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Fußball-Fans singen jetzt nicht mehr nur, sie handeln auch.
© dpa

Solidarität in der Corona-Krise: Fußball-Ultras werden zu Helfern in der Not

Vor ein paar Wochen standen sie wegen der Beleidigungen von Dietmar Hopp noch in der Kritik, in der Corona-Krise tun Fußball-Fans nun Gutes.

Botengänge, Einkaufshilfen, Kumpelkisten - Fußball-Deutschland erlebt eine Welle der Solidarität. Vor allem die noch vor wenigen Wochen nach mitunter heftigen Protesten gegen Klub-Investoren wie Hoffenheims Dietmar Hopp und die DFL kritisierten Ultras erweisen sich in der Corona-Krise als Helfer in der Not. Sig Zelt von der Organisation ProFans ist guter Dinge, dass die zahlreichen Aktionen das Image der Fans verändern. „Ich hoffe, dass das auch den Ruf der Ultras etwas verbessert“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

In bundesweit über 20 Initiativen bieten Fußball-Fans unter anderem Botengänge oder Einkaufshilfe an. „In dieser Krise kommt es auf die Solidarität an. Da ist es unsere Pflicht, nicht nur als Fußball-Fans, sondern auch als Bürger zu versuchen, möglichst gut durch diese Krise zu kommen“, sagte André Golinski von einer Gruppe Hannover-96-Fans, die gerade eine Fanabteilung gründen.

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Für Union-Berlin-Anhänger Zelt kommt das Engagement vieler Fangruppen nicht überraschend: „Das entspricht dem Selbstverständnis vieler Ultras, dass sie der Gesellschaft etwas Gutes tun wollen. Nach dem Motto: Wenn ihr unsere Fankultur akzeptiert, dann geben wir euch auch etwas zurück.“

Nach schleppendem Beginn wächst die Nachfrage. Das hat nicht nur mit der steigenden Zahl an Infizierten, sondern auch mit intensiverer Öffentlichkeitsarbeit der Helfer zu tun. „Bisher haben wir nur im Internet für die Aktion geworben. Nun verteilen wir Flyer in Supermärkten, Apotheken und bei Ärzten“, sagte ein Sprecher der im Bündnis „Südtribüne Dortmund“ organisierten Fans. Zu den rund 90 ehrenamtlichen Dortmunder Helfern gehört auch der ehemalige Nationalspieler und BVB-Profi Kevin Großkreutz, der derzeit beim Drittligisten KFC Uerdingen unter Vertrag steht.

Den bisher größten Bedarf gibt es bei Einkaufsgängen für in Quarantäne befindliche Menschen oder für Ältere und Bedürftige, die der Risikogruppe angehören. „Wir achten dabei auf hygienisch und medizinisch sichere Umsetzung, weshalb die Zahl unserer Einkaufshelfer auf eine sehr kleine Gruppe beschränkt bleibt und sie mit Mundschutz und Handschuhen agieren. Wir lassen uns zudem von medizinischen Experten beraten“, hieß es in einer Erklärung von Nürnberger Vereinsmitarbeitern und Fan-Gruppen.

Ultras danken mit Botschaften oder packen selbst mit an

Ultras aus Gelsenkirchen packen mit Unterstützung des FC Schalke 04 und finanzieller Hilfe der vereinseigenen Stiftung sogenannte „Kumpelkisten“. Sie werden an Personen aus dem Stadtgebiet ausgeliefert und verkauft, die sich in Quarantäne befinden, zu einer Risikogruppe gehören oder im medizinischen Sektor arbeiten. „Die darin enthaltenen Produkte sichern die Lebensmittelgrundversorgung“, teilte der Revierklub mit. Andere Fan-Gruppen wie die „Südkurve München“ riefen zu Blutspenden auf oder bieten sogar Gassi-Gänge für Hunde an.

Auch die durch die Corona-Krise besonders belasteten Mitarbeiter in Krankenhäusern erfahren Solidarität. „Wenn ihr an eure Grenzen geht, denkt daran, dass diese Stadt hinter euch steht!“, steht auf Spruchbändern, die Ultra-Gruppen und das Bündnis „Südtribüne Darmstadt“ an heimischen Kliniken anbrachten.

In Briefen, die vor Supermärkten zu lesen sind, wird den dortigen Mitarbeitern gedankt: „Ihr rackert, um die Regale für uns zu füllen, sitzt mit Handschuhen an der Kasse, um den Betrieb für uns aufrecht zu erhalten, öffnet womöglich bald auch sonntags und habt daheim selbst Familien und Kinder zu versorgen. Ihr seid nun - gemeinsam mit einigen anderen Berufsgruppen - die Aushängeschilder unser Stadt!“

Die Frage, ob die Hilfsaktionen zu einer besseren Reputation der Ultras und nachhaltig zur Befriedung der angespannten Beziehung zwischen Teilen der Fans und der DFL beiträgt, spielt für viele Ultras nur eine untergeordnete Rolle, meint Hannover-Fan Golinski: „Ich glaube, das ist den Ultras relativ egal. Es ist nach wie vor eine unbequeme Jugend-Subkultur. Es war den Ultras vorher egal, wie ihr Ruf ist, es ist ihnen jetzt egal, und es wird ihnen in Zukunft egal sein. Es ist einfach nicht relevant, was Menschen aus anderen Gesellschaftsschichten über Ultras denken.“ (dpa)

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