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Ünsal Arik ist Profiboxer und internationaler Deutscher Meister.
© Madlen Krippendorf

Unmut über aktuelle Entwicklungen in der Türkei: Für Ünsal Arik ist das Boxen auch Mittel zum Zweck

Am Samstag steht für Arik ein wichtiger Kampf an. Dabei geht es nicht nur um Weltranglistenpunkte. Er will außerdem Kritik am türkischen Präsidenten üben.

An sich könnte Ünsal Arik ja ganz zufrieden sein. Der Boxer kann wieder das machen, was er an sich am Liebsten macht: Boxen. Am Sonnabend steht für den Franken mit Berliner Wohnsitz ein Kampf um Weltranglistenpunkte an, in Augsburg trifft der Superweltergewichtler auf den Bosnier Alexander Kovac. Der Kampf geht über sechs Runden, es ist aber nicht der Kampf, den Arik wollte: An sich sollte er gegen den Nikolozi Gviniashvili in den Ring steigen – aber der Georgier ist mit dem Coronavirus infiziert.

Aber das Boxen ist für Arik auch am Samstagabend zum Teil Mittel zum Zweck, er will bei dem Kampf, der live im Internet auf Youtube (Channel und Infos: „abindenring“) übertragen wird, auch seinem Unmut über aktuelle Entwicklungen in der Türkei freien Lauf lassen. Mit seiner Kritik am türkischen Staatspräsidenten Recep Erdogan ist der Sohn türkischer Einwanderer schon bekannt geworden. Da in der Türkei mehrere Haftbefehle gegen ihn vorliegen, will Arik dort momentan Zeit nicht einreisen.

Nun sagt er: „Erdogan hat Geld aus der Staatskasse geklaut und keiner fragt, wo das Geld hin ist.“ Angeblich geht es um 128 Milliarden Dollar, will Arik herausgefunden haben. Er will vor dem Kampf in Augsburg mit einem T-Shirt in den Ring steigen, auf dem stehen wird „dass der Diktator die 128 Milliarden Dollar“ wieder rausrücken soll, sagt Arik.

Mehr Sicherheit durch die Polizei

Sein politisches Engagement kommt nicht überall gut an, an seinem Wohnort Berlin sieht sich Arik wiederholt Anfeindungen und Bedrohungen ausgesetzt. „Mein Auto wird fast jeden Tag zerkratzt oder beschädigt“, erzählt er. „Ich traue ich kaum, mit meiner Freundin durch den Park zu gehen. Langsam macht das keinen Spaß mehr.“ Er wünsche sich mehr Schutz durch die Polizei. „Aber die schreiten ja anscheinend erst ein, wenn etwas passiert ist. Langsam bin ich nur noch frustriert.“

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Immerhin kann Ünsal Arik nun seinen Frust im Ring lassen. Das ist in diesen Zeiten auch nicht selbstverständlich, das Boxen ist besonders getroffen in der Krise. Natürlich wird der Kampf am Samstag in Augsburg nicht vor Zuschauern stattfinden, verdienen lässt sich daran nicht. Der Kampf gegen Kovac soll allerdings auch nur ein Warmmachen sein für Nikolozi Gviniashvili. Ein Sieg gegen den Georgier würde Ari mehr Punkte in der Weltrangliste bringen. Sobald Givinasvilli wieder gesund ist und Boxen kann, soll der Kampf nachgeholt werden.

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