der Nation immer wieder überlebensgroß aufflackern. Und die Fans drängeln an den Absperrungen einer riesigen Tribüne, über der eine Leinwand in Schleife immer wieder die Tore einer Fußball-Mannschaft zeigt, die alle sportinteressierten Menschen in den USA am Sonntag beim 5:2 im WM-Endspiel gegen Japan so begeistert hat: Und die Weltmeisterinnen wollen sich am Dienstag nun nach der Rückkehr aus Kanada in der Heimat von ihrem Volk feiern lassen. Den Transparenten vom US-Soccer-Verband rund um die Bühne ist zu entnehmen, dass es sich um die "besten Fans der Welt handelt".
Als die Weltmeisterinnen um Abby Wambach und Torfrau Hope Solo dann gegen Mittag endlich die Tribüne betreten, gibt es in der gefühlten Hauptstadt des US-Fußballs kein Halten. Tausende von Menschen kreischen und die Frauen auf der Bühne, gezeichnet vom Feiern, haben wieder so einfaches Spiel wie im Finale gegen Japan. Solo schreit ins Mikrophon: "Danke Leute. Und wisst ihr was: Wir haben vom ersten Tag daran geglaubt, vom ersten Spiel an." Und dann wird kunterbunt durcheinander gebrüllt. Übernächtigt mit heiseren Stimmen. Wambach krächzt noch ein: "Wir sind stolz auf unsere Fans" und dann wird gemeinsam den das unvermeidlichen Queen-Stück "We are the Champions" gegrölt. So, wie das halt ist bei vielen Meisterfeiern im Fußball. Nach einer Stunde ist alles vorbei, womöglich gibt es nun aber die Tage auch noch eine Siegerparade in New York City.
Frauenfußball erfährt in den USA hohe Wertschätzung
Und die Feier von Los Angeles war eben von ihrem Geist gefühlt keine, wie sie etwa in Deutschland bei einem Erfolg der Fußball-Nationalmannschaft der Frauen zu erwarten gewesen wäre. Hier wird der Titel weder den Frauen gegönnt, noch über seine Wertigkeit diskutiert. Fußball-Weltmeisterinnen sind eben Fußball-Weltmeister! Der Titel war Gesprächsthema dieser Tage auf den Straßen von Los Angeles. Er erfährt in den USA allgemein hohe Wertschätzung, wird etwa in den ausufernd groß berichtenden Tageszeitungen "USA Today" oder "New York Times" an keiner Stelle in Relation gesetzt mit dem Männerfußball - der tauchte nur kurz nach dem Titelgewinn mal kurz auf, als Männer-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann als einer der ersten per Twitter gratulierte.
Sicher, Fußball ist in den USA immer noch ein wenig Folklore und eher eine große Randsportart als ein Massenphänomen. Aber die Begeisterung über den Erfolg der US-Frauen, die den Titel erstmals seit 1999 wieder gewinnen könnten, zeigt auch, was eben auch mit so einer Sportart in den USA möglich ist, wenn sie international erfolgreich ist. "Nicht aus dieser Welt", titelte etwas USA Today am Tag nach dem Erfolg.
Allerdings haben die Fußballerinnen aus den USA wohl auch nach dem Titel ein Problem im Alltag des US-Sports. Die neun Teams der Profiliga, die National Women's Soccer League, stoßen auf wenig Interesse. Und es ist bereits der der dritte Versuch, so eine Liga zu etablieren. Die NWSL spielt seit 2013 und ist ein fragiles Gebilde. Offensichtlich lassen sich die jugendlichen Fans dafür noch nicht begeistern. Aber es ist natürlich auch in den USA etwas anderes unter dem Signet einer stolzen Nation zu feiern als für neue Teams mit lustigen Namen wie "Western New York Flash" oder "Boston Breakers" lokal zu begeistern. Die amerikanische Liga spielt zwar in oder in Nähe von Metropolen wie New York, Chicago oder Boston. Doch dort ist der Sportraum schon seit Jahren besetzt durch die Profiteams der großen vier US-Sportarten - und dagegen anzukämpfen, ist schwieriger als einen Titel bei einer Weltmeisterschaft zu gewinnen.